Oberhausen. Comedian Bülent Ceylan bespaßte 9000 Fans in der ausverkauften Arena Oberhausen. Der “Monnemer Türk“ übt Gesellschaftskritik - nicht immer mit Tiefe.

Schon am Anfang macht er Lärm: Bang, Boom, Bang, Feuerwerksraketen und Knaller böllern auf der Bühne der König-Pilsener-Arena in Oberhausen. Ein Heavy-Metal-Auftritt mit Stacheldraht, der sich auf der Leinwand um das Tourlogo hangelt — dabei macht Bülent Ceylan eigentlich Comedy. Lach-Salven in monströser Größe.

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„Mensch’, hot des ’schebbert“, sagt der Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters im besten Mannheimer Dialekt. Von Kleinkunst kann bei seinem neuen Programm „Kronk“ wirklich nicht mehr die Rede sein. 9000 Fans sorgen für eine ausverkaufte Arena. Der 40-Jährige wird zur krachenden Musik wie Hannibal Lector in einer Zwangsjacke auf die Bühne gefahren. Alles ist gigantisch.

„Die Deutschen schauen ja heutzutage bei so was immer etwas irritiert“, sagt der Langhaarträger nach all den Feuerwerk-Spielereien. Er formuliert eine klare Ansage gegen Extremismus und Terrorismus und dessen gedankliche Wunden in unserem Alltag: „Wir lassen uns das Lachen nicht nehmen.“

Humor soll bei Bülent Ceylan der Genesung dienen

Bülent Ceylan referiert in der mehr als zweistündigen Show eben über eine ziemlich „kronke“ Welt, was auf Hochdeutsch natürlich kranke Welt bedeutet — der Humor soll der Genesung dienen.

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Kronk ist wirklich vieles. Von politisch bis banal. So driftet die Gesellschaftkritik von Pegida, dem Körperkult, den sozialen Netzwerken bis zu seltsamen Ansagen des iPhones inhaltlich wuchtig weit auseinander. Am breit gefächerten Spagat der Themen leidet manchmal die Tiefe. Auch wenn Bülent Ceylan Zotiges kaschiert, sind gespielte Macho-Posen bei den Lachern ein Selbstläufer. „Wir sind im Ruhrpott, da kann man es ja machen!“ Erst recht, wenn er sich verwandelt und Goldketten-Proll Hasan sprechen lässt. Auf die vergnüglichen Egos des 40-Jährigen müssen Fans nicht verzichten.

Richtig gut wird Bülent Ceylan, wenn er sich in keine Schablone quetschen lässt. Er scherzt sich unverkrampft durch die Nationalitäten — Deutsche, Türken, Griechen, Albaner. Alle bekommen gleichermaßen ihr Fett weg.

„Durchreiseführer“ in Österreich

Sogar einen Österreicher macht Ceylan in der Arena aus: „Nur einer? Gab es in Oberhausen eine Obergrenze?“ Er selbst reiste jüngst durch das Alpenland, fand dort aber nur „Durchreiseführer“.

Auch mit einer Veganerin hat er es nicht leicht: Und so schwadroniert Ceylan herzhaft über den Abschied nach Veganien und landet beim veganen Sex, der bekanntlich ohne Schweinereien auskommt. Beim „Monnemer Türk“, wie er sich selbst nennt, zünden die meisten Gags, kronke Welt hin oder her. Ein vergnüglicher Ausflug, der überwiegend kurzweilig ist.