Oberhausen. Carolin Kebekus scherzt beim neuen Programm „Alpha Pussy“ im Ebertbad Oberhausen. Kleine Frau mit großer Klappe. Sie jault, brüllt, weint und poltert.
Wenn Carolin Kebekus spricht, möchte man sich eine Bierdose öffnen. Wenn Kebekus diese nicht schon längst mit einem schallenden Knirschen an ihrer Stirn plattgedrückt hätte. Die 35-Jährige poltert am Montagabend durch zwei Stunden ihres neuen Programms „Alpha Pussy“, das weder vor den Finessen des weiblichen Verdauungstrakts, noch vor dem Kater nach einer durchzechten Nacht Halt macht. Kein Wunder, die mächtig angesagte Spaßmacherin aus Köln steckt schon früh den Weg der Lachsalven ab: „Damit ist das Niveau klar, wer Zweifel hat, es wird nicht besser!“
Die Trägerin der letztjährigen Einslive-Comedy-Krone holt im ausverkauften Ebertbad die eigentlich für November vorgesehene Tour-Vorschau nach, obwohl ihre Auftrittsreise quer durchs Land schon längst begonnen hat: „Statt der halben Scheiße gibt es jetzt die ganze.“
Damit stapelt die Comedian ausnahmsweise tief. Wer sich auf das stimmliche Wechselspiel einlässt, erhält einen amüsanten Tauchgang in Alltagswelten, für die ein Schnorchel ausreicht. In die Tiefseegewässer des deutschen Humors geht es nicht - muss es auch nicht.
Zuletzt sorgte Kebekus mit einer Parodie auf AfD-Frauke Petry in ihrer WDR-Fernsehshow „Pussy Terror TV“ für Lacher. Das Politische ist bei ihrem neuen Programm im Ebertbad aber dosiert. „Heute ist Köln dafür bekannt, dass Weiber begrapscht werden, früher dafür, dass schlecht Fußball gespielt wird.“
Kebekus: "Youtube zerstört mein Leben"
Im Ebertbad fühlt sie sich wohl. Hier spielte sie ihre ersten Programme vor kleiner Kulisse und kann nun häufiger in den rotzigen kölschen Akzent wechseln. „Ihr versteht mich wenigstens!“ An anderen Spielorten sei das anders gewesen. In Bayern konnten sie nicht einmal etwas mit einem „Wegbier“ anfangen.
Carolin Kebekus ist keine Frau der leisen Töne. Sie jault, brüllt, weint und poltert. Kleine Frau (1,64 Meter), große Klappe. Und so hebt sie die Deftigkeit auf ein Podest. Spricht wie eine 14-Jährige im besten Zicken-Teenageralter („Boa, Mama übertreib' nicht deine Rolle!“) oder flüchtet fast panisch vor dem Wahnsinn des Netzes: „Youtube zerstört mein Leben!“ Sie klagt, dass ihr Hirn verkümmert und sie mittlerweile Leuten bei öden Gesprächen gerne mit der Hand durch das Gesicht wischen möchte. „Nee, komm’ langweilig, das nächste Thema!“ Besser noch, jeder Mensch sollte einen Menüknopf besitzen, so dass sich das Wunschthema auswählen lässt: „Interessant? Gute Bewertung?“ Schlimmer seien sowieso nur noch Online-Kommentare. Leute, die anderen Leuten die Rechtschreibfehler korrigieren. „Vor Bastard kommt ein Komma, du Bastard!“ Derbe Note.
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Jung sein ist langweilig geworden, findet Frau Kebekus. Heute demolieren die 18-Jährigen bei sturmfreier Bude nicht mehr das Wohnzimmer, sondern stellen sich die Espresso-Maschine in den Keller.
Mutter aller Tupperdosen-Sprüche
Kebekus lehnt sich zurück, verzieht das Gesicht: Eine Fehde mit Schlagersängerin Helene Fischer pflegt sie. „Die ist so perfekt. Die ist überall. Die macht mir Angst.“ Parfüm, das nach dem gewissen Nichts riecht. Wenn sie die Blondine sieht, hört sie das Flehen: „Folgt mir ins Licht!“ Für Kebekus steht fest: „Helene Fischer ist der Teufel!“ Mit solchen Ansichten hat sie sich schon Ärger eingefangen. Mit den Fans der beliebten Sängerin. Den Helene Fischer Ultras. „Und ich dachte, die FC-Fans seien Asi!“
Sie kann aber nicht nur derb, sondern auch ziemlich charmant: Wenn sie den Mütterspruch „Hör mal, denkste an die Tupperdose“ seziert oder über unerträglich hippe Eltern quatscht. „Mit der Mutter in die Disco? Meine würde sofort lüften!“ Für viele gibt es bei „Alpha Pussy“ verbale Ohrfeigen, nur wenige erhalten einen Kebekus(s).