Alt-Oberhausen. . Der Kaisergarten hat derzeit 300 Tierpaten. Neue Paten sind immer gern gesehen. Aber die Auswahl fällt nicht leicht – wie der Selbstversuch zeigt.
- Tierfreunde können Patenschaften für die Bewohner des Kaisergartens übernehmen
- Die Preise liegen zwischen 25 (etwa für eine Gans) und 100 Euro (für einen Luchs) im Jahr
- Mit dem Geld sollen Gehege und Anlagen verbessert und verschönert werden
Am liebsten würde ich sie ja alle adoptieren. Und mit nach Hause nehmen. Geht aber nicht. Vor mir liegt also ein schwerer Gang durch den Kaisergarten: Welches Schweinderl hätt’ ich denn gern? Oder soll es doch ein Esel sein? Eine Schildkröte? Oder gar ein Pony? Wenn ich sie schon nicht zu Hause halten kann, möchte ich wenigstens Patentante sein – und nebenbei einen kleinen Beitrag leisten, dass es den Tieren im Kaisergarten gut geht.
300 Tierpaten gibt es derzeit. Sie haben sich für einen – oder gleich mehrere – Parkbewohner entschieden, die das Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) als Träger des Tiergeheges ins Paten-Programm aufgenommen hat. Sie zahlen Beträge zwischen 25 und 100 Euro im Jahr. Geld, das die OGM für Ausbesserungen und Verschönerungen im Tierpark nutzt.
Enten kommen nicht in Frage
Los geht die Suche nach einem geeigneten Patentier. Wie sie alle „hier“ schreien! Der Damhirsch macht den Anfang. Laut röhrend kommt er angelaufen. Gut gebrüllt, Hirsch. Aber ich mag es ein bisschen ruhiger. Die Wollschweine sind mir ganz sympathisch. Stehen im Matsch, gucken treudoof und grunzen um die Wette. Aber Willi und seine Damen sind mit Paten ganz gut versorgt: Nach den Waschbären sind sie die zweitbeliebtesten Patentiere im Kaisergarten. Ich habe ein Herz für Außenseiter und möchte lieber ein weniger „beliebtes“ Tier.
Die Enten kommen aber auch nicht in Frage. Tauchen die doch glatt erst mal ab und präsentieren mir ihren gefiederten Allerwertesten, als ich mich dem Teich nähere. Chance vertan, Freunde. Aus der Ferne schreit ein Pfau nach Aufmerksamkeit. Als wolle er sagen: „Pfeif’ auf die Enten, nimm mich, ich seh’ eh viel besser aus!“ Das ist mir ein bisschen zu aufdringlich.
Kaisergarten Oberhausen
Ganz vorwitzig kommen drei Gänse des Wegs und schnattern mich an. Wie Waschweiber, die den neuesten Klatsch aus dem Tiergehege weitergeben. „Wie die Gänse im anderen Gehege heute wieder aussehen! Einen ganz ausgefransten Hintern haben sie.“ Hallo? Das sind Lockengänse, die dürfen so aussehen.
Rund 40 Tiere beziehungsweise Tier-Gruppen stehen auf der Patenliste. Vom Alpaka bis zur Zwergziege. Paten binden sich für ein Jahr an ihre Schützlinge. Wer möchte, dessen Name wird auf der Patenliste im Kaisergarten verewigt.
Die Alpakas hätten ja allein schon wegen ihrer Namen eine Chance verdient. Aber auch Han Solo, Chewbacca und Yoda sind recht beliebt bei den Paten. Anders als Dexter-Rind Lola. Während Tochter Mia gleich mehrere Paten hat, steht Lola ganz alleine da. Genauso wie Wildschein Lucy.
Wahl fällt auf Bierbauch-Träger
Und das Walisische Schwarznasenschaf Selma. Ich falle glatt vom Glauben ab. Liebe Oberhausener, ernsthaft? Niemand will Selma? Das ist ein Schwarznasenschaf. Ein Schwarz. Nasen. Schaf. Putziger geht’s kaum.
Doch meine Wahl fällt auf jemand anderen: Klein und unscheinbar steht er in seinem Gehege. Sein schwarzes Gefieder glänzt in der Sonne. Er mag von der Sorte „kleines Kompaktkerlchen“ sein, aber er trägt eine stolzgeschwellte Brust vor sich her. Sieht fast aus wie ein Bierbauch. Vor meinem geistigen Auge sehe ich einen dieser Hosenträger-Herren, die ihren Bauch ausstrecken und durch die Gegend stolzieren, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Niedlich.
Ja, der geflügelte Freund soll es sein – ein Rassehahn, der zusammen mit seiner Partnerin einst Zuflucht im Kaisergarten fand, weil ihn seine Besitzer ausgesetzt hatten. Als wolle er sagen „Ihr könnt mir gar nichts“ kräht er heute in seinem Gehege. Und wie er kräht! Mit Akzent. Gut, es ist ein recht krächziges Kikeriku, was aus seinem Schnabel kommt. Aber es ist ja auch nur ein kleines Hähnchen; für den lauten Bauern-Weckruf fehlt schlicht der Resonanzkörper. Also: Nichts gegen mein neues Patentier, wenn ich bitten darf!
Anmeldung übers Internet
Ist das richtige Tier erst einmal gefunden, ist der Rest ganz einfach: Auf der Internet-Seite www.tiergehege-kaisergarten.de gibt es ein Anmeldeformular. Das füllt man aus und überweist den jeweiligen Betrag – fertig. Die Urkunde kommt dann per Post.
Für Kindergartengruppen und Schulklassen gilt ein besonderes Angebot: Bei jeder Tierpatenschaft über 40 Euro gibt es eine kostenlose Gruppenführung.