Oberhausen. . Rund 300 Interessierte drängten am späten Samstagabend zur Präsentation der diesjährigen Musikvideos bei den Kurzfilmtagen in die Lichtburg in Oberhausen.
Rund 300 Interessierte drängten am späten Samstagabend zur Präsentation der diesjährigen Musikvideos bei den Kurzfilmtagen in die Lichtburg. Die meisten Streifen setzten auf raffinierte technische Effekte, wie der Computer sie möglich macht. Den Publikumsgeschmack dagegen traf aber der Film mit der größten schauspielerischen Leistung
Bei den meisten Vidoclips galt es, aktuelle Rap-Musik, Sprechgesang also, zu bebildern, zum Beispiel den Titel „Blacktivist“ von den Flatbush Zombies. Dazu lieferte Mario Pfeifer einen fünfminütigen Film ab, der Waffengewalt in all ihren Varianten zu einer Collage fügt, von polizeilichen Übergriffen über das Zerschießen von Melonen bis hin zu säbelrasselnden Gotteskriegern. Er fand aber ebensowenig die Gnade der dreiköpfigen Jury wie Lennart Bredes Verfilmung des Songs „Space Cowboy“ von Duzt. Dieser Streifen zeigt einen übergewichtigen Jungen in der trostlosen Szenerie einer stillgelegten Fabrik, der sich mit Eis vollstopft.
Den Juroren gefiel da schon eher, wie Susanne Steinmaßl das schnelle Stück „Perry“ von Aloa Input filmisch adaptierte, in einer Art Halluzinationen nämlich mit einer rasanten Abfolge von bunten Trickfilm-Szenen, deren konstantes Element dabei die Bewegungsabläufe von Tieren vor der ansonsten künstlichen Kulisse sind.
Reizüberflutung im Internet
Den zweiten Preis aber verliehen sie einer Art abstrakter Malerei, die Guillaume Cailleau zu Elmer Kussiacs Synthesizer-Stück „Organ Movement“ als Schwarz-Weiß-Film gedreht hat. Effekte wie Ebbe und Flut, weiße Figuren vor dunklem Wald, verschwommene Szenen von Menschen, wobei die Musik sich in ihrer Beharrlichkeit immer bedrohlicher steigert.
Den Ersten Preis heimste Andreas Hofstetter mit seiner Verfilmung des Themas Overkill, Reizüberflutung im Internet, ein. Zu „All Day“ von den Drunken Masters erzählt er die Geschichte eines kleinen Mädchens, das sich heimlich ins Internet einloggt und sich in einen regelrechten Rausch von visuellen Effekten hineinbegibt, ganz passend zur anstrengenden, temporeichen Techno-Musik. Filmemacher Hofstetter zeigte sich überglücklich, hatte er diese Produktion doch zum Abschluss seines Studiums als Bachelorarbeit eingereicht.
Zwar wurden alle Filme mit Jubel begleitet. Den Publikumspreis aber heimste nach einer Abstimmung im Internet der Streifen mit der größten schauspielerischen Leistung und den wenigsten Computereffekten ein: Matthias Brandt als Boogieman im Film von Jan Bonny, der sich aus einer ordinären Herrenrunde löst und in einer Bar einen Befreiungstanz hinlegt.