Oberhausen. . Die Stadt sieht zwar keine akute Gesundheitsgefahr durch Keime in Turnhallen- und Schwimmbad-Duschen, doch es muss gehandelt werden. Das kostet.
Trotz guter Auslastung aller Turnhallen und Lehrschwimmbecken in städtischer Hand werden die dort installierten Duschen von Schülern und Erwachsenen in den vergangenen Jahren immer seltener benutzt. Das haben die Fachleute der Stadtverwaltung festgestellt, als sie die Zahl der in den Leitungen vorhandenen Keime gemessen haben.
Die Werte sind höher als sie nach der jüngsten Verschärfung der Trinkwasserverordnung sein sollten. „Es ist zwar keine Gefahr im Verzug, sonst hätten wir Anlagen sofort stilllegen müssen, doch wir müssen mittelfristig handeln“, sagt Immobilien-Dezernent Jürgen Schmidt.
Lebensgefährliche Lungenentzündungen
Hygieniker empfehlen nach Richtlinie VDI/DVGW 6023, die Hähne von Waschbecken und Duschen spätestens alle drei Tage durchzuspülen – sonst besteht Legionellen-Gefahr. Atmet man zu viele von diesen Bakterien ein, so kann sich eine lebensgefährliche Lungenentzündung entwickeln. Wird zu wenig geduscht, dann steht das Wasser in alten Leitungen zu lange. „Wir müssen deshalb ganze Leitungsstränge kappen und Duschen wegnehmen, um den Durchfluss zu erhöhen“, sagt Schmidt.
Ein unabhängiges Institut analysierte die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen in einigen städtischen Gebäuden – und empfahl schrittweise Sanierungen. So sollen Mischwasserleitungen in getrennte Kaltwasser- und Warmwasser-Rohre umgebaut werden. Geprüft wird auch, ob man die Wasserversorgung so umgestalten kann, dass man die Leitungen von innen leicht desinfizieren kann, wenn Keim-Grenzwerte überschritten werden.
Kosten in diesem Jahr: 600 .000 Euro
Leitungen wurden und werden bereits an der Alsfeldschule, der Schule am Froschenteich und der Schillerschule saniert – alles Schulen mit Lehrschwimmbecken. Auch die Sporthallen Ost und Käthe-Kollwitz sowie die Turnhalle Kuhle nahmen Handwerker ins Visier. Die Reparaturen sind nicht gerade billig: Allein in diesem Jahr investiert die Stadt Oberhausen für diesen Schutz gegen gefährliche Keime im Trinkwasser 600.000 Euro.
Ein wenig Mitschuld an der Keim-Misere tragen nach Angaben der kommunalen Fachleute auch die Wasserwerke selbst: Sie bereiten das Wasser am Ende nicht mehr mit speziellen Chlorzusätzen auf, sondern bestrahlen es nur noch mit UV-Licht. „So wird die Belastung des Trinkwassers mit Keimen erheblich reduziert, aber nicht völlig verhindert“, heißt es in einer Beschlussvorlage für den Rat. Den Politikern blieb Ende des vergangenen Jahres nicht viel anderes übrig, als das Geld für diesen Gesundheitsschutz durchzuwinken.
Betagte städtische Gebäude
Schmidt kündigte an, weiter alle städtischen Einrichtungen überprüfen und notfalls sanieren zu lassen. Das kann allerdings insgesamt recht teuer werden.
Denn praktisch alle Trinkwasser-Installationen in den meist betagten städtischen Gebäuden weisen ein hohes Alter auf. Diese entsprechen oft nicht mehr den heutigen allgemein gültigen Regeln des Bauhandwerks.
>>> Ideen von Experten
Diese Maßnahmenhalten Experten im Kampf gegen die Keimgefahr in öffentlichen Duschen für notwendig: Rückbau der Stagnationsleitungen in den vorhandenen Trinkwassersystemen, Umbauten zur Durchführung einer Desinfektion infolge von Grenzwertüberschreitungen, beispielsweise durch das Erstellen zusätzlicher Spülstellen in den Duschanlagen.
Aber auch der Einbauvon Trinkwasserfiltern dient dazu, die Zahl der Keime zurückzudrängen. Empfohlen wird auch der Umbau der Mischwasserleitungen in getrennte Kalt- und Warmwasserleitungen, die Erstellung von Zirkulationsleitungen, der Einbau neuer Thermostat-Armaturen, die Erneuerung von Trinkwasserspeichern sowie die Isolierung der Trinkwasserleitungen.