Oberhausen. . An der neuen Stadtbibliothek Sterkrade gilt Tempo 10 - wenige Meter davor Tempo 50. Ein Bürger fordert eine einheitliche 30er-Zone fürs Zentrum. Stadt: Das ist nicht nötig
Auf einem Stadtplan lässt sich Sterkrade-Mitte leicht erkennen. Wie zur Einheit fest umschlossen ist das Stadtteilzentrum durch den Verkehrsring. Innerhalb dieser Straße allerdings gelten alles andere als einheitliche Geschwindigkeiten: Mal gilt Tempo 50, mal Tempo 30, auf einer kurzen Strecke muss man wiederum zehn Stundenkilometer fahren und dann gibt es auch noch verkehrsberuhigte Bereiche.
Schluss mit der Schilderwut, meint dazu der Bürger Hermann Bruckmann. Er ist die einzelnen Tempo-Zonen abgefahren, hat die jeweiligen Beschränkungen aufgeschrieben. Statt der vielen Unterschiede schlägt Bruckmann vor, die Sterkrader Innenstadt zur 30er-Zone zu erklären. Stadt und Polizei haben dies sogar bereits geprüft, lehnen es aber ab. Der Grund ist ein kurioser: Auch wenn auf manchen Straßen Tempo 50 gilt, seien Autos doch kaum mit mehr als 30 Stundenkilometern unterwegs.
Stein des Anstoßes war für Hermann Bruckmann das neu aufgestellte Tempo-10-Schild an der Sterkrader Bibliothek. Die Bibliothek hatte im März in neuen Räumen schräg gegenüber ihren alten eröffnet. Direkt davor gilt auf wenigen Dutzend Metern Tempo 10 – an der nächsten Straße gelte aber Tempo 50. Die Bücherei habe doch nur die Straßenseite gewechselt, wundert er sich. „Kommen jetzt mehr Menschen zur Bücherei? Geht 50 Meter weiter keiner über die Straße?“ Seine Lösung: Tempo 30 für Sterkrade-Mitte und ein Zebrastreifen an der Bücherei.
Sicherheit erhöhen
Die Stadt reagiert mit einer ausführlichen Stellungnahme auf die Kritik. Zur Bibliothek wird erklärt, man habe diesen Bereich aufwerten wollen. Pfosten seien versetzt worden, um den Gehweg zu verbreitern und Platz fürs Abstellen von Fahrrädern zu schaffen. Mit Tempo 10 sollten Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität erhöht werden, heißt es weiter.
Ende zur Kreuzung verschoben
Hermann Bruckmann kritisiert, dass der Radweg nun vor der Bücherei durch Pfosten und Fahrradständer beendet werde.
Nach Angaben der Stadt war an dieser Stelle bereits vor dem neu eingeführten Tempo-Limit Schluss mit dem Radweg. Das Ende sei lediglich einige Meter zur Kreuzung vorgezogen worden, da ab dort keine eigenständigen Radwege mehr vorhanden sind. Diese müssen wegen des geltenden Tempo-Limits nicht ausgewiesen werden, heißt es aus dem Rathaus: „In Tempo-Zonen sind eigenständige Radverkehrsanlagen vom Gesetzgeber nicht vorgesehen.“
Eine Tempo-30-Zone für Sterkrade-Mitte halten Stadt und Polizei nicht für notwendig. Denn: „Die meisten Straßen gehören zur Fußgängerzone oder sind als verkehrsberuhigte Bereiche ausgewiesen, so dass eine Tempo-30-Zone nicht notwendig ist.“ Die real gefahren Geschwindigkeiten würden selten 30km/h überschreiten. In einer tempobeschränkten Zone könne man den von Bruckmann vorgeschlagenen Zebrastreifen zudem nicht anlegen. „Das ist vom Gesetzgeber nicht vorgesehen.“
Eine Möglichkeit räumt die Stadt den Bürgern aber ein: Zum Maßnahmenkatalog, mit dem Sterkrade künftig aufgepeppt werden soll, gehört auch ein Verkehrskonzept. An dessen Erstellung können sich Bürger beteiligen.