Oberhausen. . Mit dem September rückt auch der Herbst näher – in den Oberhausener Kleingärten warten Äpfel, Beeren und Trauben auf fleißige Gärtnerhände.

Sieben Schnecken hat er seit dem frühen Morgen schon aus den Beeten geholt. „Drei Nacktschnecken und vier mit Häuschen“, sagt Manfred Lawatsch. „Die sind wirklich lästig.“ Es ist jetzt 11.30 Uhr und die Kleingärtner haben den Nutzgarten von Schädlingen erst einmal befreit. „Jeden Tag machen wir das“, sagt der 80-Jährige. Eine chemische Keule gibt’s bei Manfred und seiner Frau Agnes Lawatsch nicht. Stattdessen: Jagen und Sammeln, natürliche Schädlingsbekämpfung also.

Und das gilt auch, wenn der Herbst vor der Tür steht und die glitschigen Gemüsevertilger aus allen Winkeln des 400 Quadratmeter großen Kleinodes in der Kleingartenanlage Schönefeld kriechen, um die letzten Salate aus den Beeten zu fressen.

Seit 1969 auf grünem Grund

Seit 1969 pflanzen, säen und ernten die Lawatschs auf ihrem grünen Grund in Dümpten. Auf der einen Hälfte ihres Kleingartens stehen Obstbäume auf einer Wiese – von Sträuchern und Hecke umrandet. Auf der anderen Hälfte wachsen Obst und Gemüse in einem großen Nutzgarten, der von Rosen und anderen Blumen gesäumt wird. Dazwischen steht das kleine Häuschen, an dessen überdachter Terrasse der Wein mit seinen Trauben rankt. An der Hausmauer plätschert aus einem kleinen Brunnen Wasser in den mit einem Netz geschützten Teich, in dem Goldfische und Kois schwimmen.

Der Garten an der Herderstraße ist ihre zweite Heimat. Beinahe das ganze Jahr über wird hier gegraben, gesät, geschnitten, gestutzt und geerntet. In Spätsommer und Herbst stehen auch spezielle Aufgaben im Garten an: Die Jahreszeit bietet sich besonders an, um beispielsweise Stauden zu teilen, Blumenzwiebeln in Kästen und Töpfen für Farbpracht im Frühlingsgarten zu pflanzen, Kräuter für den Winter einzutopfen, Kohl anzubauen, nicht winterharte Stauden zu überwintern, Kletterrosen zurück zu schneiden, wurzelnackte Bäume zu pflanzen, ein neues Hochbeet anzulegen und natürlich den Garten vom Laub frei zu halten.

„Bei uns werden die Beete alle noch einmal mit Gründünger, vor allem mit Kompost versorgt“, sagt Manfred Lawatsch und deutet dabei auf die beiden Komposter. „Das ist der beste Dünger, den wir haben. Etwas Besseres gibt es für die Beete gar nicht“, ist er überzeugt. „Man darf nur keine Kartoffelschalen hinein geben, sonst keimen sie.“ Gegraben wird in den Beeten dann, wenn etwas frei wird. Aber auch einige Sträucher stutzt der Kleingärtner jetzt ein wenig, wie beispielsweise den Kirschlorbeer. „Er wird etwas verjüngt, damit die Ecke dort nicht zuwächst.“ Auch der echte Lorbeer – der ganze Stolz des Hobbygärtners – wird im Herbst runter geschnitten und zu enge Triebe werden entfernt. „Aber regulär wird bei uns im Herbst nur noch abgeerntet, was anfällt.“

Bäume tragen schwer an Früchten

Über der Wiese tragen die Bäume bereits schwer an Früchten: Äpfel, Birnen und Pflaumen wachsen in Fülle. „Das Fallobst verarbeite ich meist sofort zu Apfelmus“, sagt Agnes Lawatsch. Die kleinen roten Äpfel werden in speziellen Kisten gelagert. „Und die anderen Äpfel koche ich meist ein oder sie werden entsaftet“, so die 79-Jährige. Langeweile kennen die beiden Rentner nicht. Grünzeug aus dem Supermarkt eigentlich auch nicht. Denn: „Von dem, was wir an Gemüse aus dem Garten holen, können wir fast den ganzen Winter über leben.“ Möhren, Bohnen, Erbsen, Zwiebellauch und Schnittlauch, Sellerie, Tomaten, Kohlrabi und andere Kohlsorten, Spinat, Feldsalat, Zucchini und Paprika wachsen in ihrer grünen Oase am Stadtrand.

Letztere geschützt unter Glas, „denn die haben es gerne warm an den Füßen“, weiß Manfred Lawatsch. Manches wird sofort gekocht oder gegrillt und gegessen, anderes wird eingefroren, eingekocht oder auch eingelegt. „Das gilt auch für unsere Zucchini“, sagt der Kleingärtner. „Denn wenn es zu viele sind, werden sie in Streifen geschnitten mit Essig und Gewürzen kurz aufgekocht und eingelegt. Das schmeckt wie saure Gurken und ist wirklich sehr lecker.“

Ab und zu kommt der Bussard

Mit Schmackhaftem versorgt der 80-Jährige aber auch die Vögel, denen gleich mehrere kleine Häuschen im Garten als Futter-Unterstand dienen. „Ab und zu kommt auch ein Bussard vorbei“, sagt Manfred Lawatsch. Ungeliebter Besuch ist dagegen das emsige Eichhörnchen, das jetzt immer die Nüsse aus den Nachbargärten bringt und in die Beete legt. „Und die keimen, wenn wir sie nicht rechtzeitig entdecken und entfernen. Aber wir wollen ja keinen Nussbaumgarten hier.“

Und während er noch die ein oder andere hartschalige Frucht aus dem Nutzgarten entsorgt, kümmert sich seine Frau Agnes bereits um den flüssigen Genuss aus dem Garten: „Die Trauben werden entsaftet und wir machen dann entweder Saft, aber auch Wein daraus – zum Beispiel Stachelbeer-, Johannisbeer- oder Kirschwein. Ein Teil der Beeren wird aber natürlich auch zu Marmelade verarbeitet.“