Oberhausen. . LVR-Industriemuseum und Ruhrmuseum besiegeln Kooperationsvertrag. Das Ende des Bergbaus wird 2018 zum gemeinsamen Ausstellungsthema.

  • Als Geschichtsmuseen sind die Konkurrenten nun Partner: das Ruhrmuseum und das LVR-Industriemuseum
  • Beide Häuser hatten mit der Ausstellung „1914 – Mitten in Europa“ ihre Zusammenarbeit ausgetestet
  • Im Verbund der Museen wird 2018 das Ende des Bergbaus im Revier zum großen Thema

Beide Museen sind weiter Konkurrenten um die Besuchergunst; beide haben im Landschaftsverband Rheinland (LVR) ihren wichtigsten Financier. Jetzt haben das LVR-Industriemuseum und das Ruhrmuseum auf Zollverein ihre Zusammenarbeit mit einem Kooperationsvertrag besiegelt.

„Beides sind große Häuser mit vielen Ähnlichkeiten – und mit unterschiedlichen Stärken“, sagt Walter Hauser, Direktor des LVR-Industriemuseums mit sieben industriehistorischen Adressen von der Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen bis zur St. Antony-Hütte in Osterfeld. Als Partner können das Weltkulturerbe in Essen-Stoppenberg und das „Museum mit ICE-Anschluss“, wie Hauser die Zinkfabrik Altenberg nennt, nun die Stärken des anderen nutzen.

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„Das haben wir ja schon ausprobiert“, sagt der Direktor der rheinischen Industriemuseen und erinnert an „1914 – Mitten in Europa“. Es war vor zwei Jahren die bundesweit größte Ausstellung, die an den Beginn des Ersten Weltkriegs erinnerte. „Sie führte beide Museen an ihre Grenzen“, erinnert sich Hauser. „Wir haben die Kooperation im großen Stil ausgetestet.“

Vorn bei textilhistorischer Expertise

Damals nutzte das Ruhrmuseum, das ohne eigene Restauratoren auskommen muss, die Kennerschaft der LVR-Restauratoren. „Wir haben auch textilhistorisch eine besondere Expertise.“ Walter Hauser verweist auf die Baumwollspinnerei Cromford und ihre Experten. Das Museum in Ratingen ist auch deshalb enger in die Essener-Oberhausener Kooperation eingebunden als etwa die LVR-Standorte „weit hinter Köln“, wie der Direktor sagt.

Die nächste Ausstellung im Verbund kündigt sich bereits an: 2018, zum Ende des Steinkohlebergbaus im Revier, will das LVR-Industriemuseum die „Energiewenden“ zum Thema machen – denn die aktuelle ist ja nicht die erste ihrer Art. Und das Ruhrmuseum in der bis 1986 betriebenen Zeche blickt dann zurück auf das Zeitalter der Kohle. Auch die kleine St. Antony-Hütte soll dann Anteil haben am großen Thema: mit der Fotoausstellung „Zechen im Westen“.

Partner: die Museumsdirektoren Dr. Walter Hauser (li.) undProf. Heinrich Theodor Grütter zeigen Fotos der „Zechen im Westen“.
Partner: die Museumsdirektoren Dr. Walter Hauser (li.) undProf. Heinrich Theodor Grütter zeigen Fotos der „Zechen im Westen“. © Horst Bühne / Stiftung Ruhr Museum

Walter Hauser versichert: „Ein kleiner Standort wie St. Antony kann sehr profitieren. Wir verweisen aufeinander.“ Und beim Thema Fotografie sei das Ruhrmuseum ohnehin ganz stark. Gehen die Bestände des LVR-Industriemuseums (nicht zuletzt dank des Archivs der Gutehoffnungshütte GHH) in die Hundertausende Bilder von Glasplatten bis zu Datensätzen – so sind es in Stoppenberg Millionen. Hier wie dort sind diese Schätze „nur kursorisch erschlossen“, so Hauser. Stets gelte es, zunächst die Nachlässe zu sichern, „erschließen können wir später“.

Der Peter-Behrens-Bau übrigens, der ja für einige Jahre zum Industriemuseum avanciert, wenn im Frühjahr 2018 die Dauerausstellung Altenberg verlässt, soll 2019 seinen großen Auftritt haben, wenn die Museen an 100 Jahre Weimarer Republik erinnern wollen. Walter Hauser nennt die einzigartige Architektur dieses Lagerhauses „ein Flaggschiff des neuen Geistes jener Zeit“.