Oberhausen. . Sechs Wochen bis zum 30. Dezember gastiert „Vom Geist der Weihnacht“ unterm Chapiteau. Das Musical-Team präsentierte im Gdanska kleine Kostproben.

Weihnachten kommt immer so überraschend. In elf Wochen steckt man mitten in einem viertägigen Weihnachts-Wochenende. Und nächste Woche soll’s schon schneien irgendwo in Deutschland. Auf Kunstschnee verzichteten die Musical-Macher des „Geist der Weihnacht“ noch, als sie jetzt im Gdanska die Wiederauflage eines Oberhausener Christkindls vorstellten – nicht aber auf Kerzenlicht und mürbes Adventsgebäck.

Dazu gab’s knusprige Kostproben des nun schon 14-jährigen Erfolgs-Musicals, komponiert vom Gelsenkirchener Dirk Michael Steffan. Nach der seit 170 Jahren zeitlosen Erzählung von Charles Dickens um den vom Engel der Weihnacht gewendeten Geizhals Ebenezer Scrooge, versteht sich.

Wöchentlich neun Vorstellungen

Soviel lässt schon der erste Kurzauftritt anklingen: Felix Martin in der Hauptrolle ist keine ausgezehrte Karikatur des Kniepigen, sondern ein sehr viriler Tenor, der auch im biedermeierlichen Kostüm als dynamischer Business-Boss aus dem Kragen platzt.

Und dem Publikum kommt dieser Scrooge noch näher. Schließlich zieht das kommende sechswöchige Gastspiel vom 25. November bis 30. Dezember nicht ins Theater an der Osterfelder Straße, wo alles seinen Anfang genommen hatte, sondern nun vis a vis ins Theaterzelt. Und unterm Chapiteau liegt doch eine Manege – pardon: eine Rundbühne – nahe. „Das Publikum wird inmitten des Geschehens sein“, schwärmt Regisseur Alexander Balga mit österreichischem Akzent, „nicht wie vor einer Guckkasten-Bühne“.

„Diese Nacht soll niemals enden“, die große Abschieds-Arie zwischen Scrooge und dem fahl geschminkten Geist seines Compagnons Marley (verkörpert vom Allrounder Ron Holzschuh), erklärt der Regisseur zum Motto der wöchentlich neun Aufführungen.

Mehr als 600 000 Zuschauer

Vor 14 Jahren erlebte das Werk von Dirk Michael Steffan im damaligen „Theatro Centro“ seine Uraufführung mit 47 Shows. Seitdem sahen mehr als 600 000 Zuschauer den „Geist der Weihnacht“ in Saison-Produktionen vom Kölner Musical Dome bis zum Theater des Westens in Berlin sowie 2014 in einer Tournee-Inszenierung.

Karten für das Theaterzelt Neue Mitte (Zufahrt über Centroallee / Brammenring) kosten von 24,90 bis 79,90 Euro. Für Kinder bis 14 Jahren gilt eine Ermäßigung von 30 Prozent.

Im Internet gibt’s Links zu den Vorverkaufsstellen und einen Trailer-Film auf der Webseite
vom-geist-der-weihnacht.de.

Auch Zeltmeister David Storms stellte sich auf die Gdanska-Bühne – schon um Sorgen vor eventueller Winterkälte dieses Dezember-Märchens zu begegnen: „Mollig warm“ werde es, dank sieben modernster Heizgeräte, elektronisch gesteuert und mit Brennwert-Rückführung. An 500 Verankerungspunkten, so der Zeltmeister, werde seine Crew „das modernste Theaterzelt“ befestigen. Die Gärtnerei, die 10.000 Quadratmeter von hüfthohem Unkraut befreit, war auch noch rechtzeitig gefunden. Über 50 Sattelzüge braucht’s, um das Zelt in allen Einzelteilen anzuliefern. Nur die Zahl der Plätze, erklärt David Storm, wird etwas verkleinert: Statt 1700, wie in den Musical-Prospekten angegeben, werden es 1499 sein – „damit es heimeliger wird“.

Die stimmungsvolle Musik dazu bewegt sich geschmeidig zwischen Operette und orchestralem Pop. Annemarie Eilfeld, die 25-jährige Musical-Debütantin aus dem 2009er „DSDS“-Wettbewerb, hat die engelsgleich strahlende Stimme, die ihrer Rolle zukommt. Und der im Gdanska dezent am Klavier begleitende Wolfgang Wilger kann als musikalischer Leiter ohnehin alles: von „Bohemian Rhapsody“ mit dem Rockorchester Ruhrgebeat bis zu „Jeder hat das Recht auf Glück“ im putzig-düsteren Londoner East­end a la Charles Dickens.