Oberhausen. . Für Anwohner bedeutet das weniger Lärm und mehr Sicherheit. Doch Autofahrer müssen ständig Gas geben, abbremsen, Gas geben, abbremsen.
Wer als Autofahrer häufig durch Oberhausen fährt, darf sich auf eine erstaunlich niedrige Durchschnittsgeschwindigkeit freuen: 28 km pro Stunde. Das liegt nicht nur an dem überaus starken Verkehr auf zahlreichen Straßen, sondern auch an den üppig verteilten Ampeln – und den zunehmenden 30-Kilometer-Geschwindigkeitbegrenzungen.
Seit die Verkehrsminister von Land und Bund eine leichtere Einrichtung von Tempo-30-Limits vor Kitas, Altenheimen und Schulen sogar auf Hauptverkehrsstraßen fordern, gibt es in vielen NRW-Städten kein Halten: Immer mehr Anwohner fühlen sich ermuntert, 30er-Schilder vom Rathaus für ihre Straße zu fordern, schrittweise wird die vor allem von der SPD- und Grünen-Basis bundesweit immer wieder geforderte generelle 30-er-Geschwindigkeitsbegrenzung für Wohngebiete innerorts zur Regel, die 50er-Tempo-Erlaubnis zur Ausnahme. Kein Wunder: Nach Studien bedeutet Tempo 30 weniger Unfälle und weniger Lärm.
Im Frühjahr stufte das Rathaus beispielsweise auf der wichtigen Durchgangsstraße von der Oberhausener Innenstadt zur Mülheimer Straße, auf der Tannenbergstraße, 200 bis 300 Meter auf Tempo 30 runter – die Eltern kleiner Kinder hatten diese vor der Kita „Villa Kunterbunt“ schon seit langem gefordert, weil etliche Autofahrer offenbar 50-Stundenkilometer-Tempolimits als unverbindliche Empfehlung betrachten und durch die Gegend rasen. Vor allem ältere Anwohner der Rossaintstraße klagten darüber, dass sie sich kaum über den Zebrastreifen trauen, weil Autos zu schnell unterwegs sind.
Einigen unverbesserlichen Zeitgenossen haben es also alle Autofahrer zu verdanken, dass sie auf der Tannenbergstraße in Richtung Mülheimer Straße laufend Gas geben und bremsen dürfen: Erst Halt an der roten Ampel der Kreuzung Tannenberg/Ebertstraße, dann beschleunigen auf 50, danach vorsichtig um die Kurve, dann wieder 50, um kurz hinter der Bushaltestelle auf das 30-Kilometer-Schild zu stoßen. Dieses Auf und Ab gibt es an immer mehr Oberhausener Straßen – zu solch einer Berühmtheit in Autofahrer-Kreisen hat es etwa die Lothringer Straße, ein zentraler Verbindungsweg zur Nachbarstadt Mülheim, gebracht.
Das kostet schnell viel Geld
Statt dieser umweltschädlichen Gas-und-Brems-Manöver wäre es fast schon besser, man würde überall einheitlich nur mit Tempo 30 durch die Stadt schleichen, dafür aber flüssig, denken sich nicht wenige Autofahrer. Eine solch flächendeckend herabgesetzte Regelgeschwindigkeit fordern Umwelt- und Fahrradverbände schon seit längerem. Für Autofahrer könnte dies durchaus auch finanziell vorteilhaft sein: Wer nämlich mit Rücksicht auf den Hintermann so schnell wie erlaubt fahren möchte, aber dann versäumt, rechtzeitig kräftig herunterzubremsen, ist schnell viel Geld los: Polizei und Ordnungsamt messen gerne an der Tannenbergstraße – und zwar rechtlich überaus korrekt das Tempo genau auf Schildhöhe.
Wer da 50 fährt, also 20 Stundenkilometer zu schnell ist, muss 35 Euro zahlen, bei zehn Stundenkilometern Überschreitung sind es 15 Euro. „Es kommt in nicht unerheblichem Umfang zu meist geringfügigeren Überschreitungen der zulässigen Geschwindigkeit von 30 km/h“, schreibt Stadtsprecher Martin Berger über die Erfahrungen der ersten Monate an der Tannenbergstraße.
Fünf Prozent der Autofahrer sind sogar schneller als 50 Stundenkilometer unterwegs – müssen über 80 Euro blechen und können sich auch noch über einen Punkt freuen. Klar ist für die Stadt bereits: Sie wird weiter in Abstimmung mit der Polizei regelmäßig hier Geschwindigkeiten kontrollieren.