Oberhausen.. 21-Jähriger will ein altes Rittergut in Sachsen kaufen. Eine Sprecherin ließ verlauten, er wolle darin ein KZ errichten. Vorbesitzer war ein Neonazi.
Mit der Aussage, in einem alten Rittergut in Sachsen ein Konzentrationslager errichten zu wollen, sorgt ein Mann aus Oberhausen derzeit deutschlandweit für Aufsehen. Über die Hintergründe und wahren Absichten lässt sich bislang nur spekulieren. Sicher und mehrfach bestätigt sind folgende Informationen:
Bei der Immobilie handelt es sich um das sogenannte Rittergut Sahlis im Landkreis Leipzig. Bis zur Zwangsversteigerung war dieses Gut in Besitz eines bundesweit bekannten Neonazis: Karl-Heinz Hoffmann, Gründer der gleichnamigen und bereits seit 1980 verbotenen Wehrsportgruppe.
Situation nicht aufgelöst
Doch Hoffmann, der für die Instandsetzung der alten Gemäuer auch öffentliche Gelder kassiert hatte, hat seine Rechnungen nicht bezahlt und hohe Schulden bei den dortigen Abwasserbetrieben angehäuft. Es kam zur Zwangsversteigerung am Amtsgericht Leipzig.
Der Oberhausener bekam den Zuschlag. 160.000 Euro hat der Mann, der nach Medienberichten erst 21 Jahre alt sein soll, geboten. Selbst persönlich in Erscheinung getreten ist er bislang allerdings nicht. Über eine Sprecherin ließ er bei einem Termin am Leipziger Amtsgericht verlauten, er wolle in dem ehemaligen Rittergut ein Konzentrationslager errichten. Das mediale Echo war danach groß. Aufgelöst oder geklärt hat der Oberhausener die Situation aus eigenem Antrieb bislang nicht.
Die Leipziger Staatsanwaltschaft hat nach den Äußerungen eine mögliche Anzeige wegen Volksverhetzung und der Verharmlosung von Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg geprüft. Von einer Strafanzeige habe man aber abgesehen, sagt ein Sprecher.
Aggressive Marketingmasche?
Der Vorbesitzer des Ritterguts, Karl-Heinz Hoffmann, hat mittlerweile Beschwerde gegen das Verfahren eingelegt. Diese wird nun geprüft, bestätigt ein Sprecher des Gerichts. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Ritterguts steht also aus.
„Wir hängen in den Seilen und müssen abwarten“, beschreibt Peter Hiensch die aktuelle Situation. Hiensch ist technischer Direktor des Abwasserzweckverbandes Wyhrtal, der die Zwangsversteigerung des Ritterguts einst in die Wege geleitet hat. Er hoffe darauf, dass die Äußerung des Käufers „nur“ eine „aggressive Marketingmasche“ sei. Die Hilflosigkeit in seiner Stimme ist deutlich zu hören. Außer Name und Wohnort wisse er nichts über den Käufer, auch eine Anfrage beim Oberhausener Einwohnermeldeamt habe keinerlei Erkenntnisse gebracht.
Unternehmen an der Düppelstraße
Der Name des Oberhausener Bieters ist auch unserer Redaktion bekannt. Telefonische Kontaktdaten liegen nicht vor. Das Leipziger Amtsgericht bestätigt auf Nachfrage, dass er in 46045 Oberhausen gemeldet ist. Ein Blick ins Handelsregister verrät zudem: 2014 hat ein Mann mit gleichem – vergleichsweise seltenem – Namen eine Firma für die Vermittlung von Handwerksaufträgen gegründet. Als Sitz des Unternehmens war eine Adresse an der Düppelstraße angegeben. Nur wenige Monate später wurde dieses Unternehmen von Amts wegen wieder aus dem Register gelöscht.
Der Oberhausener muss den Kaufpreis von 160 .000 Euro bis zum 23. März überweisen.