Oberhausen. Performance zeigt übertriebene, sich steigernde Fürsorge, die zur Selbstaufgabe führt. Aktion erinnert an den Künstler Joseph Beuys.

„Es war einmal eine Mutter, die konnte ihre Fürsorge nicht bei sich behalten.“ Das ist die Geschichte, die Marie-Luise O’Byrne-Brandl in ihrer Performance zusammen mit dem Schauspieler Peter Waros erzählt. Titel: „In der Kinderstube von Familie Beuys“. Die Aufführung fand in der Theater-Bar statt.

Immer neue (Fürsorge)-Ergüsse stürmen auf das arme Kind ein. Ein Bügelbrett, ein Holzschaf mit Pelz, ein riesiges Bett und ihr Mitspieler, Peter Waros, als Holzpuppe geschminkt, der den entscheidenden Satz immer wieder zitiert, reichen für die Darstellung.

Aussehen ist ihr nicht mehr wichtig

Habe ich genug getan, um mein Kind zu pflegen? Das Symbol der Fürsorge, die O’Byrne-Brandl mit einer durch eine Filz-Teppichrolle dargestellte Kinds-Figur und dem Vorgang des Eincremens auf dem Bügelbrett präsentiert, braucht keine Worte, fasziniert. Mit ihrer Bearbeitung des Teppichs (Kindes) durch Eincremen gelingt es der Akteurin, immer mehr Kopfkino über hektische Mütter zu provozieren, die, angetrieben von der Idee, dem Kind noch mehr Bestes zu geben, immer mehr ausrasten und dem Kind und sich selbst schaden.

O’Byrne-Brandl cremt und cremt, schmeißt die Schutzfolien der Creme-Dosen weg, klebt sie sich sogar auf die Stirn. Sie schmiert ihre Hände an der eigenen Kleidung ab. Ihr Aussehen ist ihr nicht mehr wichtig. Das Kind, das Kind – sie steigert sich in die Rolle der Eincremerin hinein, verliert ihre eigene Persönlichkeit. „Holzpuppe“ Waros bleibt das Schaf streichelnd Beobachter, zitiert gelegentlich „Es war eine Mutter . . .“

Schließlich faltet sie den Filzteppich (Kind), wiegt ihn in den Armen und bettet ihn. Waros singt „Schlaf, Kindchen schlaf“, mehrere Strophen. Die Mutter starrt auf ihr Kind, bettelt: „Noch mal!“ Sie ist selbst Kind geworden, das Kind schläft. Hand in Hand verlassen Holzpuppe (Vater oder Sohn?) und Mutter die Bühne. Viel Applaus.

Die Zuschauer sahen anschließend einen Film über Beuys und seine Klasse an der Kunstakademie.