Oberhausen. . Premierenjubel für das gleichnamige Musikstück über einen Rock’n’Roller im Theater Oberhausen
„Imagine“ – stell Dir vor, John Lennon wäre nicht ermordet worden. Was hätte er getan? Den Soundtrack zum „Hobbit“ geschrieben? Als Kindergärtner gearbeitet?
Antworten wären müßig, und so dreht Elisabeth Kopp an einem Röhrenradio, Gitarrist Peter Engelhardt setzt im Stil von George Harrison zu „Mother“ an, im Radio erzählt eine verrauschte Stimme vom Mythos Beatles. Davon, dass die angepassten Fab Four irgendwann nur noch Erwartungen bedienten, dass ihre Musik ausgestorben war, noch bevor die Band sich auflöste. Für John Lennon war einer der wichtigsten Aspekte auf der Strecke geblieben: das Leben im und mit Rock & Roll.
Damit ist das Stichwort gefallen. Während Kopp im Hintergrund psychologisch vielsagende Fensterbilder malt, die von Lennon stammen könnten, machen Jürgen Sarkiss und das Trio um Engelhardt den Malersaal zum Rockpalast: „Rock’n Roll Music“, später „Yer Blues“.
In seiner neuen musikalischen Produktion widmet sich der Schauspieler, Sänger und Gitarrist Sarkiss mit John Lennon einer der vielschichtigsten und widersprüchlichsten Persönlichkeiten der Popgeschichte. Lennons Träume, Hoffnungen und Ängste, seine gesellschaftlichen Utopien („Imagine“), sein Sehnen nach Wahrheit und Unverfälschtheit („love is real, and real is love“) werden freilich nur angerissen. Die kurzen, von Sarkiss und Kopp live gesprochenen oder übers Radio zugespielten Zwischentexte hätten durchaus etwas mehr sein können als knappe Überleitungen zum nächsten der 17 thematisch geordneten Songs.
Immerhin wird auch so das Bild eines Mannes erkennbar, der, was immer er machte, mit einer ans Selbstzerstörerische grenzenden Besessenheit tat. Ohnehin soll „Imagine“ als erweitertes Konzert kein Psychogramm oder „Bio-Pic“ liefern, und musikalisch sind die 90 Minuten wieder über jeden Zweifel erhaben. Das Premierenpublikum jedenfalls erzwang eine Zugabe.