Oberhausen. . Mohammad-Ali Behboudi kehrt in seine alte Theater-Heimat zurück. Das als Monolog inszenierte Stück „Ich werde nicht hassen“ ist preisgekrönt.
2012 verließ er das Oberhausener Ensemble. Jetzt kehrt er mit einem außergewöhnlichen Gastspiel zurück: Mohammad-Ali Behboudi interpretiert „Ich werde nicht hassen“, die bewegende Geschichte des palästinensischen Arztes Izzeldin Abuelaish, auf der Malersaalbühne, am Mittwoch, 6. April, um 19.30 Uhr.
Die Monologfassung des Stuttgarter Theaters, im Oktober 2014 im Beisein des Autors uraufgeführt, ist von Kritikern hoch gelobt, ja geradezu begeistert gefeiert und auch an anderen renommierten Bühnen aufgeführt worden. „Es ist für mich eine große Sache, dass ich hier spielen und Zuschauern und Freunden etwas zeigen darf. Ich war 17 Jahre hier. Oberhausen ist meine Theater-Heimat“, freut sich Behboudi auf die Vorstellung.
„Wenn meine Töchter die letzten Opfer wären, könnte ich ihren Tod akzeptieren. Unser Haus wurde bombardiert. Oh Gott, was haben wir getan?“ Izzeldin Abuelaish, Arzt aus Gaza, berichtet live im israelischen Fernsehen über einen fehlgeleiteten Raketeneinschlag, bei dem Bessan, Aya, Mayar und ihre Cousine Noor ums Leben kamen. Sein Schicksal geht um die Welt. Dies ist seine Geschichte.
Abuelaish erzählt vom schwierigen Alltag in Gaza, berichtet von stundenlangem Warten an der Grenze, dem Familienleben zwischen Hoffnung und Verzweiflung und schließlich vom tödlichen Anschlag und von seiner Trauer. Er hätte allen Grund, Israel zu hassen. Stattdessen kämpft er nun erst recht für Verständigung mit Israel und für Versöhnung – im Andenken an seine toten Töchter.
Von Kritikern gefeiert
Das Buch des dreifach für den Friedensnobelpreis nominierten Autors erschien 2011. „Es ist in 23 Sprachen übersetzt worden. Ein Appell für Freundschaft und Menschlichkeit“, sagt Behboudi. „Die einzige Bedingung des Autors dafür, daraus eine Inszenierung zu machen, war, dass er bei der Uraufführung dabei sein wollte.“
Mitglied der Theater-Familie
Als er im September 1984 seine Heimat Iran verlassen musste, dachte Mohammad-Ali Behboudi nicht im Traum daran, dass es ihm gelingen würde, in Deutschland seinen Beruf als Schauspieler und Regisseur ausüben zu können. Durch „Glück und eigenen Fleiß“ sei es ihm gelungen, „Mitglied der Theaterfamilie“ zu werden und seine künstlerische Arbeit fortsetzen zu können. Von 1995 bis 2012 war er festes Mitglied des Oberhausener Ensembles und erhielt 1997 den Oberhausener Theaterpreis.
„Ich werde nicht hassen“, inszeniert von Ernst Konarek, mit dem Behboudi vor 26 Jahren „Nachtasyl“ von Maxim Gorki spielte, wird parallel in Stuttgart und in Berlin aufgeführt. Karten für das Oberhausener Gastspiel gibt’s unter 0208-8578-184, www.theater-oberhausen.de.
Bei den Hamburger Privattheatertagen 2015 erhielt die Inszenierung von Ernst Konarek den Monica-Bleibtreu-Preis in der Kategorie „Bestes zeitgenössisches Drama“. Die Jury schrieb in ihrer Begründung: „Die Sparsamkeit der Mittel, der von verzweifeltem Humor getragene Ernst der Darstellung, der ungewöhnliche und überraschende Blick auf ein Thema, das wir längst zu kennen glaubten – nichts Besseres kann uns Theaterzuschauern passieren, als dass wir unserer Gewissheiten beraubt und zur tätigen Hoffnung animiert werden, beglaubigt durch die Kraft eines Darstellers: Mohammad-Ali Behboudi.“
Ein schöner Erfolg für den Mann, der das Oberhausener Ensemble nicht gerne verließ. „Traurig war ich schon, doch ich bin nach vorne orientiert. Schöne Dinge sollten einen erfreuen, schlechte muss man hinter sich lassen. Als ich hier aufgehört hatte, ist es zum Glück für mich nahtlos weiter gegangen. Gleich im ersten Jahr habe ich in drei Tatorten gespielt, es folgten mehr als 25 Film- und Fernsehgeschichten und ich erhielt viele Anfragen von Theatern. Ich bin eben eine Marktlücke, es gibt nicht so viele Typen wie mich.“