Oberhausen. Viele Arbeiten der Bertha-Schüler greifen Erinnerungen an den Krieg auf. Trauer und Trennungsschmerz. Ausstellung im Bunkermuseum Alte Heid.

Eine Blechdose mit noch zwei Zigaretten, die vertrockneten Blätter einer Rose, sie sagen erst einmal wenig aus. Dabei kann man um solche Gegenstände herum eine ganze Lebensgeschichte erzählen oder in Erinnerung rufen. Mit Spuren wie diesen haben sich Schüler des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums im Fach Kunst eindrucksvoll beschäftigt. Eine Ehre für sie: Oberbürgermeister Klaus Wehling eröffnete am Sonntag im Bunkermuseum Alte Heid die Ausstellung, die ihre Ideen der Öffentlichkeit zugänglich macht.

„Bei der Vorbereitung auf das Zentralabitur steht der französische Künstler Christian Boltanski auf dem Lehrplan“, erläuterte dazu Wiebke Rosenkranz, die Kunstlehrerin. Der zeitgenössische Künstler (Jahrgang 1944) habe eine problematische Kindheit erlebt. Erst im Alter von zehn Jahren hätten seine Eltern sich getraut, ihn zur Schule zu schicken. Der Vater, ein Jude, habe sich jahrelang während der deutschen Besetzung Frankreichs vor den Nazis verstecken müssen. Dieses angstbesetzte Leben habe den Sohn stark beeinflusst. Denn Boltanski habe damit begonnen, sich aus Erinnerungsstücken anderer Menschen nachträglich jene ungetrübte Kindheit künstlerisch nachzubauen, die er selbst vermisst habe.

Dieses Phänomen griffen jetzt die Kunstschüler auf. Nach den Worten ihrer Lehrerin ist es typisch für die Kunst des 20. Jahrhunderts, dass bewusst die Wahrnehmung der Betrachter mit einkalkuliert wird: „Erst mit ihrer Betrachtung wird das Kunstwerk vollständig.“

Ältere Besucher sind beeindruckt

Und so ziel­en auffallend viele der frei erfundenen Lebensgeschichten, die die Schüler in ihren Ar­beiten erzählen, auf die ältere Generation, die noch Erinnerungen an die Kriegszeit hat.

Furkan Yilmaz aus Klosterhardt jedenfalls nahm dazu die Geschichte seines Nachbarn auf, eines alten Herrn, der um seine verstorbene Frau trauert. Der war als junger Mann nicht freiwillig Soldat und musste sich von seiner Verlobten trennen. Ein Holzbrett mit drei Pappwänden, mit Tapete beklebt, stellte er als Erinnerung an den Trennungsschmerz des Paares zusammen. In der Mitte die Blechdose mit den Zigaretten und die vertrockneten Rosenblätter. Dazu ein ebenfalls fiktiver, seitlich angesengter Brief der Verlobten an den Soldaten.

Schülerin Lara Ambeck (18) aus Mülheim ist mit ihrer Arbeit vertreten, obwohl sie keine Erinnerungsstücke präsentiert, sondern sozusagen en miniature die Erlebnisse eines Soldaten, der seinen besten Kameraden im Krieg verlor, nachstellt. Und tatsächlich waren es hauptsächlich ältere Besucher, die, in Gedanken versunken, nach der Eröffnung der Ausstellung vor den Vitrinen mit den Arbeiten der Schüler standen.