Oberhausen. Das erste Semester endet mit einem großen Abschluss-Abend. Die Seminare produzieren Vorzeigbares: vom Quartier-Quartett bis zur Henkelmann-Webseite.

Für zwei Monate gab’s – und gibt es noch – die Freie Universität Oberhausen. Und mehr: „Vorher gab’s die unsichtbare Uni.“ Stefan Schroer meint damit die arbeitsreichen Wochen und die vielen Helfer, die schon vor dem Start der fünf Seminare höchst aktiv waren. Zwei „Vorlesungs“-Abende stehen noch aus: Zeit für eine Abschluss-Bilanz – die eigentlich eine Zwischen-Bilanz ist.

„Schade, dass wir kein Sommer-Semester fertig geplant in der Tasche haben“, bedauert der Sprecher der Ideenschmiede Kitev im Kreis der freien Dozenten. Aber sowohl das Land als auch die Stadt als Finanziers gaben ausschließlich Projekt-Mittel. „Jedes Projekt hat einen Anfang und ein Ende,“ so Stefan Schroer, „und Kitev leider keinen freien Etat“.

Ein Abgesang ist’s dennoch nicht. Denn die Seminare haben Vorzeigbares produziert – nicht nur für den einen großen Abschluss-Abend, der am Samstag, 27. Februar, um 18 Uhr im Bahnhofsturm steigt.

Vom „Quartier-Quartett“ kann René Jankowski bereits schicke „Dummies“ vorzeigen: „Wir haben 32 Initiativen und Institutionen zusammen.“ Die Resonanz auf das Anliegen, sie in ein Kartenspiel aufzunehmen, nennt der Fotograf der Freien Universität „sensationell“. Manche seit Jahren rührig tätige Initiative hat das Seminar um Jankowski und Anna-Maria Penitzka erst durch die Recherche fürs Quartett kennengelernt. Jetzt müsste sich nur noch ein Sponsor finden, damit die Karten bei einem Spieleverlag in Druck gehen können. Beim Prototyp soll es nicht bleiben.

„Wie kriegen wir die Freie Universität ins nächste Semester?“

Auch die Henkelmann-Börse „muss noch einen Lauf haben“, wie Stefan Schroer sagt. Das bergmännische Essgeschirr sei ja „Symbol dafür, dass sich Paare finden“: Menschen, die gerne für andere kochen, und jene, die nicht mehr alleine auf die Schnelle essen möchten. Eine Webseite soll entstehen, auf der die Mittagstische zueinander finden können.

Der Abschluss-Abend im Bahnhofsturm

Ehe die Party steigt, setzt die Freie Universität auch an ihrem Abschluss-Abend am Samstag, 27. Februar, von 18 Uhr an zunächst weiter auf Bildung. In einer teils „interaktiven“ Ausstellung präsentieren die fünf Seminare die Ergebnisse ihrer Arbeit. Es gibt also auch einen Spieltisch für die Quartett-Spieler. Die „Stadt(t)räumer“ zeigen ihre selbst gefertigten Modelle, die weiteren Seminare präsentieren sich in Videos und Bilderschauen.

Für das Catering hatte Kitev die Wahl zwischen drei eigenen Koch-Projekten. Die Aufgabe übernimmt „hörbar“: Das gilt auch für die Party, die um 21 Uhr mit zwei Live-Bands steigen wird.

Der Eintritt ist frei, alle sind willkommen.

Das Seminar „Stadt(t)räume“ hatte seine Ideen schon während der städtischen „Visionen 2030“ jüngst in der neuen Stadtbibliothek Sterkrade vorgestellt. Axel J. Scherer erzählt vom „Stadtrundgang mit Samenbomben bei strömendem Regen“ – und von jener „unglaublichen Blüte“, zu der die Seminarabende mit Schere, Wellpappe, Bauklötzchen und Modellbäumen geführt hatten: „Wir entwickelten als Realisten wieder Utopien.“ Anke Troschke ergänzt: „Man denkt manchmal besser mit den Händen.“ Das Fraunhofer-Institut Umsicht habe großes Interesse gezeigt. Auch „Vertreter fast aller Parteien“, weiß Axel J. Scherer, haben bei den „Stadt(t)räumen“ reingeschaut.

Und das „Theorie“-Seminar mit dem Titel „Wie, wozu, warum?“ stellt sich der von vielen gestellten, großen Frage, so Jennifer Bittner: „Wie kriegen wir die Freie Universität ins nächste Semester?“ Die Antwort heißt „Uni on Tour“.

Das Ringseminar arbeitet noch

Das Parterre im Bahnhofsturm müssen die Seminaristen ohnehin bald verlassen, denn es wird als letzte Etage – voraussichtlich vom Frühjahr an – saniert. „Wenn man tourt“, meint Lukas Hegemann, „erreicht man noch mehr Leute“. Offen ist noch die Frage, ob die „Uni on Tour“ bereits im Herbst starten kann oder zu Beginn 2017.

Zu früh für eine Bilanz ist es nur für das Ringseminar „Geflüchtet & hier“, denn das bietet in den letzten Februar-Tagen noch einige Termine. So referieren am heutigen Mittwoch um 19 Uhr – natürlich im Kitev-Turm – Behshid Najafi und Anna Vielhaber „zu spezifischen Aspekten der Migration von Frauen“.

Der schönste Erfolg für die Dozenten-Riege? Wie schnell sich die „freie Uni“ in Oberhausens alter Mitte als Begriff etablierte, meint Stefan Schroer. Selbst Geschäftsleute und Wirte, die sonst mit Aushängen zögerlich sind, forderten von René Jankowski: „Wir brauchen mehr Plakate“