Oberhausen. . Britischer Investor will Babcock-Areal in Oberhausen weiter aufbereiten. Keine Kritik an Stadtspitze. FDP kritisiert Konkurrenzkampf im Revier.

Am Tag der für Oberhausen wirtschaftspolitisch so wichtigen Karstadt-Entscheidung, doch nicht von Essen zum Babcock-Standort an der Duisburger Straße 375 zu ziehen, herrscht auf dem 120.000-Quadratmeter-Areal größtmögliche Gelassenheit. Die Grillbude im Innenhof verkauft unaufgeregt Currywurst – und Beschäftigte diverser Firmen zucken in ihrer Mittagspause mit den Schultern : „Was soll’s?“, „Interessiert mich nicht“, „Da kann man nichts machen“.

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Man sieht aber: Der Investor und Eigentümer des Geländes, die britische Immobilienfirma Henley 360 Grad, spezialisiert auf alte Industriebrachen, hat seit Dezember ganze Arbeit geleistet: Im Innenhof liegen Trümmerhaufen abgerissener alter Gebäude, Baufahrzeuge rollen und auf dem Babcock-Hochhaus knabbert der Abrissbagger.

Die hiesige Politik reagiert auf das Karstadt-Aus weniger gelassen. Offiziell erhielt Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) um 14.46 Uhr die Absage der Karstadt-Chefs – garniert mit ein paar lobenden Worten fürs Engagement der Stadt und Wirtschaftsförderung („Das hat uns sehr beeindruckt“).

Schranz: "Wir bedauern die Entscheidung"

Die Enttäuschung wurde so allerdings kaum gelindert. „Wir bedauern die Entscheidung, denn nicht nur mit Blick auf die Arbeitsplätze für Oberhausen wäre dies ein großer Gewinn für unsere Stadt geworden, sondern auch wegen der Signalwirkung an andere Firmen“, sagte Schranz am Montag im Hauptausschuss.

SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer findet das Karstadt-Votum traurig. „Das ist ein Rückschlag. Jetzt muss man mit dem Investor über die Zukunft des Areals reden.“ Laut Schranz haben sich die Briten auch auf eine Karstadt-Absage eingerichtet. „Sie werden ihr Bemühen, das Gelände für Investoren attraktiv zu machen, nicht reduzieren.“

Falsche Revier-Mentalität

CDU-Fraktionschefin Simone-Tatjana Stehr findet die Entscheidung „bedauerlich“, sieht es aber positiv, dass Oberhausen im Gespräch war. „Karstadt wird sicher nicht der letzte sein.“ Regina Wittmann (Grüne) hofft ebenfalls auf neue Investoren: „Das Gelände hat viel Potenzial.“ Linken-Fraktionschef Yusuf Karacelik trauert vor allem den Gewerbesteuereinnahmen von Karstadt hinterher – und FDP-Gruppenchef Hans-Otto Runkler sieht eine falsche Revier-Mentalität: „Das ist ein Indiz für den schädlichen Wettbewerb der Kommunen, die sich gegenseitig überbieten wollen.“ Und versucht, ein bisschen zu trösten: „Zu uns kommt nun kein dicker Fisch, aber hoffentlich viele schlankere Fische.“

Kritik an Rathaus und Wirtschaftsförderung von der Politik gibt es nicht, keiner schätzt, dass Oberhausen bessere Angebote an Karstadt hätte machen können – und auf die Miet-Offerten des Eigentümers habe man naturgemäß wenig Einfluss, hieß es.

Allerdings müsse man grundsätzlich die Infrastruktur in Oberhausen nachbessern – auch für künftige Investoren. „Wir hätten bessere Karten gehabt, wenn die Straßenbahnlinie 105 gebaut worden wäre“, meint Runkler.