Oberhausen. . Relikte der Eisen- und Stahlvergangenheit prägen das Stadtbild. Auf riesigen Flächen wurde Neues realisiert. Nach oben bleibt aber noch Luft.
Die Epoche der Eisen- und Stahlindustrie in unserer Stadt währte rund 240 Jahre lang. 1997 fand sie ihr endgültiges Ende, als das damals deutschlandweit größte Stahlwerk für immer seine Tore schloss. Der letzte Hochofen der Stadt wurde bereits 1979 ausgeblasen. Überall in der Stadt hat die Industrie Spuren hinterlassen. Neben Fördertürmen auch riesige Freiflächen. Manche wurden neu bebaut, andere liegen noch immer brach – und warten auf Investoren.
Um die nach Oberhausen zu locken, wirbt die Wirtschafts- und Tourismusförderung (OWT) mit dem Erbe der Stahl- und Eisenindustrie, etwa auch auf Immobilien-Messen wie der Expo Real in München. Immer im Gepäck der Wirtschaftsförderer: ein Hochglanz-Bildband mit allen derzeit verfügbaren Flächen, auf denen Geldgeber Ideen entwickeln und neue Standorte aufbauen können. Von vergleichsweise kleinen Flächen wie an der Oberhausener Marina bis zu riesigen Arealen an der Autobahn 3 im Oberhausener Norden ist alles dabei.
Große Chancen blieben ungenutzt
Viel hat sich im vergangenen Jahr schon getan: Der Einzelhandelskonzern Edeka baut auf der ehemaligen Kohlereservefläche der Ruhrkohle AG ein neues Zentrallager. Bis zu 1500 neue Arbeitsplätze sollen langfristig entstehen. In direkter Nachbarschaft, im Gewerbegebiet Im Waldteich auf der anderen Seite der Autobahn, plant das britische Unternehmen Segro einen neuen Logistik-Park, der vor allem den Oberhausener Mittelstand stärken soll.
Andernorts hat man große Chancen dagegen nicht genutzt. Auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände an der Osterfelder Straße etwa, auf dem sich mittlerweile zwar Hotels, Großrestaurants und Einzelhändler wie der Möbeldiscounter Poco und der Baumarkt Hornbach niedergelassen haben. Doch die Chance, das 49 Hektar große Areal als Ganzes zu entwickeln, hat man versäumt.
Eine klaffende Wunde inmitten der Stadt
Ganz anders auf der anderen Straßenseite: Auch das Centro, Europas größtes Shopping-Center, steht auf einer alten Industriebrache. Nach dem Ende der Kohleförderung hatte die damalige Thyssen AG ein rund 143 Hektar großes Areal zurückgelassen. Eine klaffende Wunde mitten in der Stadt. Insgesamt mehr als eine Milliarde Euro hat eine englische Investorengruppe um Edwin Healy in die Entwicklung des Centros gepumpt. 1996 feierte die Stadt die Eröffnung.
So sehr sich die Wirtschaftsförderer um Investoren bemühen, sie seien dabei immer auf Dritte angewiesen, sagt OWT-Geschäftsführer Frank Lichtenheld: auf die Eigentümer der Flächen. Sie müssen die Areale vor einer möglichen Nutzung aufbereiten, Flächen erschließen, mögliche Schadstoffe entsorgen. Das kostet viel Geld und Zeit: Bodenproben entnehmen, Analysen in Auftrag geben, Planung, Erschließung. „Da sind fünf Jahre nichts“, sagt Frank Lichtenheld. Das Erbe der Eisen- und Stahlindustrie wird uns also auch künftig noch beschäftigen.