Oberhausen. Premiere für „Ronja Räubertochter“ im Theater Oberhausen. Eine liebevolle Inszenierung eines sehr erwachsenen Kinderstücks.
- Familien-Schauspiel nach Astrid Lindgren ist schon jetzt ein Riesen-Erfolg fürs Theater Oberhausen
- Regisseur Christian Quitschke schuf eine liebevolle Inszenierung, die auch den Tod zu zeigen wagt
- Groß und Klein spendeten jubelnden Applaus für eine so beschwingte wie tiefgründige Premiere
Um es in der Sprache der Räuber zu sagen: Was waren das viele Hosenschisser im Theater! Große und kleine Hosenschisser, die der olle Glatzen-Per hoch oben auf seiner Zuckerwattewolke auf den Sitzen ausmachen konnte. Alle waren sie gekommen, um die Premiere von „Ronja Räubertochter“ zu sehen.
Und was haben sie gelacht. Gelacht, gejubelt und mitgefiebert bei den vielen Abenteuern, die Ronja und ihr Freund Birk erleben. Wie sie tanzend und singend durch den Mattiswald ziehen. Wie sie Graugnome in die Flucht schlagen und sich vor den fiesen Wilddruden in Acht nehmen. Mit entwaffnender Leichtigkeit zeigen sie, wie schön das Leben sein kann, wenn man ohne Vorbehalte und Vorurteile durch die Welt geht.
Liebenswert in Kinderherzen gefurzt
Es flossen aber auch Tränen. Das Schauspiel basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Astrid Lindgren, kommt aber in der Inszenierung von Christian Quitschke sehr erwachsen daher. Der Vater-Tochter-Konflikt, den Ronja (kindlich unbeschwert: Johanna-Friederike Krüger) mit Räuberhauptmann Mattis (polternd liebenswert: Jan Kämmerer) ausficht, liegt schwer in der Luft.
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Noch bedrückender wird es beim Abschied des alten Räubers Glatzen-Per. Hat er sich zu Beginn noch so liebenswert in die vielen Kinderherzen gefurzt, liegt er am Ende altersschwach auf seinem Bett – und stirbt. Leise Schluchzer, abgelöst von kräftigem Schnäuzen. Da waren wohl auch dem ein oder anderen erwachsenen Hosenschisser die Tränen gekommen.
Tod eines Publikumslieblings
Man kann darüber streiten, ob man Kindern ab sechs Jahren (so die Empfehlung des Theaters) den Tod eines Publikumslieblings zumuten kann. Man kann fachsimpeln über die seelenreinigende Wirkung, die tragische Erlebnisse auf der Bühne haben können. Man kann es aber auch einfach hinnehmen, wie es ist: Alte Menschen sterben. Das ist traurig. Darüber darf man weinen.
Schlimm wäre es nur dann, wenn Kinder das Theater auch traurig verlassen. Doch das taten sie keineswegs. Das wunderbare Getöse auf der Bühne steht im Vordergrund und macht ordentlich Spaß. Zum Schießen: die Rumpelwichte, deren Rumpelwichtisch („Wiesu denn blus? Wiesu tut sie su?“) kaum zu verstehen ist, die aber als liebevolles Detail des Romans hier nicht fehlen durften.
Liebevoll ist die gesamte Inszenierung, vom verspielten Interieur der Räuberburg bis zu den Dialogen, in denen sich viel Witz und Tiefgründigkeit verbergen. Videoanimationen verwandeln die Theaterbühne mit wenig Mitteln in eine weite Welt voller Fabelwesen.
Nach einem etwas zu abrupten Ende gibt es erst zögerlichen, dann jubelnden, wenn auch nicht frenetischen Applaus.