Oberhausen. Theaterproduktion war Herzstück des Empfangs zum Internationalen Frauentag. LVR-Industriemuseum bot die passende Kulisse. Und Rosen zum Abschied.
„Laute Frauen“, eine Theaterproduktion von und mit Veronika Maruhn, war das Herzstück des Empfangs zum Internationalen Frauentag im LVR-Industriemuseum. Vier Darstellerinnen schlüpften an verschiedenen Museumsorten in die Rollen bemerkenswerter Frauen, die bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts „ihre Stimme erhoben, mutig waren, Rollen gebrochen haben, um für Rechte einzustehen“, wie Britta Costecki, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, es ausdrückte.
Flüstertüten von den Zonta-Frauen
Musikschüler führten die etwa 100 Teilnehmerinnen des Empfangs, Frauen aus Wirtschaft, Politik, verschiedenen Institutionen und Ehrenamtlerinnen, in vier Gruppen aufgeteilt zu den einzelnen „Bühnen“. Dort begegneten sie den Akteurinnen Veronika Maruhn als Chanson- und Liedsängerin Claire Waldoff (1884 - 1959), Nadine Mannel als Thea Rasche, erste deutsche Frau mit Kunstflugschein, die die Freiheitsstatue umflog (1899 - 1971), Sibylle Hummel als Katharina Richtmann, Frau aus Oberhausen, die am Lehrerinnen-Zölibat scheiterte und sich später für eine alkoholfreie Trinkhallenkultur einsetzte sowie Simone Röbern als Clara Zetkin (1857 - 1933), sozialistische Politikerin, Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin.
Jede der vier Stationen war ein fesselndes, kleines Theater-Erlebnis, das eintauchen ließ, in eine vergangene Zeit, gleichwohl aber die enorme Frauenpower der jeweiligen Persönlichkeit spürbar werden ließ. Da schwärmte „Claire“ vom lesbischen Berliner Nachtleben, „Thea Rasche“ von ihrer „Flamingo“ und den Begegnungen mit amerikanischen Fliegerinnen. Da überzeugten „Richtmann“, die ihre Fahrt zum Lehrerseminar so plastisch schilderte und „Zetkin“, die so eindrucksvoll erklärte, dass das Wahlrecht besonders den ausgebeuteten Frauen zustünde und die dann, um Jahre gealtert, zum Widerstand gegen die NSDAP aufrief.
Die Zuschauerinnen waren von dieser „Reise“ zu den lauten Frauen höchst beeindruckt und angetan. Es gab noch Gelegenheit sich auszutauschen. Am Museums-Ausgang waren es die Zonta-Frauen, die zum Lautsein aufriefen. Sie überreichten den Teilnehmerinnen neben den obligatorischen Rosen zum Frauentag Flüstertüten. Übrigens, ein Mann war auch da: Oberbürgermeister Daniel Schranz. Er hatte den Abend eröffnet. Sein Fazit zu über 100 Jahren Kampf der Frauen um Gleichstellung: „Wir sind ihr ein großes Stück näher gekommen, aber es gibt noch Defizite, die wir beseitigen müssen, auch in Oberhausen.“ .