Oberhausen. Seit 15 Jahren besteht das Bunkermuseum im Mehrgenerationenhaus Alte Heid. Die Führungen und Workshops für Schulklassen sind gefragt.

Einigen Mittsechzigern begegnete Clemens Heinrichs während seiner Führungen, „die haben hier ihre ersten Lebensjahre verbracht“. Bis weit in die 1950er blieb der ehemalige Knappenbunker an der Alten Heid auch Behelfs-Unterkunft für Ausgebombte und Vertriebene des Zweiten Weltkriegs. „Wohnung“ mag man die klammen Kammern ja nicht nennen – so wohnlich heute die oberen Etagen des Mehrgenerationenhauses auch eingerichtet sind.

Aber es soll ja um 15 Jahre Bunkermuseum gehen: das erste und nach wie vor einzige seiner Art in Nordrhein-Westfalen. „Für mich“, sagt Clemens Heinrichs, Leiter der Gedenkhalle und des Bunkermuseums, „ist das auch überraschend – schon 15 Jahre!“ Aktiv im Knappenviertel ist der Kunsthistoriker bereits, seit sich 1999 der „Ideenkreis Bunkermuseum“ fand.

Andere Gedenkstätten müssten dafür in eine teure Tonanlage investieren: Während des Gesprächs hallt’s im schmalen Gang von gedämpften Trommelwirbeln. Eine Tonschleife, mahnend vor Militarisierung? Clemens Heinrichs kennt die Trommelgruppe seit Jahren – und ist froh: „Den Schießstand hört man hier nicht.“ Dieser „Soundtrack“ wäre denn doch zu beunruhigend.

Nein, das Bunkermuseum im Bürgerzentrum nimmt das Vorgefundene, ist kein Ort der Inszenierung – erst recht keiner unseliger Nostalgie. Im 13. Jahr ist Clemens Heinrichs nun „in sinnvoller Personalunion“, wie er sagt, auch für die Gedenkhalle am Schloss Oberhausen verantwortlich. „Sie ist der Schwerpunkt“, sagt er unumwunden, jedenfalls fürs Ausstellungsprogramm.

Führungen gibt’s monatlich

Das Bunkermuseum im Untergeschoss des ehemaligen Knappenbunkers, Alte Heid 13, öffnet mittwochs und sonntags von 15 bis 19 Uhr. Feiertags ist das Museum geschlossen. Eintritt frei.

Offene Führungen beginnen an jedem ersten Mittwoch im Monat um 18 Uhr. Die geführten Bunker-Besuche gibt’s auch während der „Winterpause“. Gleiches gilt für die Bildungsangebote, die Workshops „Luftkrieg“ und „Schutzraum“ für Schulklassen.

Über Publikationen und weitere Details informiert online die Seite bunkermuseum-oberhausen.de

Mit kleineren Wechsel-Ausstellungen erkundete das Bunker-Team in den ersten der nun 15 Jahre die Möglichkeiten der „Bespielbarkeit“ in kleinen Kammern. „Der Bunker hat noch Potenzial“, sagt Heinrichs. „Es kommen auch immer wieder Anfragen.“ Zuletzt waren hier die Banner und Hörstationen von „Es lebe die Freiheit! – Junge Menschen gegen den Nationalsozialismus“ zu sehen, gestaltet vom Studienkreis Deutscher Widerstand. „Sie wurde hier gut angenommen“, resümiert Heinrichs.

Luftkrieg begann mit dem „Blitz“

Konservatorisch übrigens ist das Bunkermuseum unproblematisch, obwohl sich der Mitbegründer erinnert, dass er hier vor 17 Jahren noch durch Wasser watete. Weil’s inzwischen so trocken ist, plackt gelegentlich etwas vom grünen Nachkriegs-Anstrich aus den Jahren der Champignonzucht von der Wand. „Aber der Aufwand für den Erhalt ist gleich Null.“

Besucher müssen nichts befürchten – dennoch gibt es natürlich „Gäste, die diesen Ort nicht aushalten“. Heinrichs ahnt, dass aus der Kriegsgeneration wohl etliche diese Treppen nie wieder hinunter steigen wollen zu jenem Ort, wo sie als Kinder Todesängste ausstanden. „Sie fürchten die Re-Traumatisierung.“

Der Leiter des Bunkermuseums übernimmt selbst die meisten Führungen, unterstützt durch Karsten Leidiger als Honorarkraft. Rechte Parolen musste er sich hier unten noch nie anhören. „Wir vertreten auch keine dogmatischen Standpunkte“ – aber man will mit der Dauerausstellung „HeimatFront“ deutlich machen, dass der Luftkrieg an der Ruhr im „Blitz“ über London seinen Ausgang nahm.

Und wie reagieren Kinder und Jugendliche? „Manche sagen, dass sie den Nationalsozialismus in fünf Fächern gehabt haben.“ Clemens Heinrichs weiß aber auch: „Der Luftkrieg ist auf jeden Fall kein Standardwissen.“ Tafeln berichten in Zitaten von der Angst der hierher Geflüchteten.