DJs beschallen bei „Ruhr in Love“ Londoner Doppeldecker-Bus
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Oberhausen. 36.000 Fans trotzen bei „Ruhr in Love“ dem nieselnden Regen. Bunte Regen-Umhänge sind ein Renner. 400 DJs beschallen in ungewöhnlichen Kulissen.
„Ruhr in Love“ musste sich diesmal im Olga-Park mit einer feuchten Schirm-Party begnügen
36.000 Fans der Elektro-Musik trotzten den Regentropfen mit bunten Plastik-Umhängen
„Ostblockschlampen“ und „Pappenheimer“ gehören zu den Stars der elektronischen Musik
Es muss wohl waschechte Liebe sein. Weder tiefgraue Wetteraussichten noch böse Erinnerungen an matschige Wiesen halten am frühen Samstagmittag Tausende davon ab, zum Oberhausener Olga-Park zu pilgern. Das Riesenfestival „Ruhr in Love“ deckt die Plattenteller zu einer der größten Freiluft-Sausen der Region. 400 Discjockeys beschallen 40 zeitgleich dudelnde Freiluft-Tanzflächen. Sie huldigen Szene-Größen wie Pappenheimer und Klaudia Gawlas. Nur der feine Nieselregen ist nicht eingeladen.
„Da machste nix“, meint Felix Breiteck, der immerhin die weite Reise aus Berlin angetreten hat – und von Regengüssen ganz andere Geschichten erzählen kann. „Die paar Tropfen hier zähle ich schon zum guten Wetter!“ Er hört sich vornehmlich das angesagte Produzenten-Duo „Ostblockschlampen“ an, das für die Hauptbühne angekündigt ist und für den Hit „Clint Eastwood“ aus Mundharmonika-Melodien ein pochendes Elektro-Gewand schneiderte. Grundsätzlich aber schätzt er das, was bei „Ruhr in Love“ in 15 Jahren in der Park-Anlage gewachsen ist: Ein vielfältiges Allerlei aus verschiedenen Stilformen der elektronischen Musik.
Festival lebt von der Vielfalt
So sind die Bühnen von House und Hardcore im Park Nachbarn. Stilistisch sollte man kompatiblen Club-Sound und brachiale Drum-Gewitter aber nicht in einen Wummer-Topf werfen. „Hier gibt es total unterschiedliche Genre – auch wenn für viele Leute sowieso alles Techno ist“, sagt Nicole Schüpper, die schon mehrfach ihre Liebe zur Ruhr unter Beweis gestellt hat. „Mit dieser Ausgabe sind es fünf Jahre“, sagt sie und deutet auf ihr aufgemaltes Herz auf dem T-Shirt.
Und so nieselt es und nieselt es. Und manch heitere T-Shirt-Sprüche werden unter Kapuzen-Pullovern und Regenjacken versteckt. Einer versucht zum bebenden Beat die klamme Kleidung trocken zu tanzen. Auf seinem mutig ärmellosen Hemd steht: „Sorry, mein Smoking ist in der Reinigung!“ Der wäre allerdings auch durchweicht gewesen. Ganz im Gegensatz zu den Park-Wiesen. Die halten diesmal erstaunlich lange dem Hardcore-Hopsen stand. Zufall ist das nicht. Der Veranstalter hatte der Park-Anlage vor dem Festival ein neues Drainagen-System spendiert.
„Ruhr in Love“ wirkt wie eine klangvolle Kirmes. Bühnen, Tanzflächen – fliegende Händler. Die haben schnell ihre Auslagen ausgetauscht. Sonst verkaufen sich schrille Sonnenbrillen gut, diesmal sind die bunten Plastik-Umhänge der Renner. Für drei Euro wandet man sich nun in einem Hauch von Gelben Sack. Sieht komisch aus – hält aber immerhin halbwegs trocken.
Unterstellen kann man sich nirgendwo. Also wird getanzt. Und getanzt. Ein roter Doppeldecker-Bus dient als Kulisse für eine Zappel-Fläche. „Nächster Halt: Piccadilly Circus“ steht über dem Fahrerhaus. Ein Stückchen London im Ruhrgebiet, vom Wetter her passt es ja. Warme Gedanken machen sich die Mixtape-Metrologen: „Gib uns ein Herz, gib uns ein Herz…“ knarzt es bei Lexy & K-Paul aus den Boxen. Zuschauer-Finger formen das Herz zum Liebesbeweis. Vielleicht liegt es ja daran, dass sich nach knapp zehn Stunden kurz vor dem finalen Wumms doch noch die Sonne zeigt.
Das Festival „Ruhr in Love“ lockte die Fans der elektronischen Musik zum 14. Mal nach Osterfeld zum Abtanzen. Die Premiere fand im Gelsenkirchener Nordsternpark statt.
Diesmal kamen 36.000 Fans, im Vorjahr waren es noch 48 000 Raver. Das schlechte Wetter sorgte für weniger Zuspruch. Zehn Stunden lang spielte die Musik.
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