Oberhausen. Im Gartendom präsentierten Urbane Künste Ruhr ihr Programm für 2016. Oberhausen ist mit „Actopolis“ dabei und als Startpunkt für „Truck Tracks“.
Im eisigen Gartendom blickten die Chefin der Urbanen Künste Ruhr und ihre Gesprächspartner direkt auf den Kulturanspruch der Karnevalisten: „Wir fördern das gesellschaftliche Leben in der City“, so die Aufschrift an der Flanke des Elferrat-Wagens der KG Rot-Weiß 1889. Die Nachfolgeorganisation des Kulturhauptstadt-Büros tönte allerdings noch weit vollmundiger: „Wir bauen eine neue Stadt.“
So lautet der Slogan über dem als großformatiges Faltblatt aufgelegten 2016er Programm der Urbanen Künste. Katja Aßmann ergänzte: „Eigentlich sind alle Projekte über drei Jahre gedacht“, so die Künstlerische Leiterin der Gelsenkirchener Kultur-Anstifter, „mit meist ausführlichen Recherchen vorab“.
Von Athen bis Sarajewo
Das gilt auch für das zentrale Oberhausener Projekt, für das sich die Urbanen Künste mit dem Theater, den Kurzfilmtagen und der Ludwiggalerie verbündeten: „Actopolis“ startete bereits im vorigen Herbst mit einer Tagung der Beteiligten aus fünf südosteuropäischen Hauptstädten plus Ankara / Mardin in Oberhausen. Katja Aßmann nannte das Theater am Will-Quadflieg-Platz ganz folgerichtig „unser Goethe-Institut“.
Künstler von Athen bis Sarajewo werden wieder zu Residenzen anreisen, kuratiert von der hier bereits bekannten „Geheimagentur“: Die europäischen Gipfeltreffen krönt dann ein elftägiges Stadtfestival vom 1. bis 11. September. Theaterintendant Peter Carp erinnerte an frühere Projekte der Geheimagentur – von der „Schwarzbank“ mit ihrer immerhin für 14 Tage funktionierenden „Parallelwährung“ bis zum „Wettbüro auf unwahrscheinliche Ereignisse“. Das einstige „Wettbüro“ im Hauptbahnhof werde erneut zum Hauptquartier für die kunstbeflissenen Geheimagenten.
Hörspiele als „Single“ oder „Album“
Kein „exklusiv“ Oberhausener Projekt – aber eines, das hier PS-stark durchstarten wird – sind die „Truck Tracks Ruhr“: Effektbewusst war der blitzblanke Truck mit der verglasten Flanke in die Mitte des Gartendoms eingeparkt. Katja Aßmann beschwärmte aber zunächst die frühere Kohlenmischanlage der Zeche Osterfeld, die sie bereits Ende der 1990er als Mitarbeiterin der Internationalen Bau-Ausstellung (IBA) Emscher Park kennengelernt hatte: eine „Landmarke“, aber kein Schauplatz der Urbanen Künste-Saison.
Das volle Programm
Von Urban School Ruhr bis „Well, Come“ verantworten die Urbanen Künste 2016 (und teils darüber hinaus) insgesamt neun große Projekte – auch die dritte Emscherkunst-Triennale geht im Juni an den Start. Ankerpunkt ist dann aber nicht mehr der Kaisergarten mit der geliebten „Slinky“- Brücke, sondern Recklinghausens „Strom und Leben“-Museum.
Orientierung in der Fülle von April bis Dezember bieten das in den Ruhrkunstmuseen (und vielen weiteren Orten) ausliegende Faltblatt „Wir bauen eine neue Stadt“ sowie online urbanekuensteruhr.de – übrigens mit einem spektakulären Foto-Blick aus der Zuschauertribüne des Glas-Trucks.
Dafür soll der schimmernde Lastwagen, „dieses riesengroße Forschungsinstrument“ um so mehr Menschen erreichen. Jörg Karrenbauer von der Gruppe „Rimini Protokoll“ erläuterte das spielerische Konzept: Der Truck als fahrbarer Zuschauerraum sei „Abspielstation für fünfminütige Hörspiele“ – und als solche vom 21. April 2016 bis 21. April 2017 ein volles Jahr unterwegs im Revier. Die Premiere steigt in Oberhausen.
Jeweils sieben Orte in sieben Städten – von OB bis RE – stellen die Hörspiele vor. Katja Aßmann: „Wir erleben also 49 künstlerische Positionen.“ Wer zusteigt kann sich einem Hörspiel-Ort als „Single“ widmen – oder ein ganzes „Album“ genießen. Jörg Karrenbauer: „Das ist die Fahrt am Abend.“ Also einsteigen und hinter Glas über die Straßen rauschen.