Oberhausen. . Das junge Rockorchester Oberhausen glänzt mit ausgefeilten Arrangements und starken Stimmen. Streicher, Bläser und Rock-Band fanden sich zusammen.

Ein wenig Verwechslungsgefahr gefällig? Das ältere Rockorchester – „Ruhrgebeat“ mit Nachnamen – tanzt gerne den „Time Warp“ und schmachtet „Sweet Transvestite“, pflegt also die als „Rocky Horror“ bekannte Gruselfilm-Parodie. Das jüngere Rockorchester Oberhausen gründete sich vor drei Jahren als Musical-Ensemble: Zur Aufführung kam in Duisburg und Kleve klassischer Horror-Stoff: „Frankenstein“, eng angelehnt an die damals 195 Jahre alte Romanvorlage von Mary Shelley: Opulenz statt Parodie.

„Es hat uns Wahnsinns-Spaß gemacht“, erzählt Stephan Langenberg und blättert am PC durch die Aufnahmen der Inszenierung. „Damit man uns auch sieht“, so der studierte Arrangeur und Dirigent, „wollten wir schnell raus aus dem Orchestergraben“. 30 junge Musiker fanden eine Heimat im Mehrgenerationenhaus Alte Heid – und proben bis heute wöchentlich hinter Bunkerwänden im Bürgersaal.

Von rustikal bis orchestral

Fürs dortige Debüt als Rockorchester Oberhausen platzierte der junge Kapellmeister die Musiker in der Mitte des Raumes, baute die Zuschauerreihen drum herum – man sollte sich ganz nahe kommen. Denn auch in Sachen Mikrofonierung und Lichttechnik agiert dieses Orchester ebenso perfektionistisch wie beim Feinschliff seines Hit-Repertoires. Das reicht – jedenfalls beim jüngst im Zentrum Altenberg gefeierten Programm „Ta Daaah!“ – vom eher rustikalen Oldie „Rockin’ all over the World“ über die nach großen Stimmen verlangenden „Love on Top“ und „Set Fire to the Rain“ bis zu John Miles orchestralem Schmachtfetzen „Music“, der traditionell auch bei keiner „Proms“- Night fehlen darf.

Apropos Stimmen: „Bei unseren Sängern können wir aus dem Vollen schöpfen“, strahlt Stephan Langenberg. Phillip Hund hat die markante Rock-Stimme; und Steffi Barth meistert mühelos jene Soul-Koloraturen, mit denen Diven wie Beyoncé und Adele glänzen. Von watteweichen Streichern im vollen Dutzend bis zur scharfen Bläser-Fraktion bestehen die Orchester-Musiker aus teils „ambitionierten Laien“, wie ihr Dirigent sagt, teils aus Studenten der Folkwang- und Robert Schumann-Musikhochschulen.

Die Extraschicht-Gage

Vier große Konzerte gaben die geschmeidigen Rocker bisher. Einen wichtigen Schub gab der Extraschicht-Auftritt des Vorjahres im Kaisergarten. Mit einem Infostand präsentierten sich dort die Musiker und ihr Stab als eingetragener Verein „Rockorchester Oberhausen e.V.“. Außerdem sei die Extraschicht-Gage „Gold wert“ gewesen, ergänzt Stephan Langenberg, um eigenes Equipment kaufen zu können. Derart professionell ausgestattet „würden wir gerne öfter auftreten“, sagt der Arrangeur, der als Dirigent im Sakko ans Pult tritt – aber für den „Wild Cat Blues“ auch als Jazz-Klarinettist zu erleben ist. Auch weitere fördernde oder musizierende Mitglieder sind dem Verein um Gitarrist Marcel Pitthan als Vorsitzenden willkommen. „Wir sind keine starre Besetzung“, betont Stephan Langenberg. Willkommen ist, „wer mit uns mithalten kann“.

Darin allerdings dürfte die Hürde bestehen: Denn als Arrangeur achtet der 30-Jährige selbst bei einem eigentlich so schlichten Stampfer wie Queens „We will rock you“ nicht nur darauf, alle Orchester-Fraktionen zu beschäftigen. „Ich schaue, dass auch alle Musiker gefordert werden.“ Rock mit Anspruch.

Kommende Konzerte, drinnen und draußen 

Zwei sommerliche Gigs kann das Rockorchester Oberhausen bereits ankündigen: Am Freitag, 8. Juli, gibt’s ein Heimspiel im Zentrum-Altenberg als „Vor-Orchester“ für die Mike Peter Big Band. Der Kartenvorverkauf beginnt in Kürze.

Am großen „NRW-Tag“ zum 70-jährigen Bestehen des Bundeslandes am Samstag, 27. August, bespielt das Rockorchester in der Düsseldorfer Altstadt den Heinrich-Heine-Pavillon. „Der ist groß genug für uns“, meint Stephan Langenberg.

Informationen für Fans, für Veranstalter und für interessierte Musiker, die sich Rockorchester „trauen“ möchten, gibt’s online auf der Seite rockorchester-oberhausen.de.