Oberhausen. . Ein riesiger Kran hievt eine 25 Tonnen schwere Pleuelstange in das Rheinische Industriemuseum. Nun wird es der gewichtige Teil einer Ausstellung.

  • Im Oktober eröffnet im LVR-Industriemuseum die neue Ausstellung „Energiewenden – Wendezeiten“
  • Ein altes Maschinenbauteil der Zeche Oberhausen wird das Prunkstück auf 900 Quadratmetern
  • Die Anlieferung der vor zwei Jahren gefundenen Pleuelstange dauert fast einen gesamten Tag

Es ist ein arg sperriger Koloss, der sofort das Kopfkino in Gang setzt: Eine zwölf Meter lange und 25 Tonnen schwere Pleuelstange hängt an den Eingangstoren zum Rheinischen Industriemuseum am Haken des Krans. Das voluminöse Maschinenbauteil wird das Prunkstück der am 20. Oktober eröffnenden Ausstellung „Energiewenden — Wendezeiten“. Doch wofür wurde das mittlerweile mit Rost übersäte Stück Schwermetall einst gebraucht?

Michael Gaigalat, der Abteilungsleiter der Sammelstelle des LVR-Industriemuseums, hält eine Skizze in der Hand. „Es handelt sich um eine Pleuelstange. Sie bildete den oberen Teil des Pumpengestänges der früheren Wasserhaltung von Schacht 2 der Zeche Oberhausen.“

Eine runde Sache: Diese extrem belastbaren Industrieroller beförderten das zwölf Meter lange Relikt der Zeche Oberhausen Zentimeter für Zentimeter zum Ziel.
Eine runde Sache: Diese extrem belastbaren Industrieroller beförderten das zwölf Meter lange Relikt der Zeche Oberhausen Zentimeter für Zentimeter zum Ziel. © Gerd Wallhorn

Das riesige Konstrukt diente vor rund 120 Jahren dazu, die in Maschinenhäusern befindlichen Wasserhaltungsgeräte mit einer Dampfmaschine und die an weiten Gestängen in den Schacht abgelassenen Pumpen zu verbinden. „Dies war nötig, um das Grubenwasser aus dem Schacht zu pumpen.“

Für die neue Ausstellung, die langsam auf 900 Quadratmetern Gestalt annimmt, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Spezialfirmen aus Duisburg und Dinslaken setzen den Koloss in Bewegung. Wie in Zeitlupe rückt das tonnenschwere Gestänge vom Schwertransporter. Es scheint über den Museumshof zu schweben. Am Boden angekommen, klemmen die Arbeiter stabile Rollen unter die Seitenköpfe der Konstruktion. Von Hand bewegen lässt sich freilich nichts. Ein weiterer Kran ist nötig, um die Pleuelstange durch das Tor zu befördern. Ein Geduldsspiel: Für wenige Meter vom Hof bis in die Halle zieht sich der Umzug über einen knappen Tag.

Eher zufällig gefunden

Gefunden wurde das interessante Industrierelikt eher zufällig bei Bauarbeiten auf dem ehemaligen Gelände der Zeche zwischen Knappenstraße, Essener Straße und Mellinghofer Straße. Vor zwei Jahren führte die Essener Firma „Thyssen-Krupp Real Estate“ nämlich Schachtsanierungen am Bodendenkmal „Reste der Zeche Oberhausen“ durch. Nach der Entdeckung wanderte das gewichtige Exponat dann mit schweren Schleppern ins Museumsdepot am Peter-Behrens-Bau an der Essener Straße.

Langsam füllen sich die 900 Quadratmeter im Rheinischen Industriemuseum an der Hansastraße: Am 20. Oktober eröffnet „Energiewenden — Wendezeiten“.
Langsam füllen sich die 900 Quadratmeter im Rheinischen Industriemuseum an der Hansastraße: Am 20. Oktober eröffnet „Energiewenden — Wendezeiten“. © Gerd Wallhorn

Im Oktober können sich die Oberhausener das Zeugnis der hiesigen Zechenkultur aus nächster Nähe anschauen. Die Ausstellung „Energiewenden — Wendezeiten“ beleuchtet verschiedene Epochen und die sich im stetigen Wandel befindlichen Wege der Energiegewinnung. Ein weiterer Blickfang ist ebenfalls schon in der Halle aufgebaut: Ein Simulator einer Steuereinheit aus dem Kernkraftwerk „Philippsburg 1“ wird gezeigt. Zudem gibt es Hintergründe über die Proteste gegen die Kernenergie.

Die Ausstellung „Energiewenden — Wendezeiten“ soll ein komplettes Jahr in Oberhausen bleiben.