Oberhausen. Hier gab es sogar mal ein Kino, aber das ist Jahrzehnte her. Von der Zeche Oberhausen ist über Tage nicht mehr viel zu sehen.

Wenn es den Denkmalschutz damals, Anfang der 1930er Jahre, schon gegeben hätte, wären die meisten ihrer Gebäude vermutlich erhalten geblieben. So aber ist die Zeche Oberhausen im Hinterland der Essener Straße seit 2009 nur als Bodendenkmal gesichert.

Ihre unterirdischen Hinterlassenschaften bleiben damit der Nachwelt erhalten. Einziges Baudenkmal ist das östliche Torhaus, heute als „In Hostel Veritas“ bekannt. Ansonsten ist noch eine Werkstatt erhalten, die mittlerweile als Veranstaltungshalle genutzt wird.

709.000 Tonnen schwarzes Gold

Archäologen fänden ein reiches Betätigungsfeld, wenn sie sich hier im Untergrund auf die Suche machen würden. Schließlich würden sie auf die Überreste von Oberhausens zweitältester Steinkohlezeche mit all ihrer baulichen Vielfalt stoßen, auf Keller und Fundamente von Maschinenhäusern, Wagenremisen, Pferdeställen, Un­terkunfts- häusern, Lagerschuppen, einem Sanitätsgebäude, einer Klempnerei, einer Tischlerei, einer Schmiede, einem Maurergebäude, ja sogar einer aufgeständerten Transportbahn. Immerhin wurde hier 72 Jahre lang, von 1859 bis 1931, das „schwarze Gold“ gefördert, bis zu 709.000 Tonnen im Jahr.

Zwei mächtige Malakofftürme, gemauerte Fördertürme von festungsähnlichem Zuschnitt, mit ihren zugehörigen Maschinen- und Kesselhäusern machten es möglich. Bis zu 2400 Menschen fanden auf dieser Zeche ihr Auskommen. Bei zahlreichen Grubenunglücken kamen aber auch Dutzende von Bergarbeitern zu Tode.

Die eindrucksvollste Hinterlassenschaft der Zeche heute ist die Knappenhalde, ihre Abraumhalde. Dabei ist ihre ei­gentliche Hinterlassenschaft ja die Stadt selbst. Denn ohne die Zeche Oberhausen im Osten des heutigen Stadtgebiets und ohne die fünf Jahre ältere Zeche Concordia im Westen hätte sich Oberhausen niemals so rasant entwickelt.

Der Ruhrorter Geschäftsmann Franz Haniel (1779 bis 1868) gründete das Bergwerk. Er wollte damit das bereits 1808 von ihm, seinem Bruder und zwei Schwäger gegründete Vorläuferunternehmen der Gutehoffnungshütte mit Steinkohle versorgen. Ursprünglich sollte nur in rund 150 Metern Tiefe abgebaut werden. Der Bedarf an Kohle stieg aber dermaßen an, dass 1910 eine größte Tiefe von 709 Metern erreicht wurde. Bis zu 3000 Tonnen Kohle konnten in 16 Stunden nach oben gefördert werden. Sie wurden teils nebenan gleich zu Koks verarbeitet, der für den Verhüttungsprozess im Hochofen die besseren Bedingungen bot.

Im Sog der Weltwirtschaftskrise

Anfang der 1930er Jahre geriet das Bergwerk in den Sog der Weltwirtschaftskrise. Am 31. März 1931 wurden die Absatzschwierigkeiten mit einem radikalen Einschnitt beendet: Die Zeche wurde stillgelegt. Seit 1937 diente es als Schaubergwerk, bot in über 600 Metern Tiefe sogar einen Kinosaal für 100 Personen. Das Schaubergwerk war nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal von 1950 bis 1960 in Betrieb. Dann wurde die Anlage komplett aufgegeben und fast alle Gebäude einschließlich der beiden Mala­kofftürme abgerissen.

Von all dem sind nur der Eingangsbereich der Zeche und eine zweiflügelige Halle aus Backstein im hinteren Bereich übrig. Mit in Drahtkörben geordneten Ziegelsteinen ist im Hinterland, neben einer kleinen Schonung, eine Art Gebäude-Grundriss nachgezeichnet. Darin ragt etwa drei Meter eine Art Entlüftungsrohr empor, das mit der Aufschrift „Teufe 635 m“ versehen ist. In den letzten Jahren wird das Gelände immer mehr gewerblich genutzt, etwa durch ein Ausbildungszentrum, das mit Stacheldraht gesichert ist, eine Kfz-Werkstatt, einen Getränkehandel und neuerdings ein Seniorenzentrum. Die große Lagerhalle für Coils genannte Bandstahlrollen gehört nicht mehr zum Bodendenkmal.