Oberhausen. . In 90 Prozent aller Fälle sollen die Retter binnen acht Minuten am Ziel sein. Sie schafften 2015 aber nur gut 86 Prozent.

Ob Unfall, Herzinfarkt oder Schlaganfall, acht Minuten nach dem Anruf bei der Berufsfeuerwehr soll die Notfallrettung beim Patienten sein, jedenfalls in 90 Prozent aller Fälle. Dieses Landesziel erreichen die Oberhausener Retter immer noch nicht: Die sogenannte Hilfsfrist 2015 wurde nur zu 86,2 Prozent eingehalten, wie die Rathaus-Spitze mit der Vorlage des neuen Rettungsdienstbedarfsplans einräumen muss.

Dabei hatte Oberhausen trotz hoher Kosten in den vergangenen Jahren die Zahl der Rettungsautos deutlich erhöht und das Personal aufgestockt. Nun sollen die beiden Feuer- und Rettungswachen in Alt-Oberhausen und Sterkrade nochmals verstärkt werden.

Vor 16 Jahren nur jeweils ein Wagen

Im Jahr 2000 war auf jeder der beiden Wachen nur je ein Rettungswagen rund um die Uhr im Einsatz. Mittlerweile sind es jeweils drei. Künftig soll auf jeder der beiden Wachen ein vierter Rettungswagen besetzt werden, allerdings nur von montags bis samstags und nur von 7 bis 19 Uhr. So will man das Acht-Minuten-Ziel in 90 Prozent der Rettungsfälle endgültig erreichen.

Kritische Nachfragen dazu gab es von den Politikern im zuständigen Umweltausschuss nicht. Dabei ist das Thema nicht unstrittig: Öffentlich debattiert wurde etwa in den vergangenen Jahren über die schlechtere Versorgung von Notfallpatienten in den Randgebieten der Stadt, die länger auf das Eintreffen der oft lebensrettenden Hilfe warten müssen.

Zudem drängen Hilfsorganisationen wie die Johanniter-Unfallhilfe und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) darauf, in der Notfallrettung mitzuwirken. Der ASB rief deshalb sogar das Gericht an. Dort hatte die Stadt einen schweren Stand, weil sie keine schlüssigen Einsatzzahlen vorlegen konnte.

Schwierigkeiten in Randgebieten der Stadt

Auch in der aktuellen Bedarfsplanung berichtet sie zwar von stark gestiegenen Einsatzzahlen. So rückten Rettungswagen 2015 in 20 198 Fällen zur Notfallrettung aus. In 6251 Fällen war dabei auch der Notarzt mit im Einsatz. Aber Vergleichszahlen für 2014, die den Anstieg belegen können, fehlen in dem Dokument.

Unter Fachleuten diskutiert wird sogar die Frage, ob die Aufstockung der Wachen bisher überhaupt etwas gebracht hat. Vergleicht man die Erfolgsquote (Einhaltung der Acht-Minuten-Hilfsfrist im Vorjahr 86,2 Prozent) mit der letzten Untersuchung durch ein Fachbüro 2011, ergibt sich sogar eine Verschlechterung. Das Fachbüro berechnete die Erfolgsquote mit 87,6 Prozent. Feuerwehrchef Gerd Auschrat bezeichnet diese Zahl auf Nachfrage der Redaktion nun als „nicht nachvollziehbar“ und gibt stattdessen für 2014 eine Quote von 85,3 Prozent an. Demnach hätte es zuletzt eine leichte Verbesserung gegeben.

Das Gutachten von 2011 hatte aufgezeigt, dass es vor allem Schwierigkeiten damit gibt, die Hilfsfrist bei Einsätzen in den Randgebieten der Stadt einzuhalten. In Stadtteilen wie Alstaden, Holten, Barmingholten, Schmachtendorf, Königshardt und Borbeck war der Rettungswagen demnach gerade einmal in etwa der Hälfte der Fälle zeitnah vor Ort.