Oberhausen. Sozialpädagogin Anna Vielhaber bietet seit einem Jahr Beratung für geflüchtete Frauen. Vor allem geht es darum, die Frauen psychisch zu stabilisieren

  • Frauen zwischen 16 und 70 Jahren nutzen das Angebot der Frauenberatungsstelle
  • Bei Verständigungsproblemen werden interkulturelle Mittlerinnen hinzugezogen
  • Die Frauen müssen nichts preisgeben, was sie nicht wollen, die Gespräche sind vertraulich

Den Zugang zu finden, ist oft nicht leicht. Frauen zwischen 16 und 70 Jahren, die häufig wenig bis gar kein Deutsch können, kommen in die Frauenberatungsstelle an der Schwartzstraße, oder Sozialpädagogin Anna Vielhaber besucht sie in den Flüchtlingsheimen. Allesamt haben sie Schwerwiegendes erlebt, auf der Flucht, in Zwangsehen oder durch die Sorge um Familienmitglieder in der Heimat.

„Die Gespräche dauern oft lange“, sagt Vielhaber, die jetzt seit einem Jahr als Beraterin für traumatisierte Flüchtlingsfrauen in Oberhausen tätig ist. Lange dauern die Gespräche vor allem, weil – wann immer nötig – ausgebildete interkulturelle Mittlerinnen dabei sind. Sie sind nicht nur Übersetzerinnen, sondern öffnen vielfach erst „die Tür in den anderen Kulturkreis“: „Die geflüchteten Frauen sind dann froh, einfach mal erzählen zu können – in der eigenen Sprache. Das erleichtert einiges“, sagt Vielhaber.

Der Weg aus der Negativspirale

Häufig geben Mitarbeiterinnen von sozialen Diensten, Flüchtlingsberaterinnen oder ehrenamtliche Helfer der Frauenberatungsstelle den Hinweis auf Frauen, die sehr belastet, ängstlich oder verschreckt wirken – oder geben den betreffenden Frauen vor Ort den Tipp, sich mal an die Frauenberatungsstelle zu wenden. „Wenn sie dann zu uns kommen, sind viele erstaunt, dass wir sie gar nicht nach den Details fragen, die zu ihrer Traumatisierung geführt haben. Sie müssen nichts preisgeben, was sie nicht wollen und wir unterliegen ja auch der Schweigepflicht“, erklärt Vielhaber.

Es gehe auch erstmal gar nicht darum, die Traumata aufzuarbeiten. „Das können wir hier gar nicht leisten. Aber wir können die Frauen psychisch stabilisieren, indem wir versuchen, mit ihnen zusammen herauszufinden, was ihnen gut tut – damit sie einen anderen Umgang mit den Alpträumen, Ängsten oder Flashbacks entwickeln können, die sie quälen.“

Statt in der Vergangenheit zu bohren, versuche man vielmehr, an den Ressourcen der Frauen anzusetzen: Was kann sie, was tut sie gern? Was hat sie früher schon beruhigt? Malen, nähen, fotografieren, Musik hören? „Wir müssen gucken, dass sie nicht in ihrer Negativspirale verharren. Das ist erstmal das Wichtigste – und häufig der erste Schritt zur Verarbeitung.“