Oberhausen. . Acht-Minuten-Frist von Feuerwehr in Randgebieten nicht immer eingehalten. Hilfsorganisation schlägt vor, einen Rettungswagen auszulagern

In den Streit um die Notfallrettung in Oberhausen schaltet sich jetzt auch die Johanniter-Unfallhilfe ein. Es geht um die Beteiligung von Hilfsorganisationen wie den Johannitern oder dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) an dieser lebenswichtigen Aufgabe. Das lehnt die Stadt bislang strikt ab, weil sie auf die Expertise der Oberhausener Berufsfeuerwehr setzt.

Und es geht um die Unterversorgung der Randgebiete der Stadt, etwa von Alstaden oder von Sterkrade-Nord. Sie können zwar meist innerhalb der mindestens einzuhaltenden Zwölf-Minuten-Hilfsfrist erreicht werden, häufig jedoch nicht in der Acht-Minuten-Hilfsfrist. Letztere liegt aber dem im 2014 vom Rat der Stadt verabschiedeten Rettungsdienstbedarfsplan als Ziel zugrunde.

Seit 1999 Krankentransporte

Wenn die Stadt ihre Politik ändern würde, die Notfallrettung also auch für die Hilfsorganisationen öffnen würde, „dann würden wir uns als Partner der Stadt daran beteiligen“, erklärt jetzt Arnd Jankowski. Er ist der Leiter der Einsatzdienste bei den Johannitern und für Düsseldorf, Duisburg und Oberhausen zuständig.

Schließlich sei man schon seit 1999 für die Stadt im Krankentransport tätig, also bei Nicht-Notfällen. Der Krankentransport ist in Oberhausen komplett den Hilfsorganisationen und privaten Anbietern übertragen.

Mit dem Einstieg der Hilfsorganisationen in die Notfallrettung würde Oberhausen dem Vorbild anderer Städte folgen. „Wir betreiben seit 2004 rund um die Uhr einen Rettungswagen in Duisburg“, sagt Jankowski. Und in Düsseldorf-Vennhausen besetze man einen Rettungswagen, um von dort aus den etwas entlegenen Stadtteil Düsseldorf-Unterbach schneller erreichen zu können.

Beschränkung auf zwei Ausrücke-Standorte

Theoretisch könnte man so auch in Oberhausen die bisher meist länger dauernde Rettung im Notfall an den Stadtgrenzen verkürzen. Die Stadt hält das nicht nur für recht teuer, sondern argumentiert, dass die Auslagerung einer Rettungswache zur Unterversorgung der Zentren führe. Dieses Argument können die Johanniter nicht nachvollziehen. „Selbstverständlich könnte ein im Sterkrader Norden stationierter Rettungswagen bei Bedarf auch nach Sterkrade-Mitte ausrücken“, sagt Jankowski.

Es wäre Aufgabe der Fachleute, den dafür besten Standort ausfindig zu machen. Von dort müsste sowohl der Sterkrader Norden innerhalb von acht Minuten abgedeckt werden können als auch große Teile von Sterkrade-Mitte. Die Feuer- und Rettungswache Sterkrade sei dieser optimale Standort offenbar nicht. Von dort wird allerdings auch Osterfeld mitversorgt.

Der zuständige städtische Beigeordnete Frank Motschull hatte zur Jahreswende die Beschränkung auf zwei Ausrücke-Standorte verteidigt. Das sind bislang die beiden Feuer- und Rettungswachen an der Brücktorstraße und an der Dorstener Straße in Sterkrade.

Fünf Menschen im Sanitätsdienst wiederbelebt 

Nicht akzeptabel sind für die Johanniter die Aussagen des zuständigen städtischen Beigeordneten Frank Motschull zum Thema Notfallrettung.

Motschull hatte die bisherige Politik der Stadt verteidigt, sie ausschließlich der Berufsfeuerwehr zu überlassen. Das hatte er unter anderem mit „nicht immer positiv“ zu bewertenden Erfahrungen mit dem Einsatz der Hilfsorganisationen im Krankentransport begründet, also bei Nicht-Notfällen.

„Der Leser muss danach den Eindruck haben, dass Hilfsorganisationen wie wir nicht professionell arbeiten und auf Profit aus sind. Offenbar kennt Herr Motschull unsere Arbeit gar nicht“, befürchtet Johanniter-Einsatzdienstleiter Arnd Jankowski. Denn das sei nicht der Fall.

Rettungsdienst als lukratives Geschäft

Nach ihrer Satzung verfolge die Johanniter-Unfallhilfe „ausschließlich gemeinnützige und mildtätige Zwecke“. Ihre Angestellten würden im Gegensatz zu denen von privaten Anbietern immer nach Tarif bezahlt. „Wir entlohnen fair und wollen Ar­beitsplätze erhalten“, ergänzt Jankowskis Stellvertreter Jens Bleck­mann. Auch im Krankentransport komme in Oberhausen qualifiziertes Personal zum Einsatz. So würden Rettungssanitäter der Johanniter zwischen dem Einsatz auf dem Rettungswagen in Duisburg und dem Krankentransport in Oberhausen wechseln. Hier stellen sie täglich von Mitternacht bis 9 Uhr vormittags sowie von 7 bis 17 Uhr die Besatzungen zweier Krankenwagen.

Schließlich verwundert die Johanniter Motschulls Aussage, es handele sich bei dem von den Krankenkassen finanzierten Rettungsdienst für die Hilfsorganisationen um ein lukratives Geschäft.

Selbst im Sanitätsdienst bei Großveranstaltungen leiste man eine wertvolle Arbeit. Das würden fünf erfolgreiche Wiederbelebungen nach Herzstillstand in den letzten Jahren belegen.