Oberhausen. Neun Männer wegen Drogenhandels in großem Stil vor dem Landgericht. Ihre erste Plantage stand an der Friedenstraße. Ware bundesweit verkauft.

  • Es gab Vorarbeiter, Gärtner, Experten für die Bewässerung der Cannabis-Pflanzen und Logistiker
  • Energieversorgung Oberhausen blieb auf Strom-Rechnung in Höhe von 31.432 Euro hocken
  • Für das Verfahren vor dem Landgericht Duisburg sind 15 weitere Sitzungstermine geplant

Vor dem Landgericht Duisburg hat am Mittwoch der Prozess gegen neun Männer begonnen, die bundesweit zwischen 2014 und 2016 unter anderem in Oberhausen in großem Stil Indoor-Marihuana-Plantagen betrieben haben sollen.

Den sieben 20 bis 37 Jahre alten Vietnamesen, die teils aus Berlin kommen und teils ohne festen Wohnsitz in Deutschland leben, sowie zwei 39 und 45 Jahre alten Türken aus Hamburg wirft die Anklage unerlaubten Drogen-Anbau und Handel mit Rauschgift vor; zum Teil sollen Täter dabei auch bewaffnet gewesen sein.

Die Bande agierte laut den Ermittlern arbeitsteilig.
Die Bande agierte laut den Ermittlern arbeitsteilig. © Polizei

Die Bande, die von Vietnamesen und vietnamesisch-stämmigen Personen, darunter zwei 28 und 34 Jahre alten Angeklagten aus Berlin, geleitet worden sein soll, soll bestens organisiert und arbeitsteilig vorgegangen sein. So gab es nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Vorarbeiter, Gärtner, Experten für die Bewässerung der Cannabis-Pflanzen und Logistiker. Das erste Objekt, das die Angeklagten im Sommer 2014 unter Vermittlung eines Unbekannten, der sich selbst „Jansen“ nannte, angemietet haben sollen, befand sich an der Friedenstraße in Oberhausen.

Bis zu 2000 Pflanzen im Keller

In den 600 Quadratmeter großen Kellerräumen sollen bis zu 2000 Pflanzen gehegt worden sein. Die Ermittler gehen von einem Mindestertrag von 50 Kilo Cannabis aus. Eine Größenordnung, die aus dem Stromverbrauch errechnet wurde: Bis zur Aufgabe der Plantage im Januar 2015 wurden für Heizstrahler, Entlüftungen und Bewässerungssysteme rund 120.000 Kilowattstunden verbraucht. Auf dem größten Teil der Rechnung, nämlich 31.432 Euro, blieb die EVO sitzen. Zur Tarnung der Anlage soll dreisterweise bei der Stadt Oberhausen sogar ein Gewerbe für den Ein- und Umbau von Generatoren angemeldet worden sein. Die Räume wurden im April 2015 durchsucht, doch da fanden die Ermittler nur noch Pflanzenreste.

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Die Aktivitäten der Bande sollen sich danach nach Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern, nach Salzwedel in Sachsen-Anhalt und nach Seevetal vor den Toren Hamburgs verlagert haben. Dort war eine Plantage, in der 1200 Pflanzen und knapp 13 Kilo konsumfähiges Marihuana sicher gestellt wurden, am 7. April 2016 von der Polizei durchsucht worden. Der größte Teil der Angeklagten sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Für das Verfahren sind bis Ende Juni noch 15 weitere Sitzungstermine geplant.