Oberhausen. Zum Gastspiel erhalten die Zuschauer eine Einführung in der Theaterbar. Auch die Truck Tracks-Tour startet trotz des Streiks wie geplant.
Trotz des von der Gewerkschaft Verdi für Dienstag, 26. April, angekündigten Warnstreikaufrufs finden die im Theater Oberhausen für diesen Tag angesetzten Aufführungen von Truck Tracks Ruhr Album 1 Oberhausen (18 Uhr, Außenprojekt) sowie das Gastspiel „Antigone“ von Sophokles des Schauspielhauses Leipzig um 19.30 im Großen Haus statt.
Die Abdankung des Königs Ödipus hinterlässt ein Machtvakuum in Theben. Seine beiden Söhne, Eteokles und Polyneikes, wollen sich die Herrschaft teilen, doch sie geraten in Streit. Polyneikes flieht ins Exil – und greift dann seine Heimatstadt Theben an, um sich die Macht zurückzuholen. Im Kampf töten sich beide Brüder gegenseitig.
Beider Tod schürt den nächsten Konflikt: Ihr Onkel Kreon, neuer Herrscher von Theben, ordnet für Eteokles, den Verteidiger der Heimatstadt, das Ehrenbegräbnis an. Polyneikes aber, so Kreons Erlass, soll als Verräter bei Todesstrafe unbeerdigt bleiben, ein Fraß für Vögel und Hunde. Antigone, die Schwester der Toten, kann diese Anordnung ihres Onkels nicht akzeptieren. Sie beruft sich auf familiäre Pflicht und religiöses Gebot: Beiden Brüdern will sie den Totendienst erweisen – und beerdigt auch Polyneikes nach den Regeln des Ritus.
Sophokles’ Klassiker trifft direkt ins Heute
Mit dieser Entscheidung beginnt eine harte und gnadenlose Auseinandersetzung zwischen Antigone und Kreon: Zwei Menschen kämpfen kompromisslos um ihre Auffassung von Recht und Pflicht – und beide verfügen über starke Argumente. Aber je länger diese Auseinandersetzung dauert, desto mehr verhärtet sie sich auf beiden Seiten zu einer Prinzipienfrage, gesäumt von Schritten, hinter die es scheinbar kein Zurück mehr gibt.
Sophokles’ zeitloser Klassiker, der befragt, wo die Grenzen liegen zwischen Politik und Humanität, zwischen Reform und Menschlichkeit, zählt zu den grundlegenden Texten der Menschheit. Mühelos überspringt er die über 2400 Jahre seit seiner Entstehung und trifft direkt ins Heute – auch dank der kongenialen Übertragung von Walter Jens, die in gestochener Präzision das Gegeneinander der Gedanken unmittelbar auf die Bühne bringt.
Eine Einführung gibt’s um 19 Uhr in der Bar des Theaters.