Oberhausen. . 475 Werke umfasst der Kunstbesitz der Sparkasse Oberhausen. Über Jahre inventarisierte die Kuratorin Nina Dunkmann die Bilder in den Filialen.
- Wirkliche Schätze befinden sich nicht unter den Werken in Büros und auf den Fluren
- Der Wert vieler grafischer Blätter beträgt laut Kuratorin teils weniger als 50 Euro
- Die Kunst kam vor allem durch Ankäufe nach Ausstellungen zur Sparkasse
Der stolze Satz soll schon Missverständnisse provoziert haben. „Jetzt werden unsere Kunstschätze gehoben“, meinte Wolfgang Flesch, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse, bei einigen öffentlichen Ansprachen. Das weckt Erwartungen. Im Ergebnis gilt für die 475 erfassten Werke im Besitz des Geldinstituts: Kunst ja – aber keine Schätze!
Den Wert vieler grafischer Blätter beziffert Nina Dunkmann kühl mit „teils unter 50 Euro“. Und ihre Chefin in der Ludwiggalerie, Dr. Christine Vogt, konstatiert: „Diese Kunst der ‘60er und ‘70er Jahre ist auf dem Markt im Moment nicht in.“ Denn mit kunsthistorischem Sachverstand und streng nach der auch für Museen gültigen Methodik hat der aktuelle Sparkassenvorstand seinen Kunstbesitz erfassen und den Versicherungswert schätzen lassen.
Das Ergebnis ist ein dicker Katalog, in dem Bernhard Uppenkamp, der heutige Vorstandsvorsitzende, fasziniert blättert, voller Lob für die „filigrane Aufarbeitung“ durch Nina Dunkmann. Aufs Tapet kam das Thema bereits mit dem Neubau der Sparkassen-Zentrale an der Wörthstraße. Damals galt es, Gemälde und Grafiken sicher einzulagern. „Kunst kann man ja nicht behandeln wie Büromöbel“, betont die Kuratorin.
Daraus wurde jener Auftrag, der Nina Dunkmann – damals noch als Freiberuflerin – Jahre beschäftigen sollte: „Ich war in jeder Filiale, in jedem Flur, in jedem Zimmer.“ Der Kunst-Kauf durch Generationen von Bank-Vorständen war ja in Oberhausen keineswegs systematisch angelegt. Bernhard Uppenkamp weiß, dass andere Häuser da ganz anders gewirkt sind: „Die Sparkasse Münsterland-Ost hält Anteile am Picasso-Museum.“ Er selbst hat in seinem Büro immerhin zwei signalrote Blätter von A. R. Penck, dem inzwischen 77-jährigen „Jungen Wilden“.
Das Meiste war gehegt und gepflegt
Wie kam die Kunst also zur Sparkasse? Überwiegend durch Ankäufe nach Ausstellungen. „Von Nachwuchs-Künstlern haben wir immer Exemplare erworben“, sagt Thomas Gäng. In seinem Vorstands-Büro mit Weitblick hängt ein nostalgisch verklärter Blick auf den Altmarkt, davor eine modernistische Skulptur, „Rhea“. Gäng, der auch Vorsitzender des Katholikenrates ist, hat die Gestalt aus der römischen Mythologie als Marienskulptur gedeutet: „Meine Heimat und mein Glaube.“
Nicht nur für die Vorstände gewinnt die Büro-Kunst mit den Jahren ein ganz persönliches Gepräge: „Viele hängen an ihren Bildern“, weiß Nina Dunkmann, „und nehmen sie bei jedem Umzug mit“. – „Aber jetzt müssen sie es melden“, ergänzt Bernhard Uppenkamp. Jetzt ist die Kunst mit musealer Software inventarisiert.
„So habe ich das Ruhrgebiet kennengelernt“
Und teils auch restauriert – obwohl „das Meiste gehegt und gepflegt worden ist“, wie Nina Dunkmann versichert. Als besonders wirkungsvolles Beispiel haben die Banker ein Blumen-Stillleben auf eine Staffelei gestellt: „Die Pastellarbeit war ganz grau“, erklärt die Kuratorin, „und auf einmal wurde aus Altrosa wieder Fuchsia!“ Ein zweites Beispiel aus der kleinen Gemälde-Sammlung schuf der große Industrie-Maler Richard Gessner. Es zeigt die Silhouette des Duisburger Thyssen-Werkes: ein Wald aus Schloten, dampfend. „So habe ich das Ruhrgebiet kennengelernt“, sagt Bernhard Uppenkamp.
Die „en passant“ entstandene Kunstsammlung seines Hauses betrachtet der Sparkassen-Vorstand mit der kuratorisch korrekten Erfassung nun als abgeschlossen. „Wir verfolgen keine neuen Aktivitäten.“ Bernhard Uppenkamp nennt es „viel wichtiger, dass wir immer am Kulturleben teilgenommen haben“. Die Stadtsparkasse fördere gerne gute Ausstellungen – aber sie stellt sie nicht mehr in die eigenen Schalterhallen.