Oberhausen. Junge Bands kämpfen bei „Best of Unsigned“ um einen Festivalauftritt. So auch “Like a Mess“. Ihre Sängerin kennt die Schattenseite von TV-Castings.

  • 250 Fans hörten sich im Zentrum Altenberg einen Wettbewerb für junge Musikgruppen an
  • „Best of unsigned“ hat seit zwölf Jahren einen guten Ruf unter Musikern in der Region
  • Auch die Oberhausener Rock-Band „Like a Mess“ konnte das Publikum überzeugen

Sie friemeln Stromkabel auseinander, sortieren kleine Pappkarten und rücken die Mikrofonständer zurecht: Es sind die wenigen Augenblicke vor dem großen Auftritt. Fünf Mal wiederholt sich am Samstag in der Altenberger Schlosserei beim Bandwettbewerb dieses Spiel, das mindestens genauso wichtig ist wie der folgende 30-minütige Auftritt. Echte Handarbeit!

Siegerband erhält einen Auftritt bei Olgas Rock

„Man merkt, wenn unerfahrene Bands nervös ihre Equipment aufbauen oder zwischen den Songs nicht so recht wissen, was sie sagen sollen“, erklärt Veranstalter Kevin Kerndl typische Hürden für junge Gruppen ohne Plattenvertrag. Aber genau das soll sich durch den Wettbewerb von RockO und Zentrum Altenberg ändern. 100 Gruppen aus dem Ruhrgebiet wollten im zwölften Jahr dabei sein. Immerhin lockten wieder Festivalauftritte bei „Olgas Rock“ in Osterfeld und „Esel-Rock“ in Wesel sowie Tonaufnahmen in einem Profi-Studio.

Gut im Blick: Alle Auftritte der Nachwuchsbands wurden aufgezeichnet.
Gut im Blick: Alle Auftritte der Nachwuchsbands wurden aufgezeichnet. © Christoph Wojtyczka

Unter den fünf Bands in der dritten Vorrunde rocken am Samstag auch „Like a Mess“ aus Oberhausen. Bastian Stroh (20), Daniel Bisic (21), Martin Grupe (25) und Kristof Kother (22) erfuhren von dem renommierten Wettbewerb durch befreundete Bands. Und sie geben sich vor dem Auftritt selbstbewusst: „Klar, wir wollen das Ding gewinnen!“ Doch erst einmal ist Vorrunde: Nur ein Publikumssieger und ein Jurysieger gelangen in die nächste Runde. Zuallererst aber kommt der eigene Auftritt.

250 Zuschauer stehen vor der Bühne

Eine Grundanspannung ist gut. Sie hält wach und konzentriert. Immerhin 250 Menschen stehen vor der Bühne. „Like a Mess“-Sängerin Julia Köster (24) kennt solche Kulissen. Sie nahm vor sechs Jahren am TV-Casting Popstars teil, erreichte das Finale, wurde Teil der Mädchenband „Lavive“, saß bei Stefan Raab auf dem Sofa.

Von null auf 100. Von 100 auf null. Heute spricht sie nur in knappen Sätzen darüber: „Sie lassen dich alleine, wenn du den Wasserfall herunterstürzt.“ Sie hat mit dem Kapitel abgeschlossen, aber längst nicht mit der Musik.

Einige Bandmitglieder von „Like a Mess“ lernten sich unspektakulär in einer Kneipe kennen. Musik als Leidenschaft und stetiger Prozess. „So etwas ist ehrlich und authentisch, auch wenn der Weg steinig ist.“

Kein TV-Casting für schnellen kurzen Ruhm

Mit TV-Castings möchte „Best of Unsigned“ nichts zu tun haben. „Wir waren doch zuerst da“, sagt Kevin Kerndl. „Unser Wettbewerb ist ein Sprungbrett. Er verschafft jungen Bands eine größere Zuschauerkulisse und die Chance, mit professionellen Aufnahmen ihren Weg weiterzugehen.“ Schnellen Ruhm gibt es nicht. Alles ist ein Lernprozess. Frühere Teilnehmer wie „Breathe Atlantis“ füllen mittlerweile größere Hallen.

Echte Handarbeit: Die Vorbereitungen übernahmen die fünf Bands in der Vorrunde im Zentrum Altenberg natürlich selbst. Es ist ein Teil des Lernprozesses.
Echte Handarbeit: Die Vorbereitungen übernahmen die fünf Bands in der Vorrunde im Zentrum Altenberg natürlich selbst. Es ist ein Teil des Lernprozesses. © Christoph Wojtyczka

Dorthin möchte auch „Like a Mess“ gelangen. Sie schätzen die Chance. Und halten Oberhausen für eine gute Adresse für Musiker, die am Anfang stehen: „Hier gibt es deutlich mehr Chancen in kleineren Konzerthallen zu spielen als in den Nachbarstädten. Durch das Druckluft, Altenberg oder den Emscherdamm“, meint Kristof Kother.

Sie wollen gemeinsam ihren Weg gehen und sind dann endlich an der Reihe: Beim Songcheck testet Sängerin Julia das Mikrofon. Zieht kurz ihre voluminöse Stimme hoch. Das überrascht. Schon vor dem Start murmeln sie sich in den hinteren Zuschauerreihen ein leises „Wow!“ zu. Dann geht’s los.

Sie gewinnen wirklich

Grelle Scheinwerferkegel zucken. Doch der Ton scheppert beim ersten Lied. „Like a Mess“ lassen sich nicht beeindrucken. Luftballons fliegen durch die Halle. Die Rock-Melodien überzeugen.

Dann das Abstimmungsergebnis: Like a Mess gewinnen und stehen am 29. April im Finale. Ohne Plattenvertrag, aber glücklich.

>>>>>Die Regeln: Cover-Bands dürfen nicht mitmachen:

Bei Best of unsigned dürfen Nachwuchsbands ohne Plattenvertrag teilnehmen. Das Alter ist egal, die Gruppen sollten aber aus der Region stammen. Das musische Genre wird nicht vorgegeben. Allerdings dürfen keine Coverbands mitmachen. In der dritten Vorrunde spielten am Samstag neben Like a Mess auch die Gruppen Abnormal End, Passed Me By, Scargot und This Heals Nothing.