Oberhausen. Für fünf Abende gastiert die Produktion „Imitation of Life“ im Theater Oberhausen. Regie führt der auch in Cannes ausgezeichnete Kornél Mundruczó.
Peter Carp fällt es nicht schwer, für dieses Gastspiel zu Superlativen zu greifen: Der Intendant des Theaters Oberhausen schwärmt von „einem der wichtigsten Regisseure Europas“, zudem als Filmemacher preisgekrönt in Cannes, er preist ein „sensationelles Bühnenbild“ und eine „starke künstlerische Handschrift“. Die Rede ist von Kornél Mundruczó und der Deutschland-Premiere seines Dramas „Imitation of Life“, sehr frei nach dem letzten großen Hollywood-Melodram von Douglas Sirk.
Für fünf Aufführungen vom 3. bis zum 10. Juni gastiert das „Proton Theatre“ aus Budapest „en suite“ am Will-Quadflieg-Platz. Wer keinen dieser Termine schafft, wirbt Peter Carp, der wird für „Imitation of Life“ nach Berlin, Dresden oder Wiesbaden reisen müssen.
Melodramatische Dialoge in süßlichen Farben
Das rund 60 Jahre alte Film-Melodrama des von R.-W. Fassbinder bewunderten Sirk vergisst man am besten, will man sich mit den Bild-Erfindungen des 41-jährigen Kornél Mundruczó vertraut machen. Nach Oberhausen war er übrigens schon mit seinem ersten Kurzfilm „Afta“ (Tag für Tag) zu den Internationalen Kurzfilmtagen 2001 eingeladen.
Wo Sirk in süßlichen Farben und melodramatischen Dialogen schwelgte, ist Mundruczó entweder hyperrealistisch – oder er spielt mit surrealistischen Szenarien. Gastgeber Carp will denn auch keinesfalls den Clou des Bühnenbildes verraten – das auf den Probenfotos schlicht wie eine vollgestellte, ärmliche Altbauwohnung wirkt.
In ungarischer Sprache
Die Deutschland-Premiere steigt am Freitag, 3. Juni, um 19.30 Uhr im Großen Haus. Die weiteren Aufführungen folgen am Samstag, 4., Sonntag, 5. (18 Uhr), Mittwoch, 8., und Freitag, 10. Juni. Eine Einführung gibt’s jeweils um 19 Uhr in der Bar (am Sonntag um 17.30 Uhr).
Den übertitelten Dialogen der Aufführung in ungarischer Sprache lasse sich gut folgen, versichert Dramaturg Rüdiger Bering, „auch dem Humor“.
Karten kosten für die Premiere 19 bis 30 Euro, sonst 11 bis 22,50 Euro, 0208 - 8578184, besucherbuero@theater-oberhausen.de
„Mundruczó hat die aktuellen Probleme seines Landes auf die Bühne gebracht, ohne Klischees auszureizen und gibt den diskriminierten Menschen Gesichter und Geschichten“, schrieb die Tiroler Tageszeitung nach der gefeierten Uraufführung während der Wiener Festwochen vor wenigen Tagen.
Ins Ungarn der Gegenwart
Das ungarische „Imitation of Life“ (mit deutschen Übertiteln) erzählt – statt von einer „fast weißen“ Afroamerikanerin bei Sirk – vom „hellhäutigen“ Angehörigen einer Roma-Familie, dem der Aufstieg und Ausbruch aus seiner bis ins Ungarn der Gegenwart diskriminierten Minderheit gelingt. Und der (wie bei Sirks „Solange es Menschen gibt“) seine eigene Mutter verleugnet.
Die Reaktion in Ungarn? Man ignoriere die progressiven Renegaten nach Kräften und kürze jährlich die Mittel für die freie Szene, berichtet Dora Büki, die „Proton“-Produzentin: „Wir leben von unseren Gastspielen in Europa. Die Auftritte in Ungarn kosten uns Geld.“ An der Co-Produktion von Budapest über Wien und Oberhausen bis zum Théatre de Strasbourg hatte sie anderthalb Jahre gearbeitet.