Oberhausen. . Landwirt Hermann Hagedorn düngt zum Saison-Auftakt seine Felder in Sterkrade mit Gülle. 300.000 Liter brachte eine Firma auf zehn Hektar Fläche aus

Dass es Landwirte nicht immer leicht bei der Bevölkerung haben, weiß Hermann Hagedorn nur zu gut. Er führt seinen Bauernhof in Sterkrade-Schwarze Heide, den er von seine Eltern übernommen hatte, schon seit über 25 Jahren. Immer am Anfang einer vegetativen Saison, also am Ende des Winters, muss er seine Felder düngen. Denn schließlich würden ohne den Gülle-Dünger, Mais und Getreide nicht gut gedeihen und damit hätten seine Rinder nicht genug zu fressen – was Hagedorn wieder schaden würde.

„Es heißt oft, dass ich mit Gülle herumspritze und die Gegend verpeste“, sagt Hagedorn. Das stimmt natürlich nicht. Der Landwirt düngt immer mit eigener Gülle nach gültigen Vorschriften. „Die Geruchsbelastung ist spätestens nach einem Tag wieder weg. Gerade bei den kalten Temperaturen“, betont Hagedorn.

170 Kilogramm Gülle darf pro Jahr ausgebracht werden

Auch darf er nur bis zu 170 Kilogramm Gülle pro Hektar und Jahr auf seine landwirtschaftlichen Nutzflächen in Buschhausen, Holten, Sterkrade und Weierheide ausbringen. So steht es in den streng reglementierten Düngeregeln. Darin ist alles festgehalten, also wann, wo und wie viel Hagedorn düngen darf. „Ich achte penibel drauf, alles einzuhalten. Außerdem werde ich stark kontrolliert und muss alles protokollieren“, erklärt der Landwirt. Er sei sozusagen gläsern.

Die Toleranz der Anwohner habe sich aber in den vergangenen Jahren gebessert, berichtet der 46-Jährige. „In Sterkrade sind die Menschen gelassener geworden und beschweren sich kaum noch über die Gülle.“ Mit der Ausbringung der Hagedornschen Tierfäkalien auf zehn Hektar Nutzfläche - das sind rund zehn Fußballfelder - wird seit Jahren die Firma Weßels aus Recklinghausen beauftragt. Hierzu sind spezielle landwirtschaftliche Fahrzeuge im Wert von 600 000 Euro von Nöten. „Ich bin froh, dass die Firma für mich aus Recklinghausen anreist. Es gibt kaum noch Firmen, die die Gülle-Ausbringung im Ruhrgebiet anbieten“, sagt der Agrarexperte.

Wetter ist entscheidend

Aber nicht nur die teuren Traktoren mit Zubringer-Fässern und riesigem Güllefass sind entscheidend, sondern vor allem auch das passende Wetter. Mit einer Wetter-App hat Hermann Hagedorn wochenlang nach dem günstigsten Tag Ausschau gehalten. „Das Wetter muss stimmen. Es darf nicht regnen, sollte aber bewölkt und kalt sein“, sagt er.

Bei Regen verdreckten die Maschinen, die von Feld zu Feld fahren, die Straßen und dann hätte er ein großes Problem mit dem Ordnungsamt, sagt der Mann aus Schwarze Heide. Die Felder des Landmanns liegen nämlich mitunter kilometerweit auseinander, neuerdings auch in Dinslaken-Hiesfeld. Allein das erfordere schon ein hohes Maß an Logistik, erklärt Hagedorn. Dazu sei es beachtlich, wie die Traktorfahrer von Weßels die engen Straßen angesichts des starken Verkehrs meistern würden. Den Oberhausener Autofahrern würde sie ja etwas Geduld abverlangen.