Oberhausen. . Die deutsche Energiewende hält der EVO-Vorstand immer noch für chaotisch, doch nun will der Versorger Bürgern helfen, selbst Strom zu erzeugen.
- Energieversorgung Oberhausen EVO vollzieht Wende der Energiepolitik mit
- Hohe Investitionen in Speichertechniken, um umweltfreundliche Energien zu ermöglichen
- Unzuverlässige Stromerzeugung mit Wind und Solar kann so abgefedert werden
Ein bisschen Energie erzeugen, ein bisschen Strom einkaufen – und das Ganze möglichst vielen zu verkaufen, so einfach funktioniert das Geschäftsmodell der Stadtwerke nicht mehr. Die Energieversorgung Oberhausen (EVO), je zur Hälfte der Stadt und dem RWE-Konzern (Innogy) gehörend, hat nun das Ziel, sich in der komplizierten Welt der erneuerbaren Energien als nützlicher Energie-Helfer in allen Lebenslagen vor Ort unentbehrlich zu machen. Dabei bietet sie erstaunliche Lösungen für die Speicherung des unzuverlässigen Wind- und Sonnen-Stroms an.
Immer mehr Bürger und Betriebe erzeugen selbst Strom
„Mit der chaotisch verlaufenden Energiewende hat uns die Politik die Erlöse aus den klassischen Geschäftsfeldern der Energiebranche kaputt gemacht. Nun entwickeln wir uns vom reinen Versorger zum Energiedienstleister“, kündigte EVO-Vorstandschef Hartmut Gieske bei der Bilanzpressekonferenz am gestrigen Donnerstag an.
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Der mit 85 Prozent Kundenanteil in Oberhausen unbestrittene Marktführer für Strom und Gas investiert zweistellige Millionensummen, um zukunftsfest zu werden. Denn im Strom- und Wärmemarkt wandelt sich die Erzeugung: Schritt für Schritt werden große Stromerzeuger, etwa dicke Kohlekraftwerke, abgelöst von Bürgern und Betrieben, die sowohl Strom und Hitze verbrauchen als auch erzeugen. „Das ist keine Bedrohung für uns, dass immer mehr Bürger selbst Strom erzeugen, sondern wir wollen ihnen helfen, das zu managen. Denn dies zu organisieren, ist sehr komplex“, sagt EVO-Technik-Vorstand Bernd Homberg. Ein Problem: Wie gleicht man Spitzenverbrauch abends und morgens aus, wenn keine Sonne scheint oder der Wind nicht bläst?
Für den Eigenbedarf vorsorgen
Hier investiert die EVO in Speichertechnik, welche die Energie für Stunden oder Tage festhält – und abgibt, wenn sie benötigt wird. Mit dem Fraunhofer-Institut testet die EVO eine Spezialbatterie in einem Mehrfamilienhaus in der Innenstadt, auf dessen Dach eine Solaranlage montiert ist. In Barmingholten wiederum speichert man in großen Wassertanks zu viel erzeugte Hitze eines kleinen Blockheizkraftwerks für 150 Wohnungen. Und ein 2,5 Millionen Euro teurer Umbau eines alten Heizöltanks zu einem Wasserspeicher sorgt dafür, dass überschüssige Wärme in 5000 Litern Wasser konserviert wird.
Für den Endverbraucher mit der kleinen Solaranlage selbst bietet die EVO neue Hausspeichersysteme – intelligente Batterien. Statt überschüssigen Strom ins Netz einzuspeisen, kann man diesen für sich speichern. „Diese Technik erhöht den Eigenversorgungsgrad von 30 auf bis zu 70 Prozent“, sagt Homberg. Der Nachteil: Die Geräte sind mit 5000 Euro noch recht teuer – man kann sie aber mieten.
>>>INFO: Höherer Jahresgewinn als erwartet
Die EVO machte im Vorjahr einen Gewinn von 11,5 Millionen Euro, der je zur Hälfte an die Stadt und an Innogy (RWE) geht. Das ist mehr als erwartet und mehr als 2015 mit 11,2 Millionen Euro. Die EVO zahlt zudem an die Stadt eine Konzessionsabgabe von 8,9 Millionen Euro und 3,9 Millionen Euro Gewerbesteuer. EVO investierte 15 Millionen Euro in Zukunftstechnik. Insgesamt kaufte die EVO für 34 Millionen Euro ein, elf Millionen davon gehen an hiesige Firmen.