Oberhausen. Die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt ist eine große Herausforderung. Die Anzahl konkreter Arbeitsverträge ist bislang recht mau.

  • Arbeitsagentur konnte nur einige Dutzend Probebeschäftigungen organisieren
  • Große Unternehmen zeigen sich noch äußerst zögerlich
  • Handwerker loben aber hohe Motivation der Geflüchteten

Die Integration der hier in Oberhausen lebenden Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt stellt eine große Herausforderung dar: für die Stadt, für Arbeitsagentur und Jobcenter, für die Wirtschaft. Fragt man bei den großen Betrieben nach, wird zwar viel von Bereitschaft zu Einstellungen geredet, doch bei der Zahl konkreter Arbeitsverträge für Geflüchtete sieht es mau aus.

Beim Katholischen Klinikum beispielsweise, das 2200 Mitarbeiter beschäftigt, bestehen derzeit keine Arbeits- oder Ausbildungsverträge mit anerkannten Asylbewerbern. Das Chemieunternehmen Oxea (rund 1000 Beschäftigte in Oberhausen) betont, man lege aufgrund des anspruchsvollen Arbeitsumfeldes sehr großen Wert auf die Beherrschung der deutschen Sprache.

Von MAN Diesel & Turbo hieß es auf unsere Anfrage im vergangenen Monat, man stehe mit der Arbeitsagentur und dem Unternehmerverband in Kontakt, um Möglichkeiten zu eruieren, wie man unterstützend tätig sein könne.

Tut die Wirtschaft zu wenig? „Die Großbetriebe sind noch vorsichtig verhalten. Andererseits gibt es aber auch gute Signale, von kleinen und auch mittleren Firmen“, sagt der Chef der Arbeitsagentur Jürgen Koch. Auf Oxea und MAN werde die Agentur zugehen, um über das nächste Ausbildungsjahr zu sprechen. Es sei gelungen, einige Dutzend Probebeschäftigungen in Unternehmen zu organisieren, im Handwerk sei im Einzelfall ein bleibendes Arbeitsverhältnis geschafft worden.

Zahlreiche Praktika im Handwerk

Um weiter für die Einstellung oder für Praktika zu werben, organisiert die Arbeitsagentur regelmäßige Kontakte zwischen fünf bis zehn ausgesuchten Flüchtlingen und jeweils einem Unternehmen. „Dabei spüren wir die Bereitschaft, den Menschen eine Chance zu geben.“

„Unsere Betriebe haben das Thema als Aufgabe für sich angenommen“, betont die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Barbara Yeboah und weist auf den Faktor Zeit hin. „Die ersten Sprach- und Integrationskurse wurden jetzt erst abgeschlossen.“ Wichtig für eine Anstellung: Der Asylstatus müsse geklärt sein und eine Arbeitserlaubnis vorliegen. „In Oberhausen wurden und werden viele Praktika angeboten“, sagt Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff. Die jungen Menschen seien, bis auf wenige Ausnahmen, sehr motiviert. „Wir haben viele positive Rückmeldungen aus den Handwerksbetrieben.“

Der Unternehmerverband fordert, dass es für Flüchtlinge zeitlich begrenzte Ausnahmen vom Mindestlohn geben müsse. Gerade Menschen, die keine abgeschlossene Ausbildung haben oder deren Ausbildung nicht unmittelbar für die Betriebe nutzbar sei, würde so der Weg in Arbeit erleichtert.

Finanzmittel des Bundes

Zur Einrichtung von bundesweit 100 000 Arbeitsgelegenheiten stellt der Bund seit dem 1. August jährlich Finanzmittel zur Verfügung. Das Programm ist bis zum Jahr 2020 befristet.

199 Arbeitsgelegenheiten will die Stadt Oberhausen im Rahmen dieses Arbeitsmarktprogramms schaffen und dabei mit Tochtergesellschaften und gemeinnützigen Trägern kooperieren. Es sind Arbeiten wie Grünpflege, Reinigungs- oder Dolmetscherdienste. Die Teilnahme pro Flüchtling ist auf sechs Monate begrenzt. Der Stundenlohn beträgt 0,80 Euro.