Oberhausen. . René Jankowski leistet einen ganz persönlichen Beitrag zur Integration. Er unterstützt Ghaith Shahta, mit dem er die Stadt (neu) entdecken möchte.
Wenn Ghaith Shahta durch den Sucher einer Kamera blickt, dann fällt alles vermeintlich Trübe und Graue von ihm und seiner Umgebung ab. „Dann sehe ich die Schönheiten, die auf den ersten Blick oft verborgen bleiben“, sagt der 25-Jährige. Eigentlich hat Ghaith („Rais“ ausgesprochen) seine Kamera immer dabei. Doch in seiner neuen Heimat Oberhausen muss er bislang auf sie verzichten: Nach seiner Flucht aus Syrien steckt die Kamera im Zoll fest. Ein Grund mehr für den Oberhausener Fotografen René Jankowski, den jungen Mann zu unterstützen.
Er hat Ghaith Shahta unter seine Fittiche genommen. Gemeinsam wollen sie die Stadt nun fotografisch (neu) entdecken. Bis zur Freigabe des Zolls wollen sie sich eine Kamera teilen. „Da kommen Menschen zu uns, die einen Beruf und Hobbys haben. Aber hier können sie nichts machen, außer in ihren Unterkünften zu hocken und zu warten. Das ist doch todtraurig“, antwortet Jankowski auf die Frage, warum er sich um Ghaith bemüht.
Er habe sich schlicht und einfach in der Verantwortung gefühlt, einen persönlichen Beitrag zur Integration zu leisten. „Integration kann so einfach sein. Wenn jeder ein bisschen tut, schaffen wir das mit links“, sagt der Oberhausener und hofft auf Nachahmer.
Teil der Gesellschaft werden
Ghaith Shahta ist schon 2012 vor den Bomben in Syrien geflohen. Sein Weg führte ihn zunächst allein in die Türkei, ein Teil seiner Familie kam später nach. Während einer seiner Brüder in Istanbul Fuß fassen konnte und dort nun Chemie studiert, fehlten Ghaith und einem weiteren Bruder jegliche Zukunftsperspektiven. Sie haben keine Arbeitserlaubnis bekommen. Und so ging für die beiden die Flucht weiter. Seit einigen Monaten leben sie nun in Oberhausen.
Und hier, so sagt Ghaith, haben sie wieder Hoffnung: „Wir haben so viele nette Menschen kennengelernt. Wir sind ganz gerührt von der Hilfe und möchten so schnell wie möglich arbeiten und uns ein neues Leben aufbauen“, sagt der 25-Jährige, der in seiner alten Heimat Aleppo Tourismus studiert hat. Oberhausen war ihm anfangs suspekt, „aber ich habe die Stadt und die Menschen kennengelernt und möchte ein Teil dieser Gesellschaft werden.“
Verborgenes entdecken
Und René Jankowski möchte ihm dabei helfen. Mit dem Tandem fährt er mit Ghaith durch die Stadt und die Umgebung. „Wir profitieren beide davon: Ich zeige ihm Orte, zu denen er vielleicht nicht so einfach kommt, und er hilft mir, meine Stadt mit anderen Augen zu sehen“, sagt Jankowski. „So können wir gemeinsam verborgene Schätz entdecken.“
Geld spielt dabei keine Rolle, weder für Ghaith Shahta noch für René Jankowski. Die Bilder, die entstehen, werden sie zeigen, aber nicht daran verdienen. Auch für die Technik-Nachhilfe, die der Oberhausener Fotograf seinem Schützling in dessen Fotostudio im Kreativquartier der alten Hauptpost geben wird, verlangt er kein Geld. „Hier geht es um das menschliche Miteinander“, sagt René Jankowski und blickt Ghaith an. „Von Freunden nimmt man doch kein Geld.“