Oberhausen. Am zweiten Tag des Theatertreffens stehen Workshops auf dem Programm. Fechten, Maske, Schauspiel: Wir schauen beim Training zu.
Den ersten Schultheater-Tag haben sie bereits hinter sich, von morgens bis abends Stücke geprobt, gesehen, besprochen, Bühnen eingerichtet. Wir treffen die 90 theaterbegeisterten Jugendlichen am zweiten Seminartag beim Mittagsimbiss in der Theaterbar.
Anstrengend? „Nein, sagt Nediem, Mitglied der englischsprachigen Theater-AG des Sophie-Scholl-Gymnasiums. „Es ist besser als Schule.“ Noch schnell ein Stückchen Kuchen gegriffen und dann geht’s auch schon ab zum Hip-Hop-Workshop. „Hat man ja sonst keine Gelegenheit dazu, Zwölfjährige können das schon besser als ich“, erklärt Lena ihre Kurswahl. Ärgerlich nur, dass der Hip-Hop-Experte sich verspäten wird. „Steckt noch in Gelsenkirchen fest, kommt aber noch“, heißt es. Die Gruppe trägt’s mit Fassung, wartet gelassen im Hof auf ihn.
Die Bühnenfechter haben da bereits mit dem Training begonnen. Schritt vor- und rückwärts beherrschen die Teilnehmer schon, auch Kreuzschritte und den Ausfall. Als wir bei ihnen vorbeischauen, werden gerade die Degen verteilt. „Echte Sportwaffen“, sagt Kursleiterin Saskia Lederer. Ohne Maske müssen wir damit vorsichtig umgehen.“ Sie zeigt, wie man den Degen hält. „Daumen oben drauf“, sagt sie. „Bevor wir angreifen, müssen wir das Verteidigen lernen, dafür haben wir acht Positionen.“
Auch das Ziel ist entscheidend
Nummer drei klappt nach oben, Nummer fünf schützt den Kopf, Nummer sieben klappt nach hinten. . .. Es geht ruckzuck. Die Bühnenkampf-Choreographin, die betont, dass sie keine Sportfechterin ist, hat auf jeden Fall hier einen Schnelldurchgang für ihre Eleven vor. „Ein Gefecht hat durchaus einen dramatischen Aufbau.“
Wir verlassen die Fechter und besuchen die Maske. Hier schminken sich die Teilnehmer gerade blaue Flecken. Dazu, sagt Kursleiterin Hanna Meier, können alle Farben verwendet werden. „Je unruhiger es ist, desto natürlicher sieht’s aus.“ Stimmt. Wenn Patrick mit dem von Lars verzierten Kinn am Abend nach Hause kommen wird, wird seine Mutter in Panik ausbrechen. Auffällig ist, wie konzentriert hier alle arbeiten. Unterhaltungen werden im Flüsterton geführt.
Wir verlassen die Maske und besuchen den Schauspielkurs. Schon auf dem Weg zur Malersaal-Bühne hört man Lacher. Aha. Spaß haben die auf jeden Fall. Kursleiterin Anke Weingarte kündigt Zwischenspielchen an. Zunähst geht es darum, Gefühle darzustellen und zu erraten. Jemand flüstert einem Partner etwas ins Ohr, was der durch den Gesichtsausdruck darzustellen versucht. Wir lernen: Nachdenklich, verträumt und genervt können durchaus ähnlich aussehen. Dann wird’s noch schwerer. Aufgabe: Auf einem kurzen Weg allein durch die Gangart eine Geschichte erzählen. Die Erkenntnis: Auch das Ziel ist entscheidend. Es macht einen Unterschied, ob jemand zu spät zur Schule kommen wird oder zur Arbeit.
Auch Improvisation und Bühnenkampf, Theaterfotografie und -kritik und Manga-Collagen für ein Theater-Plakat standen zur Auswahl.
Heute, am letzten Schultheatertag, zeigen die Workshop-Teilnehmer sich gegenseitig, was sie gelernt haben. Zuvor gibt’s noch die Stücke „Bullets over Broadway“ und „Alice D“.