Oberhausen. . Siedlung Kampstraße: defekte Heizung, feuchte Wände, hohe Nebenkosten. Eigentümer und Hausverwaltung werfen sie Tatenlosigkeit vor.
Die Mieter der Siedlung Kampstraße/Auf der Höchte wollen gemeinsam gegen die ihrer Ansicht nach unhaltbaren Zustände in der Wohnanlage vorgehen. Auf einer Versammlung erstellten sie eine lange Mängelliste. Diese soll per Gerichtsvollzieher sowohl dem Eigentümer, der Adler Real Estate, als auch der Hausverwaltungsfirma Peloton zugestellt werden. Außerdem will man einen Anwalt einschalten.
Eigentümer und Hausverwaltung trauen sie nicht mehr. „Wenn wir unsere Beschwerden nur durch die Post per Einschreiben mit Rückschein schicken, dann sagen die sowieso wieder, sie hätten nichts bekommen“, erklärte Mieter Ingo Kolodziejski den knapp 60 interessierten Bewohnern, die sich Montagabend in dem kleinen Büro der Arbeiterwohlfahrt drängten. Ein Gerichtsvollzieher beurkunde nicht nur die Zustellung eines Briefes, sondern auch die Zustellung mit dem betreffenden Inhalt.
Auf der Mängelliste ganz oben stehen weiterhin die Probleme bei Heizung und Warmwasser. „Das Rohr beispielsweise, das in unserer Wohnung ankommt, ist gerade mal 19 Grad warm, nach fünf Stunden sind es 21“, erzählte ein Mieter. „Damit bekommt man keinen Raum warm.“ Schimmelpilzbildung sei die Folge. „Uns sagt man aber immer nur, wir würden nicht richtig lüften.“
Furcht vor Legionellen
Ein anderer berichtete, dass Wasser aus Kabelkanälen tropfe, Fenster und Balkontüren seien undicht. Eine Mieterin beklagte, ihr Wasser komme gerade mal mit 31 Grad Celsius aus dem Hahn. „Zum Baden oder Duschen muss es aber deutlich wärmer sein, sonst bilden sich gefährliche Legionellen.“ Und die machten krank. „Andere müssen erst mal 90 Liter laufen lassen, bevor überhaupt warmes Wasser aus dem Hahn kommt“, konstatierte Ingo Kolodziejski. „Vielleicht sollte man mal die Heizungsfirma wechseln“, schlug einer vor.
Immer wieder seien Rohre, die in der Wohnanlage verlegt sind, undicht, doch die Reparatur erfolge nur zögerlich. „Wasser versickert im Boden. Es kommt bei uns zwar nicht an, wir müssen es aber bezahlen.“ Welche Folgeschäden habe das eigentlich für die Standsicherheit der Häuser, die ja auf altem Bergbaugebiet stünden, fragten einige.
Auch mit der Pflege der Grünanlagen ist man nicht zufrieden. 50 000 Euro jährlich würden dafür in Rechnung gestellt. „Durch die Nebenabrechnung blickt man aber sowieso nicht durch.“ Der Estrich in der Tiefgarage wölbe sich, immer wieder würden Autos, die dort parken, aufgebrochen. Die Außenbeleuchtung sei mangelhaft, Müll liege überall herum, die Gartenhäuschen, die als Ersatz für fehlenden Kellerraum zur Wohnanlage gehören, würden fast auseinanderfallen.
„Die Siedlung sieht schlimm aus. Man muss sich schon fast schämen, dass man hier wohnt“, meinte Nicole Kopp-Czech. Und ein neuer Mieter erklärte: „Ich bekomme jetzt schon Alpträume.“
Die Rohrleitungen sollen heute repariert werden
Mit den Klagen der Bewohner konfrontierten wir den Eigentümer. Jörg Bretschneider antwortete für die Adler Real Estate.
Wann werden die Rohre repariert?
Jörg Bretschneider: Um die Rohrleitung zu prüfen und ggf. zu reparieren, muss in der Wohnanlage öffentlicher Grund und Boden geöffnet werden. Die Genehmigung liegt jetzt vor, so dass gleich am Mittwoch, 9. Dezember, mit den Arbeiten begonnen wird.
Wieso dringt Wasser in Wohnungen ein?
Bretschneider: Betroffen sind Wohnungen, die unterhalb der Balkone und Terrassen liegen. Es sind Abdichtungen insbesondere unter den Balkonaustritten beschädigt, so dass Regenwasser eintreten kann und sich den Weg entlang der Kabel sucht. Das ursprünglich eingebaute Fabrikat zur Abdichtung hat dem Stand der damaligen Technik entsprochen. Im Gebrauch stellt sich aber heraus, dass unter den Balkontüren die Dichtungen beim Hinein- und Hinausgehen immer wieder „umgetreten“ werden. Sind diese Dichtungen dann defekt, kann an der Balkontür herablaufendes Regenwasser eindringen. Die Fenster haben nur eine Dichtlippe, die bei Beschädigung herablaufendem Regenwasser nichts entgegensetzen kann. Die Undichtigkeiten werden sukzessive beseitigt.
Was ist mit der Tiefgarage?
Bretschneider: In den genutzten Tiefgaragen sind keine Feuchtigkeitsschäden erkennbar. Die anderen sind nicht in Betrieb und ein Aufwölben des Estrichs ist nirgends zu sehen.
Was ist mit dem Außenbereich?
Bretschneider: In den Außenanlagen hat die Firma Rögner etwa zweimal die Woche Sperrmülltag. Die Mieter entsorgen im großen Umfang alles Mögliche: von Möbeln über Farbe bis Spielzeug. In dieser Woche wurden ca. 10 Kubikmeter Sperrmüll an der Höchte/Kampstraße eingesammelt. Die Außenbeleuchtung entspricht der damaligen Planung.
Die Nebenkostenabrechnungen sollen unklar sein.
Bretschneider: Diese Frage ist zu allgemein. Es müsste konkret geprüft werden, wo es solche Unterschiede gibt. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Fußbodenheizungen, mit denen die Wohnungen beheizt werden, von den Mietern vielfach nicht sorgfältig genug gehandhabt werden. Manche drehen selbst nachts die Heizungen komplett auf oder stellen sie tagsüber ab, um dann abends voll zu heizen, was bei solchen Heizanlagen länger dauert und nicht sehr sparsam ist. Ein unterschiedliches Verbrauchsverhalten kann zu sehr großen Unterschieden bei der Heizkostenabrechnung führen.