Oberhausen/Hamburg/Berlin/Seevetal. . Bei einer bundesweiten Aktion gegen Dealer hat die Polizei Drogen im Wert von 250.000 Euro, 30.000 Euro in bar, ein Auto und ein Messer beschlagnahmt.

Staatsanwaltschaft und Polizei haben nach mehr als einem Jahr intensiver Ermittlungsarbeit einen bundesweit agierenden Drogenhändlerring zerschlagen. Am Donnerstagmorgen war im Rahmen eines Zugriffs von Spezialeinsatzkräften sogar der Fernverkehr der Deutschen Bahn zwischen Hamburg und Hannover betroffen. Die Strecke war in Höhe Seevetal zwischen 5.40 Uhr und 6.50 Uhr in beide Richtungen gesperrt werden. Eine Lagerhalle der Bande lag unmittelbar an der Bahnlinie.

Am Morgen schlugen Rauschgiftfahnder in mehreren Städten gleichzeitig zu. Sie nahmen in Berlin vier vietnamesische Verdächtige fest, in Hamburg zwei türkische Staatsangehörige und in Seevetal zwei vietnamesische. Dort hatte der laut den Ermittlern „gut organisierte“ Dealerring zwischenzeitlich schon wieder eine Lagerhalle in Betrieb genommen. Kurz vor der ersten Ernte in ihrer neuen Cannabis-Indoorplantage wurde er von der Polizei überrascht. 1187 Cannabispflanzen mit verschiedenen Wuchshöhen wurden hier von extra dafür eingestellten „Gärtnern“ bis zur ersten Ernte betreut und versorgt, wobei die Kapazität der Anlage für 3000 Pflanzen ausgelegt war. Insgesamt wurden bei der Aktion Cannabispflanzen und 52 Gramm Kokain mit einem Straßenverkaufswert von etwa 250.000 Euro beschlagnahmt. Zudem beschlagnahmten die Polizisten noch 30.000 Euro Bargeld, ein Auto und ein Messer.

Gewerbsmäßig Cannabis-Indoorplantagen geplant, errichtet und betrieben

Die Staatsanwaltschaft Duisburg wirft den Festgenommenen vor, bundesweit und in mindestens vier Fällen gewerbsmäßig Cannabis-Indoorplantagen geplant, errichtet und betrieben zu haben und mit mindestens 100 Kilogramm Marihuana gehandelt zu haben.

Bereits im vergangenen Jahr nahm die Oberhausener Kriminalpolizei zwei Männer aus Vietnam und zwei ihrer mutmaßlichen türkischen Komplizen ins Visier. Die Männer hatten in Oberhausen eine professionelle Cannabisplantage mit mindestens 2000 Pflanzen betrieben. Nach der zweiten „Ernte“ mit Erträgen von insgesamt mindestens 100 Kilogramm Marihuana brachten Bandenmitglieder die Gerätschaften an einen anderen Standort. Der illegale und energieintensive Plantagenbetrieb verursachte für den Oberhausener Stromversorger EVO einen Schaden von über 30.000 Euro. Der damalige Vermieter wurde im November 2015 vom Amtsgericht Oberhausen wegen Beihilfe zum Betäubungsmittelhandel zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt.

Bei ihrer weiteren Arbeit stießen die Ermittler auf Verbindungen zu Männern, die in der Nähe von Schwerin eine Cannabisplantage betrieben haben sollen. Fortan unterstützten die Oberhausener ihre Kollegen vom Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern bei deren Vorgehen gegen die Drogenbande. Bereits im Januar 2015 nahmen Polizisten mehrere mutmaßliche Bandenmitglieder in Schwerin fest, beschlagnahmten Drogen und vernichteten die Plantage mit über 2200 Pflanzen.

Haftbefehl auf Antrag der Staatsanwaltschaft Duisburg

Zwischenzeitlich kamen die Oberhausener Fahnder weiteren Verdächtigen auf die Spur, die in Salzwedel eine Cannabisplantage mit über 2000 Pflanzen in unterschiedlichen Wachstumsphasen betrieben. Kurz vor der zweiten Ernte nahmen die Oberhausener Ermittler vom KK13 gemeinsam mit der Polizei in Salzwedel die Plantage hoch. Hier nahmen sie drei Männer vietnamesischer Herkunft fest und beschlagnahmten fast 1600 Hanfpflanzen und das gesamte Equipment. Circa 500 Pflanzen waren bereits bei der ersten Ernte abgeerntet worden.

Die festgenommenen „Gärtner“ wurden später zu Haftstrafen zwischen zwei Jahren und zwei Monaten und zwei Jahren und acht Monaten verurteilt. Einem dieser Männer konnte anhand einer Spurenauswertung die Beteiligung an der Cannabisplantage in Oberhausen nachgewiesen werden. Auch gegen ihn hatte das Amtsgericht Duisburg auf Antrag der Staatsanwaltschaft Duisburg einen Haftbefehl erlassen. Unbeeindruckt von den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, polizeilichen Durchsuchungsaktionen und Beschlagnahmen waren die Verdächtigen seitdem erneut auf der Suche nach einem neuen Standort für eine weitere Cannabisplantage. Die Polizei setzte dem Treiben am Donnerstag ein Ende.