Oberhausen. Das Landgericht Verona hat den Ex-Sparkassenchef zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Noch ist das nicht rechtskräftig. Berufung angekündigt. Händler fordern Schadensersatz.

Der frühere Sparkassenchef Karlheinz Merzig ist in Italien überraschend zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Welche finanziellen Folgen dieses Urteil für die Stadtsparkasse Oberhausen hat, ist noch offen.

Am Landgericht Verona war Merzig wegen Betrugs angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen, noch als Sparkassenchef im Frühjahr 2010 bei einer italienischen Bank für Geschäfte mit einer Königshardter Firma geworben zu haben, obwohl diese in Schieflage geraten sein soll. Vier italienische Firmen meldeten daraufhin vor Gerichten einen Millionenschaden an.

Merzig will in Berufung gehen

Das jetzige Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Eine Begründung, wie das Gericht zu der Strafe gekommen ist, soll bis Juni vorliegen. Merzig weist die Vorwürfe zurück. Er will laut seiner Anwältin in Berufung gehen: „Das Urteil ist nicht nachvollziehbar.“

Das Verfahren steht im Zusammenhang mit dem spektakulären Kreditdebakel um den Sportwarenhändler Sport-Concept. Durch dessen Pleite Mitte 2011 hatte die Sparkasse über 20 Millionen Euro abgeschrieben. Merzig wurde im Januar 2012 fristlos entlassen.

Wie Merzig ist auch der Königshardter Kaufmann Rolf H. zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. H. gilt als heimlicher Chef von Sport-Concept. Er soll das Geschäftsessen am Mittag mit der Banco Popolare in Vincenza eingefädelt und mit Merzig per Privatflugzeug nach Norditalien gekommen sein. Während der Tischrede von Merzig, die von einem Dolmetscher des Kaufmanns H. übersetzt worden sein soll, habe der damalige Sparkassenchef angeblich Geschäfte mit Sport-Concept sehr positiv dargestellt.

Schadensersatzhöhe steht noch nicht fest

Merzig bestreitet das. „Dies wurde in der Hauptverhandlung von Bankmitarbeitern zeugenschaftlich bestätigt“, sagt seine Anwältin.

Das Landgericht Verona verhängte in dem kürzlich ergangenen Urteil nicht nur die zwei Haftstrafen. Merzig, der Kaufmann H. und auch die Sparkasse sollen den entstandenen Schaden der vier betroffenen italienischen Händler gesamtschuldnerisch ersetzen, lautet das Urteil des Landgerichts. Die Höhe des Schadensersatzes soll aber in einem gesonderten Verfahren festgesetzt werden.

Sorgen macht sich die Sparkasse nicht: „Nach unserer Einschätzung besteht kein Risiko einer wirtschaftlichen Belastung der Stadtsparkasse Oberhausen“, sagt der aktuelle Vorstandsvorsitzende Bernhard Uppenkamp. „Wir halten die Forderungen der italienischen Händler für gegenstandslos.“

Zwei Schadensersatzklagen der Italiener sollen bereits in Italien gescheitert sein. Beim jetzigen Urteil wertet die Stadtsparkasse als positiv, dass das italienische Landgericht nicht auch eine exakte Höhe des Schadensersatzes festgezurrt hat. Dies gelte als Hinweis darauf, dass das Gericht keine hinreichenden Grundlagen für die Forderungen der Zulieferer sieht.