Oberhausen. Mehr als eine Augenweide: Der Katalog zur Ausstellung „Marlene Dietrich“ vervollständigt den knappen Überblick in der Gedenkhalle Schloss Oberhausen.
Man kennt das Phänomen von etlichen Kunst-Katalogen: Die Bilder sind eine Augenweide, aber die Texte viel zu oft fast unlesbar, verpfropft von hermetischem Jargon. Für den 130-seitigen Katalogband zur „Marlene Dietrich“-Ausstellung der Gedenkhalle ist diese Sorge mal unbegründet. Hier stimmt alles: Die Optik, die handwerkliche Verarbeitung – und die Qualität der sechs Essays.
Der im Verlag Karl Maria Laufen publizierte Band vervollständigt jenes Bild über „Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis“, das die Gedenkhalle auf eng begrenzten Raum nur anreißen kann. „En passant“ liefert das großformatige Buch von einer der meistfotografierten Frauen des 20. Jahrhunderts noch ein ganzes Kapitel zuvor unveröffentlichter Bilder. Sie stammen aus einem Karton, den die Dietrich mit „war photos on dull paper“ beschriftet hatte. Sie zeigen (meist geradezu rührend amateurhafte) Szenen ihrer „Tournee“ für die Alliierten.
Fast so groß wie der Katalog
Der Katalog „Marlene Dietrich“ lohnt nicht nur das Durchblättern, sondern auch die Lektüre. Er kostet 28 Euro und ist erhältlich im Shop der Ludwiggalerie, in der Buchhandlung Karl Maria Laufen. Bundesweit zu bestellen mit der ISBN-Nr. 978-3-87468-345-6.
Vom Begleitprogramm der bis zum 11. Dezember geöffneten Ausstellung ist erst Teil 1 publiziert. Neben Führungen gibt es Filme – und sogar eine Nähaktion „Marlene-Hosen“. Ausführlich informiert die Gedenkhalle per Faltblatt und online gedenkhalle-oberhausen.de
Von Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl – dem Star im Exil und der NS-Propagandistin – berichtet Natalie Lettenewitsch von der Universität Paderborn im nächsten Vortrag am Mittwoch, 29. Juni, um 18 Uhr in der Gedenkhalle. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Auch das Text-Kapitel von Silke Ronneburg, „Follow the Boys“, ist ein Glanzlicht dieses Bandes: mit süffig zu lesenden Anekdoten, wie jener von der „Befreiung“ Paris’ an der Seite von Ernest Hemingway – oder der amüsanten Korrespondenz mit Sir Alexander Fleming, dem Entdecker des Penicillins. Dass Marlene Dietrich, in einem italienischen Krankenlager, die wohl erste Zivilistin war, die das neue Medikament von einer Lungenentzündung kurierte, belegt auch das hohe Risiko ihres Einsatzes nahe der Front. Auf rotem Samt zeigt die Gedenkhalle jener„Medal of Freedom“, mit der die gebürtige Berlinerin 1947 als erste Frau überhaupt ausgezeichnet worden war. „Follow the Boys“ meinte eben mehr, als im Abendkleid auf improvisierter Bretterbühne die singende Säge zu spielen.
Ko-Kuratorin Sophie Koch schließlich schrieb das Kapitel über Marlene Dietrichs wohl wichtigsten Film: Billy Wilders satirisches Meisterstück „Eine auswärtige Affäre“ von 1948 enthält auch Aufnahmen aus dem kriegszerstörten Berlin von hohem dokumentarischen Werk.