Oberhausen. . Die Oberhausener Schulchefs haben sich verständigt, die schwachen Schüler von Gymnasien und Realschulen aufzunehmen. Das ist ein Kraftakt.

Alle Schüler, die zum Ende dieses Schuljahres ihre Schule mangels ausreichender Leistung verlassen müssen, haben einen Platz an einer neuen Schule. Dies melden die Leiter der weiterführenden Schulen in Oberhausen.

Damit wissen die Schüler und ihre Familien nun endlich sicher, an welcher Schule es nach den Ferien für sie weitergeht. Ende Juni waren nach Angaben der Schulverwaltung noch über 20 Kinder unversorgt, die die Schulform wechseln müssen.

Gemeinsamer Schulterschluss

Um Platz für diese Schüler zu schaffen, haben die aufnehmenden Schulen (Real- und Gesamtschulen) zusätzliche Klassen eingerichtet und bestehende Klassen vergrößert. „Eine Belastung für Schüler und Lehrer“, wie die Schulleitungen in einer Erklärung betonen. Es ist ihnen wichtig, den „gemeinsamen Schulterschluss“ hervorzuheben, der zu einer Lösung geführt hat – im Sinne der Kinder.

Aber im kommenden Jahr wollen die Schulen nicht wieder die Kastanien aus dem Feuer holen und richten deshalb einen eindringlichen Appell an die Schulpolitik in Oberhausen. „Die Schulleitungen erwarten von der Kommune zum kommenden Jahr 2019/2020 endlich die erforderlichen strukturellen Maßnahmen im Bildungssystem Oberhausens, da die Kapazitäten der Real- und Gesamtschulen nun erschöpft sind.“

Kein traditionelles Sitzenbleiben

Die Leiter der vier Gesamtschulen weisen zudem darauf hin, dass es in ihrem System kein traditionelles Sitzenbleiben gebe, die Schüler in ihren Klassen verblieben und eigentlich keine Plätze frei würden. Deshalb bedeute die Aufnahme von Wechslern ab Jahrgang sieben „die Quadratur des Kreises“.

Alice Bienk, seit einem Jahr Leiterin des Elsa-Brändström-Gymnasium, wehrt sich gegen Kritik, Gymnasien würden zu viele Schüler wegschicken. Foto:  Kerstin Bögeholz
Alice Bienk, seit einem Jahr Leiterin des Elsa-Brändström-Gymnasium, wehrt sich gegen Kritik, Gymnasien würden zu viele Schüler wegschicken. Foto: Kerstin Bögeholz

In der schulpolitischen Debatte der vergangenen Wochen waren auch die Gymnasien in der Kritik. Von ihnen wird von mehreren Seiten eine verbesserte „Kultur des Behaltens“ gefordert.

Nicht mehr so wie vor 20 Jahren

Alice Bienk, Leiterin des Elsa-Brändström-Gymnasiums und Sprecherin für alle Gymnasien, wehrt sich stellvertretend für ihre Kollegen: „Wir haben überhaupt kein Interesse daran, einen Schüler wegzuschicken.“ Die Gymnasien arbeiteten längst nicht mehr wie vor 20 Jahren. „Wir fördern und fordern“, sagt Bienk. „Aber wir müssen uns auch an Recht und Gesetz halten“. Als nicht-integrative Schulform komme das Gymnasium an die Grenzen individueller Förderung, wenn ein Schüler das Klassenziel nicht erreiche.

Der Schulpolitik in Oberhausen wirft die Gymnasial-Direktorin vor, die Schulformwechsler-Zahlen zu instrumentalisieren. 35 Kinder sind es über alle fünf Oberhausener Gymnasien verteilt, die jetzt nach Klasse sechs abgehen müssen, rund 50, wenn man die Jahrgänge fünf bis neun zusammenfasst, erklärt Alice Bienk.

>>> 128 Schüler müssen die Gymnasien verlassen

Unter den 128 Schülern, die insgesamt zum Ende dieses Schuljahres von den Gymnasien abgehen müssen, sind auch viele Schüler der Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) an Gymnasien. Diese Schüler müssen nach zwei Jahren in Regelklassen wechseln.

Eine normale gymnasiale Laufbahn zu absolvieren, ist für die Schüler der Internationalen Vorbereitungsklassenmeist schwierig. Deshalb werden relativ viele von ihnen abgeschult.