Oberhausen. Für eine Ausstellung verlässt der Verein für aktuelle Kunst die Farbfeldmalerei: Vier Kölner erschaffen ein Seh-Erlebnis ganz unterschiedlicher Werke.

Wenn jemand, bekannt für seine konsequente bis strenge Haltung, mal einen schwungvollen Ausfallschritt abseits der geraden Linie wagt – dann darf man freudig gespannt sein. Beliebigkeit würde man dem Verein für aktuelle Kunst sicher niemals unterstellen. Und doch zeigen die vier Künstler der Ausstellung „Vierzueinszuvier“ von Sonntag an im Zentrum Altenberg ausdrücklich keine Farbfeldmalerei, zeigen sich geradezu verspielt in den überraschenden Korrespondenzen zwischen ihren Positionen. Sogar die 64 Symbole des chinesischen Orakels I Ging kamen ins Spiel.

„Es geht uns um die Gesamtwirkung des Projekts“, sagt Claudia Larissa Artz. „Um zu möglichst guter Wirkung zu kommen, nehmen wir uns alle zurück.“ Als Künstlergruppe sehen sich die Vier nicht – finden aber immer wieder gerne zu gemeinsamen Ausstellungen zusammen. Und erschaffen in der weiten Halle mit ihren Kabinetten aus Stellwänden „ein Seh-Erlebnis“, wie Wolfgang Lüttgens sagt. „Wir haben uns nicht ohne Grund zusammen getan.“

Wie in flirrender Bewegung wirken die filigran verschlungenen Linien der Artz’schen Tuschezeichnungen mit dem Titel „Die Ringe durchbrechen“. Jedes Blatt ist das Werk eines Tages. Geometrische Feinmalerei sind die Gemälde der 46-Jährigen (und Jüngsten der Vier): in vielen feinen Schichten komponiert aus Pigmentfarben plus Acrylbinder.

„Action-Painting“ mit Bootsdeck

Ulla Bönnen gelang die Kunst, ein am Rheinufer gefundenes, zerbrochenes Ruderbootsdeck „malen“ zu lassen: Über die schnittig nach unten weisende Holzspitze des Bugs ließ sie maritimes Blau und Grün fließen. „Ein kurzer Moment“, sagt die 53-Jährige. Aber sie war schnell genug, um ein Gaze- und ein Papier-Blatt mit ihrer Variante des „Action-Painting“ zu füllen. Neben diesem, den Blick fangenden Entree, zeigt die vielseitige Fotografin, Malerin und Bildhauerin am anderen Ende der Halle eine Skulpturen-Reihe: Fundsachen aus Holz und Metall sind mit sicherem Blick für Verwandlungen so collagiert, als wären es große Zimmerpflanzen.

Vier Wochen in der Kunsthalle

Seine erste Ausstellung des Jahres im Zentrum Altenberg eröffnet der Verein für aktuelle Kunst am Sonntag, 13. März, 11.30 Uhr. „Vierzueinszuvier“ ist bis zum 10. April zu sehen, geöffnet freitags und samstags 16 bis 18 Uhr,sonntags 11 bis 13 Uhr. Die Ausstellung schließt mit einer Finissage zu Musik.

Farbfeldmalerei plus Objektkunst folgt mit der nächsten Ausstellung des Trios Christian Buchloh, Armin Turk und Thomas Vinson vom 22. Mai bis 25. Juni. Eine Vorschau auf 2016 gibt online die Seite vfakr.de

Vor einer Bilderreihe von Wolfgang Lüttgens folgert der erste Blick sicher: Farbfeldmalerei. Falsch, denn es sind monochrom überlagerte Fotografien und die Rahmen, Winkel und Wände seines Ateliers lassen sich beim genaueren Blick teils erahnen, teils erkennen. Eine Wand mit 32 Aufnahmen, jetzt perfekt „naturalistisch“ fotografiert, zeigt Neonröhren in allen denkbaren Variationen der Linienführung. Die Wirkung ist zauberhaft. „Wie eine antike Schrift“, sagt der 59-Jährige.

Und Thomas Kemper (58), den der Verein für aktuelle Kunst bereits vor acht Jahren mit seiner virtuosen gestischen Malerei nach Oberhausen eingeladen hatte, übernahm vom Komponisten und Zeichner John Cage das Vertrauen aufs I Ging: Ein Winkel der weiten Halle wurde so zum „Zufallskabinett“ aus 20 kleinformatigen Arbeiten der vier Künstler. Auch hier ist die Wirkung wunderlich betörend: als blickte man auf eine private Sammlung aus alter Zeit.