Oberhausen. . Die Seniorenzeitung, die gar nicht so heißt, erscheint seit 18 Jahren. Herausgegeben wird sie von der Stadt, koordiniert vom Leiter des Bürgerfunk-Studios, Ulrich Otto. Das Redaktionsteam legt viel Herzblut hinein, macht von der Gestaltung bis zum Vertrieb alles selbst. Verstärkung ist immer erwünscht.
„Herzlich willkommen zur 821. Redaktionssitzung.“ Mit dieser beeindruckenden Zahl begrüßt Marlies Wolterhoff-Lümmen die Mitglieder der Seniorenzeitung, die von der Stadt herausgegeben und im Bert-Brecht-Haus erstellt wird. Doch was seit 18 Jahren so salopp Seniorenzeitung genannt wird, trägt längst den Titel „Wir für euch – Forum für Junggebliebene“ und wird in der Tat von ein paar regen Damen produziert. Mit großem Ernst, viel Spaß und Liebe zum Detail.
Auflage von 8000 Exemplaren
„Senior, das will ja keiner mehr sein“, sagt Elke Heinrichs (71). Die Damen am Tisch nicken. Katharina Ombeck (84), Marlies Gummersbach (83), Renate Ponten (79), Elisabeth Bonmann-Fabry (86), Gisela Michel (79) und Renate Helten müssen es wissen. Selten ist wohl das Team einer Zeitung so nah an ihrer Zielgruppe gewesen wie dieses. Natürlich ist dies keine „richtige“ Zeitung, das geben sie freimütig zu. Nachrichten finden sich nur spärlich darin. Und wenn, dann müssen sie auch in mehreren Monaten noch aktuell sein, denn das kostenlose Heft erscheint nur vier Mal pro Jahr.
Es überwiegen heitere und unterhaltsame Texte, Nachdenkliches auch, Anekdoten, Geschichten und Gedichte aus der Feder der Redakteurinnen. Hinzu kommt Informatives, das speziell die älteren Semester betrifft, wie die Seniorensicherheitsberatung der Polizei. Und: Kultur. Buch- und Bilderbesprechungen sind immer dabei, hinzu kommen Tipps und Termine wie das NRW-Theatertreffen. Anfangs, erzählen die Frauen, habe es mehr Politik gegeben in ihrer Zeitung – „Da waren ja auch Männer dabei.“ Sieben an der Zahl waren es, als die Seniorenzeitung, anfangs noch „Magazin“ genannt, nach einem Aufruf des Seniorenbeirats gegründet wurde. Leider seien die Herren inzwischen krank oder gestorben.
Übrig blieben ein Dutzend aktive Frauen, die allesamt ein reiches Berufsleben hinter sich haben und selbst im hohen Alter nicht die Hände in den Schoß legen wollen. Auch Ulrich Otto, Leiter des Bürgerfunkstudios, der dem Team beratend zur Seite steht und als Bindeglied zwischen Redaktion und der Stadt als Herausgeber fungiert, ist begeistert vom Elan der Frauen. „Es ist faszinierend, dass sie alles selbst machen“, sagt er. „Von den Fotos auf dem Titelbild bis zum Verteilen der Ausgaben.“ Besonders Letzteres fällt jedoch immer schwerer. Weshalb jetzt beschlossen wurde, dass die Zeitung mit einer Auflage von 8000 Exemplaren demnächst seltener erscheint. Dafür aber zweimal im Jahr mit mehr Seiten. Denn weniger zu berichten gibt es deshalb ja nicht.
Redaktionssitzung bei Kaffee und Plätzchen
Das Team der Seniorenzeitung trifft sich an jedem Donnerstag um 15 Uhr in Raum 227 im Bert-Brecht-Haus. Interessierte können jederzeit vorbeikommen. Kontakt aufnehmen kann man auch per E-Mail an wo-lue@t-online.de oder 82 52 093.
In den vergangenen 18 Jahren haben die Zeitungsmacher mit viel Energie für ihr Blatt geworben, zum Beispiel bei Seniorenmessen. Zeitweilig haben sie die Artikel auch auf Kassetten und CDs gesprochen und in Altersheimen verteilt.