Oberhausen. Viel Applaus bei der Premiere von „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ nach der Erzählung von Janne Teller.

Um die vielleicht wichtigste Frage, die jeder für sich beantworten muss, drehte sich am Samstagabend alles im Malersaal des Theaters Oberhausen. Aber nicht die Profis des Ensembles versuchten Antworten darauf. Bei der Premiere von „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ nach der Erzählung der Dänin Janne Teller übernahmen neun junge Leute vom Projekt „Bürgerbühne“ diese Aufgabe – in einer allerdings professionellen Inszenierung von Michaela Kuczinna.

Eine karge, stufenförmige Bühne, deren einziges Mobiliar ein paar Stühle sind, und eine Art Hochstand am anderen Ende des Saals: Sie bildeten die schlichte Kulisse für das tiefgründige Spiel. Es erzählt Episoden aus dem Leben einer Schulklasse, dargestellt von den sechs Mädchen und drei Jungen. Abwechselnd übernahm einer der Laiendarsteller die Rolle des Sprechers, leitete damit von Episode zu Episode über, die dann von allen gespielt wurden.

Ein "Berg von Bedeutung"

Denn die Klasse steht eines Tages vor einem Problem: Völlig überraschend steigt Pierre Anthon, ein Mitschüler (dargestellt von Rebekka Elsasser) aus und zieht sich auf einen Pflaumenbaum zurück. Er opponiert gegen die bürgerliche Gesellschaft und ihre Werte. Sein Credo: „Alles ist egal. Denn alles fängt nur an, um aufzuhören. In demselben Moment, in dem Ihr geboren werdet, fangt Ihr an zu sterben. Und so ist es mit allem.“ Und weiter: „Das Leben ist die Mühe überhaupt nicht wert, ist nichts weiter als ein Spiel, das nur darauf hinausläuft: so zu tun als ob – und genau dabei der Beste zu sein.“

Die Mitschüler versuchen nun tatkräftig, den Gegenbeweis zu liefern. Sie häufen einen „Berg von Bedeutung“ auf, auf dem sie zusammentragen, was ihnen zwar wichtig ist, worauf sie aber demonstrativ verzichten wollen, ein Rennrad zum Beispiel oder ein paar Sandalen. Schon bald geraten sie in Streit und beginnen sich zu quälen, indem sie sich gegenseitig Opfer abverlangen. Das gipfelt in der Vergewaltigung eines der Mädchen. Sein blutiger Schlüpfer und das Kreuz Christi zieren schließlich den „Berg von Bedeutung“, der zum Schrotthaufen ihrer Ideale geworden ist. Pierre Anthon triumphiert also mit seinem Nihilismus – und büßt dafür am Ende mit seinem Leben.

Neunmonatiges Projekt

Mit temperamentvoll gespielten Szenen und packenden Dialogen fesselten die jungen Leute damit eine Stunde lang die rund 100 Zuschauer und ernteten viel Applaus.

„Man muss ja nicht mit einer Antwort auf die Frage aus dem Saal gehen“, erklärte ein Zuschauer. Zum Nachdenken gebe das Stück allemal Anregung. Auch Paula Fahnenbruck, Gymnasiastin in Sterk­rade und mit 14 eine der jüngsten Mimen, wurde erst im Verlauf des neunmonatigen Projekts die Bedeutung des Themas klar: „Ich will im Leben nichts tun, was ich eigentlich nicht mag.“