Oberhausen. Wissenschafts-Wettstreit stellt sich neuen akustischen Herausforderungen. Show macht erstmalig Station in Oberhausen. Publikum hat Spaß
Den Science-Slam, Wissenschafts-Wettstreit, gibt’s schon länger, doch nie zuvor stellte eine Ausgabe der besonders bei jungen Leuten beliebten Reihe Akteure und Moderator vor akustisch schwierigere Herausfordererungen. Im Gasometer unter der riesigen Weltkugel hieß es erstmalig in Oberhausen: Bühne frei für fünf junge Forscher.
Andreas Laurenz Maier, Theater-Liebhabern als einstiges Ensemble-Mitglied bekannt, führte locker durch den Abend und stellte gleich zu Beginn mal klar, dass beim Slam das Duzen üblich sei. „Das muss ich noch üben“, gab Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz zu, die fragte: „Gibt’s ein schöneres Ambiente?“ Nein, bestätigte der Applaus.
Nur elf der, wie Maier sagte, „gefühlt 350 Besucher“ kannten das Science-Slam-Format, übrigens eine deutsche Erfindung, weshalb der Moderator zu Beginn kurz den Ablauf erklärte: „Es ist nicht einfach nur ein Konsumabend, Sie, das Publikum, stellen die Voting-Masters.“ Den Zeitnehmer auch. Peter erklärte sich sofort bereit, kurz vor dem Ablauf der jeweils zweiminütigen Vortragszeit die Redner zu warnen, zum Ende zu kommen.
Über Fußball, Pilze und Sex
Nachdem die Reihenfolge durch Los festgelegt war, hieß es Bühne frei für den in Berlin lebenden Schweizer Mikrobiologen Corrado, der über Fußball, Pilze und Sex referierte. Die Zuschauer hörten, untermalt von sehr witzigen Bildern auf der Leinwand, seine „superschnelle Geschichte der Biologie“ und lernten, dass schwarze Pilze sich durch Zellteilung vermehren, um Energie zu sparen. Ganz im Gegensatz zu Fußballhelden. Nebenbei gab’s Infos über von den Trainern während der Fußball-WM angeordnete Beischlaf-Regeln für die Nationalmannschaftsspieler. Irgendwie gelang es Corrado, dadurch Bezüge zu seinem Forschungsthema Pilze herzustellen, das für Gebäudesanierung und -Erhaltung sehr wichtig ist. Sein Lohn: 65 Punkte von den zehn auf den Rängen verteilten Wertungstafeln. Über das bizarre Sexualleben von Windenglasflügelzikaden redete Insektenkundlerin Susanne.
Ihre Erkenntnis: Kranke Zikaden singen anders als gesunde. Susannes Vortrag, mit viel Körpereinsatz und noch mehr Humor, gipfelte in der Frage: „Wer hätte jetzt gern mal mit mir hier Sex?“ Als Peter sich meldete, meinte sie: „Nein, das ist das allererste Mal, ich raste aus“, bevor sie Peter die Rolle des Weibchens zuwies: „Ich übernehme die Arbeit, du bleibst still.“ Zikaden-Laute ausstoßend startete sie den „Anflug“. Das Publikum belohnte den Vortrag mit 84 Punkten, die Susanne später für den Sieg des Abends reichten.
Ameisenbär und Nacktmull
„Wie fängt man Steckmücken mit Limburger Käse?“ Aljoscha beeindruckte mit der Erkenntnis, dass derjenige, der uns nach der Geburt als erster berührt, die Bakterien-Kultur auf unserer Haut bestimmt und verantwortet, wie gern uns Mücken stechen.
Es folgten Lydias interessante Ausführungen über den Ameisenbären und Patricias Vortrag über den Nacktmull, einen Vetter des Maulwurfs. Dass niemand in der Pause den Gasometer verließ, beweist: Auch Oberhausen liebt Wissenschaft als Bühnenshow.
Beim Science-Slam wird die Forschung von Nachwuchswissenschaftlern aus der Universität ins Rampenlicht geholt. Forscher teilen ihr Wissen mit den Zuschauern.
Ein Wettbewerb, bei dem es gilt, die Gunst des Publikums in zwei Minuten zu gewinnen: mit wissenschaftlichen Fakten im unterhaltsamen Gewand.