Oberhausen. Kriminaldirektor Uwe Mainz schildert die Terrorgefahr im Dezember am Centro Oberhausen, an dem zwei Verdächtige vorsichtshalber in Haft gingen.

  • Zwei Tage vor Heiligabend lagen der Polizei ernst zunehmende Terror-Hinweise vor
  • Viele Polizisten mit Maschinenpistolen bewachten deshalb das Centro-Gelände
  • Nach Abwägung der Gefahren nahm die Polizei von einer Räumung Abstand

Wie ein Krimi hört sich an, was Kriminaldirektor Uwe Mainz über die Terrorgefahr im vergangenen Dezember erzählt. „Am 16. Dezember erhielten wir Hinweise, Terroristen könnten es auf öffentliche Ziele abgesehen haben“, berichtet der Chef der Kriminalpolizei.

Sie dachten sofort ans Centro, eines der größten Einkaufs- und Freizeitzentren Europas, und den Altmarkt. Zusätzliche Polizei-Kräfte wurden zum Schutz vor Terror frei gemacht. Am Centro kamen noch holländische Polizisten dazu. Mainz: „Wir arbeiten auch eng mit der Security-Firma des Centro zusammen.“

Mehr Zeit, mehr Leute, Beamte mit Maschinenpistolen – all das wurde eingesetzt, um die Bürger zu schützen. Dann kam der 19. Dezember, dann kam Berlin. Anis Amri tötete zwölf Menschen.

Salafist fiel Fahndern auf

In Oberhausen hatte die Polizei schon früher Verdächtige ins Visier genommen. Bereits Anfang Dezember hatte man am Centro einen Mann mit salafistischem Hintergrund beobachtet. „Er machte nichts, er schaute sich nur auffällig um“, schildert Mainz die Szene. Am 21. Dezember wurde dann eine Gruppe von Männern von der Security gesichtet, die sich verdächtig benahmen. „Sie haben geschüttelt, das heißt, sie haben sich so bewegt, als wollten sie Verfolger abhängen“, erklärt der Kriminalist. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes meldeten der Polizei die Gruppe. Aber als die Polizisten vor Ort eintrafen, waren die Männer schon wieder weg.

Das ist die Außenansicht des Hauses an der Sandstraße, in dem die beiden Verdächtigen lebten.
Das ist die Außenansicht des Hauses an der Sandstraße, in dem die beiden Verdächtigen lebten. © Stephan Eickershoff

Am 22. Dezember um 18.30 Uhr erhielt die Polizei dann den konkreten Hinweis, Leute könnten einen Anschlag auf das Centro planen. Mainz erzählt, wie sein Stellvertreter zunächst ganz alleine vor der Entscheidung stand, was zu tun sei. Er forderte Polizisten einer Hundertschaft an. Dann jedoch musste er überlegen, „räume ich das Centro mit rund 50 000 Menschen“. Das war eine schwierige Frage. Auch vor dem Hintergrund des enormen kommerziellen Schadens, der für das Einkaufszentrum entstanden wäre. Aber nicht nur. es hätte auch zu einer Panik-Reaktion der Käufer kommen können.

Gegen die Räumung entschieden

Der Kripobeamte entschied sich gegen eine Räumung. Zumal ein Lichtbild vom Verfassungsschutz als potenzielle Attentäter zwei kosovarische Brüder auswies. „Die hielten sich aber beide in ihrer Wohnung auf“, sagt Mainz. Den Aufenthaltsort hatte man schnell in Erfahrung gebracht. Gegen die Männer lag nichts Konkretes vor. Sie wurden deshalb aus gefahrenabwehrenden Gründen in Gewahrsam genommen. Und alles war noch mal gut ausgegangen.

Telefongespräche abgehört

Dabei soll der Bundesverfassungsschutz zuvor die Telefongespräche der Verdächtigen abgehört haben. Die Ermittler hatten offenbar eine so schwere Bedrohung konstatiert, dass sie ein sofortiges Eingreifen für erforderlich hielten. Beide Männer, 28 und 31Jahre alt, hätten sich in den salafistischen Kreise von Duisburg bewegt.