Oberhausen. Auf Schacht 1-2 der Zeche Oberhausen fuhren 40 Bergleute zur Frühschicht ein. Zwölf von ihnen kehrten am 25. März 1926 nicht zu ihren Familien zurück.
Gemessen an der Zahl der Todesopfer, war es das drittschwerste Grubenunglück in der Geschichte des Bergbaus in Oberhausen: Am 25. März 1926, einem Donnerstag, gegen 6.20 Uhr fuhren auf Schacht 1-2 der Zeche Oberhausen über 40 Bergleute zur Frühschicht ein. In etwa 500 Metern Tiefe gab es einen lauten Schlag, ihr Förderkorb nahm rasant an Fahrt zu und schlug nach 200 Metern, sozusagen im freien Fall, in mehr als 700 Metern Tiefe auf. Zwölf Bergleute konnten nur noch tot aus den Trümmern des Förderkorbs geborgen werden, 31 weitere wurden teils schwer verletzt.
Die Nachricht von der Katastrophe verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Stadt. Vor allem aus dem benachbarten Knappenviertel drängte es die Menschen vor das Tor der Zeche. Angehörige sorgten sich, ob auch ihre Männer unter den Opfern waren. Mit einem Großaufgebot musste die Polizei die Zufahrt auf das Zechengelände frei halten.
Zum Glück verfügte Oberhausens älteste Zeche über einen parallelen zweiten Schacht, der noch funktionierte. Über ihn konnten die Überlebenden mühsam ans Tageslicht befördert werden. Dabei hatten die Sanitäter ein Problem, standen doch für insgesamt 16 Schwerverletzte zeitweise nur drei Tragen zur Verfügung, wie der General-Anzeiger berichtete.
Freiwillige Sanitätskolonne
Oberbürgermeister Berthold Otto Havenstein eilte nach dem Bericht der Zeitung zum Unglücksort, hielt sich dort auf, bis alle Verletzten abtransportiert waren. Die freiwillige Sanitätskolonne war 30 Minuten nach dem Unglück vor Ort und konnte sie in Empfang nehmen. Eine Waschkaue war zum Operationssaal umfunktioniert. Zehn Schwerverletzte wurden im Laufe des Tages in das Krankenhaus Bergmannsheil nach Bochum gebracht, das Unfallkrankenhaus für den Ruhrbergbau. Zehn weitere Verletzte wurden im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen behandelt.
Über die Ursache wurde gestritten
Über die Ursache der Katastrophe wurde in den ersten Tagen öffentlich gestritten. Zuerst ließ die Bergbehörde aus Dortmund verlauten, eine noch am Samstag zuvor erneuerte Befestigung für den Korb sei gebrochen. Die Bergleute dagegen machten den Ablauf des Seils von der Umlenkrolle und den Bruch einer dortigen Stange dafür verantwortlich. Denn am Förderseil waren zwei Förderkörbe befestigt. Jeweils einer fuhr nach unten, der andere nach oben. Um ein mögliches unterschiedliches Gewicht beider Körbe, je nach der Zahl der Insassen, auszugleichen, waren beide Körbe von unten durch ein zweites Seil miteinander verbunden. Tatsächlich war der gegenläufige zweite Korb an diesem Morgen unbesetzt.
Auch menschliches Versagen beim Maschinisten im Förderturm wurde nicht ausgeschlossen. Am Tag der Beisetzung der Toten, Montag, 29. März, verkündete das Oberbergamt, die Ursache des Unglücks sei, dass die Fördermaschine durchgegangen sei. Den Grund dafür kannte sie aber noch nicht.
Die Anteilnahme der Bevölkerung an dieser Beisetzung war riesig. Tausende Oberhausener sowie Bergleute aus den Nachbarstädten und -zechen waren auf den Beinen. Ein langer Trauerzug begleitete die zwölf Särge beim Verlassen des Zechengeländes. Später teilte sich der Trauerzug auf die verschiedenen Friedhöfe auf, auf denen die Opfer des Unglücks beigesetzt wurden.